Newsticker Juli: Aktuelles aus der Prozessindustrie 500 Millionen Euro: Biontech schließt Übernahme von KI-Unternehmen ab

Von Wolfgang Ernhofer Lesedauer: 44 min

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Im ständig aktuellen Newsticker fasst die PROCESS-Redaktion das Geschehen in der Branche kompakt zusammen. Ob Chemie-, Pharma-, oder Lebensmittelindustrie, alle verfahrenstechnischen Themen werden – ebenso wie politische und wirtschaftliche Nachrichten zur Prozessindustrie – zusammengefasst sowie manche Kuriosität.

(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

31.07.2023

Mainz (dpa) *14:53 Uhr – Biontech schließt Übernahme von britischem KI-Unternehmen ab

Biontech hat die Anfang des Jahres angekündigte Übernahme des auf künstliche Intelligenz (KI) spezialisierten britischen Unternehmens Insta Deep abgeschlossen. Diese bislang größte Übernahme in der Firmengeschichte von Biontech umfasst eine Zahlung von insgesamt rund 500 Millionen Euro in bar sowie Biontech-Aktien und noch ausstehende erfolgsabhängige Zahlungen, wie das Mainzer Unternehmen am Montag mitteilte. Biontech arbeitet nach eigenen Angaben schon seit 2019 mit Insta Deep zusammen und hatte sich im Januar 2022 im Zuge einer Finanzierungsrunde bereits an der in London sitzenden Firma beteiligt.

Die Übernahme bringt den Angaben zufolge rund 290 Beschäftigte in die Biontech-Belegschaft. Die Übernahme sei Teil der Strategie, Kapazitäten in der von KI-gesteuerten Arzneimittelforschung aufzubauen. Insta Deep soll als Marke erhalten bleiben und als Biontech-Tochter weiter auch Dienstleistungen für Kunden anderer Branchen wie Transport und Logistik, Industrie sowie Finanzdienstleistungen anbieten.

28.07.2023

München (dpa/lby) *16:39 Uhr – IHK besorgt wegen Schließung von 3M-Werk im Chemiedreieck

Die anstehende Schließung eines Chemiewerks des US-Konzerns 3M verstärkt in der bayerischen Wirtschaft die Ängste vor einer Abwanderung der Industrie. «Die Standortaufgabe wird auch Folgen für die bayerische, deutsche und europäische Anwenderindustrie haben», sagte Ingrid Obermeier-Osl, Vizepräsidentin der IHK München und Oberbayern, am Freitag. Die Entscheidung zur Schließung des Werks mit 700 Mitarbeitern im oberbayerischen Burgkirchen sei ein Alarmsignal an die Europäische Union.

Das Werk der 3M-Tochtergesellschaft Dyneon produziert Fluorpolymere. Das sind Chemikalien, die für viele Industrieanwendungen benötigt werden, sich aber dauerhaft im Boden und Wasser ablagern – so auch in Burgkirchen. Die EU will sämtliche per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) verbieten, auch in den USA gibt es entsprechende Diskussionen.

3M hat daher Ende vergangenen Jahres angekündigt, weltweit aus der PFAS-Produktion auszusteigen. Der Altöttinger Landrat Erwin Schneider und der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer (CSU) setzten sich anschließend für die Gründung einer Stiftung ein, um einerseits das Werk weiterbetreiben und andererseits eine Lösung für die Beseitigung der Altlasten finden zu können. Das hat 3M nunmehr endgültig abgelehnt, wie der Landrat am Donnerstag mitgeteilt hatte.

Für die bayerische Industrie besteht nun laut IHK das Problem, dass Dyneon zahlreiche Unternehmen mit den Spezialchemikalien beliefert und diese für manche Produkte essenziell sind. So sind PFAS fett-, wasser- und schmutzabweisend und werden daher unter anderem von Medizintechnikherstellern eingesetzt, um die hohen Hygienestandards einhalten zu können.

Die IHK sieht darin eine Schwächung des bayerischen Chemiedreiecks. «Unternehmen müssen die Fluorpolymere dann von neuen Lieferanten beziehen», sagte IHK-Vizepräsidentin Obermeier-Osl. «Dadurch werden sowohl die Preise steigen als auch Lieferabhängigkeiten, wie zum Beispiel von China, entstehen.»

Laut Landratsamt ebenfalls ungeklärt ist die Beseitigung der «großflächigen und tiefgründigen Verunreinigung in Boden und Grundwasser». Es zeichnet sich ein Rechtsstreit ab. Der Landkreis hat demnach eine Anwaltskanzlei mit der «Prüfung und Geltendmachung» von Haftungsansprüchen gegen 3M beauftragt.

Die EU-Pläne eines umfassenden PFAS-Verbots stoßen in Teilen der deutschen Politik auf heftigen Widerstand. Wortführer des Protests ist der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU), Sprecher für seine Ressortkollegen in den unionsgeführten Bundesländern.

Wien (dpa) *11:52 Uhr – OMV: Größter Gasfund in Österreich seit 40 Jahren

Der Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat nach eigenen Angaben den größten Gasfund in Österreich seit 40 Jahren gemacht. In 5000 Metern Tiefe sei in Wittau ein Gasfeld mit förderbaren Ressourcen von etwa 48 Terawattstunden – das entspreche 28 Millionen Fass Öläquivalent – gefunden worden, sagte OMV-Chef Alfred Stern am Freitag in Wien. Damit könne voraussichtlich die aktuelle heimische Gasförderung um 50 Prozent gesteigert werden.

«Das ist ein wichtiger Baustein der Diversifizierungsstrategie», sagte Stern. Um die Bedeutung von russischen Gaslieferungen weiter zu reduzieren, sei außerdem ein Vertrag mit BP über die Lieferung von bis zu einer Million Tonnen Flüssigerdgas (LNG) pro Jahr für zehn Jahre ab 2026 abgeschlossen worden.

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Aufgrund der sinkenden Preise für Öl und Gas liefen die Geschäfte des teilstaatlichen Konzerns im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich schlechter. Der Umsatz sank den Angaben zufolge um 35 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro, der Nettogewinn fiel um 73 Prozent auf 918 Millionen Euro. Der Gaspreis bleibt nach den Worten von Stern unter Druck. Die Speicherstände in Europa hätten früher als erwartet bereits jetzt die 80-Prozent-Marke überschritten.

Die OMV erhalte seit Februar 2023 wieder die in dem bis 2040 laufenden österreichischen Vertrag mit Gazprom zugesicherte Menge an Gas, sagte Stern weiter. Zur Frage, ob die OMV Anstrengungen unternehme, aus dem Vertrag auszusteigen, sagte Stern: «Wir sehen uns natürlich laufend unsere Rechtsposition an und haben auch eine sehr klare Strategie, wie wir hier vorgehen wollen.» Grundsätzlich bemühe sich der Konzern, der ausschließlich Industriekunden versorgt, seit geraumer Zeit, die Liefersicherheit auch ohne russisches Gas sicherzustellen, hieß es. Die OMV ist mit rund 22 000 Mitarbeitern eines der größten börsennotierten Industrieunternehmen Österreichs.

Cambridge (dpa) *09:54 Uhr – Astrazeneca will Gentherapie-Geschäft von Pfizer übernehmen

Der Pharmakonzern Astrazeneca will von Pfizer das Geschäft um Gentherapien für seltene Krankheiten kaufen. Für die Übernahme will der britisch-schwedische Hersteller bis zu einer Milliarde Dollar (900 Mio Euro) zuzüglich Lizenzgebühren für die Verkäufe auf den Tisch legen, wie er am Freitag in Cambridge mitteilte. Der Deal soll im dritten Quartal abgeschlossen werden. Astrazeneca unterstreiche damit seine Ambitionen, im Bereich Zell- und Gentherapien zu wachsen.

Im zweiten Quartal gelang es Astrazeneca erneut, den wegfallenden Umsatz mit Corona-Medikamenten auszugleichen. Der Konzernerlös der Monate April bis Juni stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf 11,4 Milliarden Dollar. Zu konstanten Wechselkursen fällt das Plus noch etwas besser aus. «Alle unsere Nicht-Corona-Segmente wiesen ein zweistelliges Umsatzplus aus», sagte Vorstandschef Pascal Soriot laut Mitteilung. Das bereinigte Ergebnis je Aktie (Core EPS) kletterte um ein Viertel auf 2,15 Dollar.

Ludwigshafen (dpa) *07:37 Uhr – BASF setzt nach Umsatz- und Ergebnisrückgang auf Sparprogramm

Der Chemiekonzern BASF treibt nach dem deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang im zweiten Quartal sein Sparprogramm voran. Bis Ende 2023 will der Konzern jährlich mehr als 300 Millionen Euro einsparen. «Zusammen mit den bereits laufenden Initiativen in unseren weltweiten Serviceeinheiten werden wir die Fixkosten bis Ende 2026 senken, sodass sie ab dann Jahr für Jahr rund eine Milliarde Euro weniger betragen werden», sagte Finanzchef Dirk Elvermann am Freitag.

BASF bekommt wie die gesamte Branche die schleppende Nachfrage vor allem in China zu spüren. Eine Erholung im zweiten Halbjahr scheint auszubleiben. Die Ziele für das Gesamtjahr strich der Konzern deshalb jüngst kräftig zusammen.

Nach den bereits kürzlich vorgelegten Zahlen sank im zweiten Quartal der Umsatz im Jahresvergleich um ein Viertel auf 17,3 Milliarden Euro. Grund waren insgesamt deutlich niedrigere Preise und Mengen. Auch negative Währungseffekte bremsten. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) und Sondereinflüssen ging um mehr als die Hälfte auf eine Milliarde Euro zurück. Der Gewinn brach von gut zwei Milliarden Euro im Vorjahr auf 499 Millionen Euro ein.

Für das laufende Jahr kalkuliert BASF mit einem Umsatzrückgang auf 73 Milliarden bis 76 Milliarden Euro, nach 87,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Zuvor war die Prognose mit angepeilten 84 Milliarden bis 87 Milliarden Euro deutlich höher. Beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebit) rechnet das Management nur noch mit 4,0 Milliarden bis 4,4 Milliarden Euro, statt mit einem Rückgang von knapp 6,9 Milliarden im Vorjahr auf 4,8 Milliarden bis 5,4 Milliarden Euro.

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