PROCESS Roundtable Energiemanagement Wieviel Energieeffizienz geht noch?

Autor / Redakteur: Anke Geipel–Kern & Dominik Stephan / Dipl.-Medienwirt (FH) Matthias Back

Die Energiewende – je nach Perspektive Schreckgespenst, Buzzwort oder Chance für die Prozessindustrie. Wie kann der Wandel gemeistert werden? Mit dieser Frage lud PROCESS Anwender, Stromerzeuger und Zulieferer zur Diskussion nach Würzburg. Das Ergebnis: Technologieimpulse, Kontroversen und ein Lob der Neugier…

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(Bild: Gollin/Vogel business Media)

Als wäre die Unsicherheit nicht groß genug… Gerade hatte die deutsche Industrie sich mit der Abschaltung der Kernkraftwerke abgefunden, das vorläufige Aus für das Fracking in Deutschland geschluckt – und jetzt das: Anfang des Jahres ließ der frischgebackene Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Bombe platzen. Die Industrie soll sich in Zukunft deutlich stärker an der Finanzierung der Energiewende beteiligen.

Der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten. In Anbetracht der Preisdifferenz für Strom und Gas würden Investitionen in Zukunft wohl eher im Ausland erfolgen, warnten Branchenverbände und Produzenten. Für den Neubau energieffizienter KWK-Anlagen könnte das unter Umständen das Aus bedeuten, ließen sich Chemieparkbetreiber zitieren.

Eine komplexe Gemenge-und Stimmungslage also und damit Grund genug, sich mit Energieerzeugern, Verfahrensentwicklern und Chemiefirmen an einen Tisch zu setzen: PROCESS hatte zum Round-Table-Gespräch 'Excellence im Energiemanagement' geladen. Wie kann die Prozessindustrie den gegenwärtigen Herausforderungen beim Thema Energieeffizienz begegnen? Was leisten die in den Unternehmen angestoßenen Energieexcellence-Programme? Geht überhaupt noch was, angesichts jahrelang auf Effizienz getrimmter Anlagen? Und wäre nicht Innovationsfreude das Mittel der Wahl, um den Status als Energie-Klassenbester zu halten?

Vorsprung durch Technik

Kein Zweifel: Wer heute eine Neuanlage errichtet, profitiert von Einsparpotenzialen, die es vor Jahren noch nicht gab. Das zeigt exemplarisch Matthias Böhms Paradebeispiel, die Bayer Integrated Site Shanghai.

Entstanden auf einem ehemaligen Reisfeld, ist der Verbundstandort vollgestopft mit dem Non-Plus-Ultra dessen, was Bayer Material Science an verfahrenstechnischen Innovationen zu bieten hat, z.B. mit einer TDI-Anlage, die mit dem Gasphasenverfahren arbeitet, das Energieeinsparungen von 60 % ermöglicht. Man sehe ganz klar, sagt der Head of Energy Excellence bei Bayer Material Science, dass an diesem Standort mit deutlich geringeren spezifischen Energieverbräuchen die gleichen Produkte hergestellt werden. Im Vergleich zu einem gewachsenen Standort seien Verbesserung um den Faktor 2 durchaus möglich.

Doch da der Neubau auf der grünen Wiese eben nicht die Regel ist, schlagen sich die Energiemanager im Alltag mit weitaus banaleren Themen herum. Etwa damit, Bewusstsein und Blick der Mitarbeiter für den Energieverbrauch einer Anlage zu schärfen. Bei Bayer setzt man dazu auf Online-Monitoring-Tools, die visualisieren, durch welchen Betriebsparameter der Anlagenfahrer gerade eine Abweichung von seinem Optimum verursacht hat. „So sieht er direkt, was die eigene Tätigkeit im Hinblick auf Energieverbrauch und Kosten für eine Auswirkung hat“, präzisierte Böhm.

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