Kreislaufwirtschaft Kunststoff-Wirtschaft fordert faire Chancen für chemisches Recycling
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Akteure der gesamten Wertschöpfungskette für Kunststoffe haben sich an die Politik gewandt, um bessere Rahmenbedingungen für das chemische Recycling in Deutschland zu schaffen. In einem Papier mit Vorschlägen in neun Handlungsfeldern fordern sie unter anderem die Berücksichtigung des Einsatzes von Pyrolyseöl beim Rezyklatanteil von Verpackungen.

Produktstatus für Erzeugnisse des chemischen Recyclings, Einführung von Rezyklat-Einsatzquoten, Anerkennung von Massenbilanzen – dies sind drei der zentralen politischen Handlungsfelder, die die Mitglieder des Unternehmerforums chemisches Recycling (UFCR) als Hindernisse für das chemische Kunststoffrecycling in Deutschland identifiziert haben. In dem jetzt vorgelegten Papier „Handlungsfelder der Politik für die Rohstoffwende und die Transformation zu einer zirkulären Wirtschaft mittels chemischen Recyclings in Deutschland“ präsentieren die Unternehmen – von Kunststoffherstellern über -Verarbeiter bis zu -Recyclern – neun Bereiche, in denen der Gesetzgeber die Weichen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen stellen soll.
Organisiert und moderiert wird das UFCR durch den Thinktank Industrielle Ressourcenstrategien. „Mit dem gegenwärtigen gesetzlichen Rahmen lässt sich in Deutschland chemisches Recycling im industriellen Maßstab nicht wirklich wirtschaftlich und rechtssicher realisieren. Da das Ziel, weniger fossil produzierte Kunststoffe einzusetzen, von Bundesregierung und Wirtschaft klar formuliert ist, besteht Handlungsbedarf“, so Thinktank-Geschäftsführer und UFCR-Moderator Dr. Christian Kühne. „Ohne chemisches Recycling wird es keine umfassende Kreislaufwirtschaft für Kunststoffabfälle geben.“
Nach Auffassung der Unternehmen beschleunigen beispielsweise verpflichtende Rezyklat-Einsatzquoten in Verpackungen und anderen Anwendungen die Transformation von fossilen hin zu zirkulären Rohstoffen. Wirklich ambitionierte Ziele der Rohstoffsubstitution ließen sich nur erreichen, wenn auch Sekundärrohstoffe aus dem chemischen Recycling, z. B. Pyrolyseöl, berücksichtigt werden, so das UFCR. Hierzu seien Investitionen in die Sammel-, Sortier- und Recyclinginfrastruktur erforderlich sowie der gesicherte Zugang zu Abfällen, die nicht im mechanischen Recycling verarbeitet werden können.
Endkonsumenten sollen außerdem durch ein entsprechendes Label transparent über tatsächliche Rezyklatgehalte informiert werden. Zukünftige Produkt-Claims müssten eindeutig zwischen Rezyklaten (physisch nachweisbarer zirkulärer Inhalt) und zugeordneten Rezyklaten, wie sie das massenbilanzierte chemische Recycling liefert, unterscheiden, heißt es in dem Papier.
Die Verfasser des Papiers bemängelten außerdem, dass im Verpackungsgesetz chemisch recycelte Kunststoffe bislang nicht für die bestehenden Recyclingquoten anerkannt werden. Im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung angekündigt, dies zu ändern. Das UFCR legte dazu nun einen Vorschlag auf den Tisch, der faire Bedingungen für das mechanische und chemische Recycling schaffen soll: § 16 Absatz 2 des Verpackungsgesetzes soll dahingehend ergänzt werden, dass die dualen Systeme über die ersten 63 % der werkstofflichen Verwertungsquote für Kunststoffe hinaus die chemischen Recyclingverfahren einsetzen können, um eine höhere Recyclingquote zu erreichen.
Die Mitglieder des UFCR unterbreiten der Politik einen Vorschlag, wie ihrer Auffassung nach ein attraktiver Rahmen sowie faire Bedingungen für das mechanische und das chemische Recycling aussehen können. So entstünde Rechtssicherheit für die Unternehmen, damit Investitionen in nachhaltige Technologien in Deutschland attraktiv seien. Dies wäre auch ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung des Chemie- und Industriestandortes Deutschland.
Die Vorschläge für neun Handlungsfelder:
- Abfallhierarchiestufe 3 für das chemische Recycling
- Ende der Abfalleigenschaft durch REACH-Registrierung
- Nutzung spezifischer und flexibler Massenbilanzen-Verfahren
- Anpassung des § 16 Absatz 2 VerpackG
- Produktspezifische Rezyklat-Einsatzquoten
- Investitionen und Lenkungswirkung - weg von der Verbrennung hin zum Recycling
- Sortierung haushaltsnaher Siedlungsabfälle
- Konsequenter Vollzug des KrWG und der GewAbfV
- Etablierung einer einheitlichen und unabhängigen Stelle und Datenerfassung aller Abfälle und Recyclingverfahren sowie von Zertifikaten
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