Wasseraufbereitung/Dekanter Wasser gut, alles gut: Wasseraufbereitung in Indien bringt das Leben im Bengaluru-See zurück

Von Dominik Stephan

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Indien ist vielerorts ein Land des Wassers: Gewaltige Ströme, tausende Seen und der Ozean prägen des Gesicht des Subkontinents. Allerdings werden derzeit kaum mehr als ein Drittel der Abwässer in Indien aufbereitet - die Folgen für die Milliardenbevölkerung sind erheblich. Doch es gibt Beispiele, die Mut machen - und Technologien, die helfen, das Leben zurück zu bringen.

Die Bürger von Bengaluru erlebten unmittelbar vor ihrer Haustür die Auswirkungen der zunehmenden Verstädterung auf die Wasserressourcen.
Die Bürger von Bengaluru erlebten unmittelbar vor ihrer Haustür die Auswirkungen der zunehmenden Verstädterung auf die Wasserressourcen.
(Bild: Amith Nag)

Sinkende Wasserstände, fragwürdige Wasserqualitäten – Die Bürger von Bengaluru (Indien) erlebten unmittelbar vor ihrer Haustür die Auswirkungen der zunehmenden Verstädterung auf die Wasserressourcen. 2017 schockierten Bilder eines eines stark verschmutzten Bellandur-Sees, der buchstäblich in Flammen stand und Rauchwolken aufsteigen ließ, die Weltöffentlichkeit. Doch damit soll jetzt Schluss sein: Dank der Planungen und Investitionen der nationalen und regionalen Regierungen werden in den indischen Städten Hunderte von Wasseraufbereitungsanlagen gebaut - nicht zuletzt auch Dank Technologien des Maschinen- und Anlagenbauers Gea.

Raman Mehta, Vice President des Gea-Werks in Bengaluru lebt selbst nahe des Sarakki-See in der Stadt: „Der Sarakki ist einer der größten Seen in Bengaluru. Schon immer galt der Sarakki als einer der schönsten Seen der Stadt und beherbergte eine reiche Tierwelt, darunter Tausende von Vögeln, bis er im Jahr 2012 zu schrumpfen begann und eine Verschlechterung der Wasserqualität einsetzte", erklärt Mehta. "Nach monatelanger Untersuchung und Forschung begannen die städtischen Behörden und die Anwohner gemeinsam mit den Arbeiten zur Revitalisierung des Sees."

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Eigentlich ist das auf dem Deccan-Plateau in einer Höhe von etwa 940 Metern über dem Meeresspiegel liegende Bengaluru eine Stadt der Seen: Von insgesamt etwa 1.000 Süßwasserseen in der Region liegen 183 im unmittelbaren Stadtgebiet und Umland. Diese Wasserflächen waren lange Rückzugsgebiete für Tiere, wichtige Orte der Relgion und geschätzte Erholungsgebiete sowie wichtige Trinkwasserquellen.

Zwischen Wirtschaftswachstum und Wasserwelten

Seit den frühen 1990er Jahren hat die zunehmende Verstädterung – angeführt vom massiven Wachstum der IT-Industrie – zu einem enormen Anstieg der Stadtbevölkerung geführt. Die Folgen sind bekannt: Aufgrund des enormen Bedarfs an Süßwasser und einer unzureichenden Infrastruktur zur Abwasser-Aufbereitung, gelangte die Verschmutzung in die miteinander verbundenen Seen und Bäche und erreichte ein untragbares Ausmaß. Die ehemals vorhandene Tierwelt verschwand, der Wasserstand sank und die Seen waren nicht mehr für menschliche Aktivitäten geeignet.

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"Als Teil des behördlichen Plans zur Revitalisierung wurde am See eine Kläranlage mit einer Kapazität von 5 Millionen Litern am Tag installiert, um die Abwässer zu reinigen. In den letzten Jahren habe ich an diesem See gelebt und konnte seine allmähliche Veränderung miterleben“, erklärt Raman Mehta. Diese Anlage nutzt als zentralen Baustein der Verfahrenstechnik Dekanter-Zentrifugen des Typs Environemental Decanter von Gea, um Millionen von Litern Wasser aus dem aufbereiteten Klärschlamm zurückzugewinnen. Dieses wird in der Kläranlage aufbereitet, bevor es in die Wasserläufe oder, wo möglich, in das Trinkwassersystem geleitet wird.

Dabei werden Dekanter-Zentrifugen in der letzten (dritten) Stufe des Wasseraufbereitungsprozesses eingesetzt, nach der primären und sekundären biologischen Aufbereitung. Auf diese Weise können Millionen von Litern biologisch aufbereiteten Abwassers zurückgewonnen, recycelt und wiederaufbereitet werden, bevor sie direkt in Seen und andere Wasserläufe eingeleitet werden.

Bengaluru blickt aufs Wasser: Aufbereitungslösungen gesucht

V. S. Narayanan, erfahrener Umweltprojektmanager und Berater verschiedener Ingenieurbüros, betont die Bedeutung von Dekanterzentrifugen für die Wasserrückgewinnung: „In einer neueren Initiative werden Projekte, die mit der Revitalisierung von Seen in und um Bengaluru begannen, nun auf den Bau von Kläranlagen zur Reinigung der Wasserläufe ausgeweitet, die direkt durch die Stadt fließen. Das Ziel ist es, Wasserläufe so weit zu reinigen, dass sie für Bootssport und andere Freizeitaktivitäten genutzt werden können. Die Reinigungs- und Umweltschutzbemühungen profitieren in hohem Maße von der Möglichkeit, Wasser mit Hilfe der Zentrifugentechnologie zurückzugewinnen. Die Umweltbehörde des Bundesstaates Karnataka schrieb als erste im Land vor, dass auch kleinere Wasseraufbereitungsanlagen mit einer Kapazität von weniger als 500.000 Litern pro Tag mit Dekanterzentrifugen ausgestattet sein müssen. Dank der Gea-Dekanter wird aus dem Prozessschlamm wertvolles Wasser zurückgewonnen.“

Bengaluru wird täglich mit 1400 Millionen Liter Wasser aus vier Stufen des Kaveri-Flusses versorgt, der etwa 100 km von Bengaluru entfernt liegt, und das mit einer Reihe von 2000-PS-Pumpen auf eine Höhe von fast 540 Metern gebracht wird. Das Wasser wird zunächst durch die Kläranlage des Flusses geleitet und dann in drei Stufen bis in die Stadt gepumpt. Zusätzlich werden weitere 400 Millionen Liter Wasser aus Bohrbrunnen und sauberem Seewasser gewonnen. Insgesamt werden also rund 1800 Millionen Liter Wasser für die Stadt erzeugt.

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Anderthalb Millionen Liter sauberes Wasser aus dem Dekanter

Dinesh Gehani, Regional Product Sales Manager APAC, Business Line Environment bei Gea, fügt hinzu: „Wir haben 55 Biosolids Decanter an Kläranlagen in Bengaluru geliefert. Die derzeit in Betrieb genommenen Dekantersysteme helfen dabei, jährlich 1,48 Milliarden Liter Wasser aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen, das wieder zur Weiterverarbeitung in das System zurückgeführt und dann in die Wasserressourcen eingeleitet wird. Das entspricht dem Volumen von etwa 600 olympischen Schwimmbecken. Es wird erwartet, dass im Laufe der nächsten Jahre weitere 1,22 Milliarden Liter Wasser pro Jahr zurückgewonnen werden können.“

Dabei bleibt noch viel zu tun: „Die bereits in den 1990er Jahren begonnene Revitalisierung des Bengaluru-Sees ist und bleibt ein gewaltiges Unterfangen", erklärt V. C. Kumar, ehemaliger Additional Chief Engineer (mittlerweile im Ruhestand pensioniert) des Bangalore Water Supply & Sewerage Board. „In Stadt und Umland wurden bereits 33 Kläranlagen mit einer Kapazität von mehr als 1.370 Millionen Liter täglich errichtet, drei weitere Anlagen mit einer Kapazität von 167 Millionen Liter täglich sind im Bau. 14 kleinere Kläranlagen mit einer Kapazität von etwa 124 Millionen Liter täglich sind in unterschiedlichen Fertigstellungsstufen, so dass die Kapazität zur Abwasseraufbereitung innerhalb des nächsten Jahres etwa 1.663 Millionen Liter täglich erreichen wird. Derzeit werden insgesamt 95 der 183 Seen der Stadt aufbereitet, und weitere Kläranlagen befinden sich in Planung, Bau und Inbetriebnahme.“

Indien will die Wasseraufbereitung im großen Stil voran bringen

Damit ist Begaluru nicht alleine: Eine ähnliche Entwicklung vollzieht sich in ganz Indien. In einem kürzlich veröffentlichter CPCB-Bericht (National Inventory of Treatment Plants) heißt es, dass im gesamten Land immer noch Kapazitäten von täglich 40.000 Millionen Liter für sauberes Wasser fehlen und dass landesweit nur 30 Prozent der Abwässer aufbereitet werden. Ziel sei es daher, innerhalb weniger Jahre landesweit 90 Prozent der Abwässer zu reinigen, und dies nicht nur in den Großstädten, sondern auch in kleineren Städten und Dörfern. Die Finanzierung erfolgt durch die indische Regierung und die regionalen Bundesstaaten, zusammen mit externen, internationalen Investitionsprogrammen, die den Bau von Kläranlagen im ganzen Land unterstützen.

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