Carbon2Chem Vom Abgas zum Rohstoff: Carbon2Chem macht Chemie aus CO2

Autor / Redakteur: Dominik Stephan* / Dominik Stephan

Die Chemikalien der Zukunft entstehen aus Shalegas, Biomasse, Reststoffen und Abgas – Tatsächlich arbeiten weltweit Chemieunternehmen und Institute an der stofflichen Nutzung von CO2 und Co. Läuten Projekte wie Carbon2Chem eine neue Ära der Kreislaufwirtschaft ein?

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Chemie aus Abgasen mit grünem Strom: Sogar Kohlendioxid kann ein Rohstoff sein – und dank intelligenter Laststeuerung auch die Energiewende unterstützen.
Chemie aus Abgasen mit grünem Strom: Sogar Kohlendioxid kann ein Rohstoff sein – und dank intelligenter Laststeuerung auch die Energiewende unterstützen.
(Bild: Grafik: PROCESS / Jennifer Beeger)

Ein klimaneutrales Stahlwerk. Chemie aus Abgas. Innovative Stromspeicher. Das sind die Ziele des Projekts Carbon2Chem, das Hüttengase der Stahlindustrie zur Produktion von Chemikalien nutzen will. Konsequent angewendet, könnten 10 % der deutschen CO2-Emissionen vermieden werden, so Experten.

Als besonders vielversprechend gelten die Synthese von Ammoniak sowie die Methanolsynthese aus CO, CO2 und Wasserstoff. Damit stünden zwei bewährte Basischemikalien zur Verfügung, von denen weltweit mehrere Millionen Tonnen benötigt werden.

Dabei ist die Vision der 'Chemie aus dem Schornstein' nicht neu: Seit Jahrzehnten arbeiten Forscher an Verfahren zur stofflichen Nutzung des extrem reaktionsträgen Abgas-Moleküls. Es dauerte fast vierzig Jahre, bis 2016 Verfahren wie die Herstellung von PUR-Schäumen mit CO2 (PROCESS berichtete) den Sprung aus dem Labor in die Industrie schafften.

Wo steht die stoffliche Nutzung von CO2? Und welche Rolle spielt ein ganz besonderer Schaum dabei? In diesem Beitrag erfahren Sie mehr:

Jetzt soll das Thyssenkrupp-Stahlwerk in Duisburg zeigen, dass die Abgas-Chemie kein Luftschloss bleiben muss. Der größte Hochofen Europas, die mit 250 Metern höchsten Kamine eines deutschen Stahlwerks und über 75 Millionen Tonnen Roheisen in 20 Betriebsjahren allein eines Ofens unterstreichen den Maßstab des Projekts.

Mit Klein-Klein gibt man sich in Duisburg nicht ab, was die Stahlindustrie in den Augen vieler Experten zum perfekten Kandidaten für die Nutzung von CO2 und Co macht – Immerhin ist die Branche für etwa 51 Millionen Tonnen CO2 im Jahr verantwortlich.

Vom Labor in den Betrieb

2016 begann Thyssenkrupp mit dem Bau eines Technikums, das Ergebnisse aus der Grundlagenforschung im industriellen Maßstab erproben soll. Die Demonstration für Gasreinigung und Wasserelektrolyse im Technikumsmaßstab läßt sich der Konzern 33 Millionen Euro kosten.

Um Dekarbonisierung geht es auch auf der VIK- Jahrestagung 2017 (21.11.) in Berlin. Infos unter www.VIKJahrestagung.de.

„Wenn das Projekt gelingt, wird die CO2-Belastung aus der Stahlerzeugung wesentlich verringert. Gleichzeitig kann Carbon2Chem einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Energienetze leisten“, erklärte der TK-Vorstandsvorsitzende Heinrich Hiesinger beim Spatenstich.

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