Experten-Tipps auf dem 15. Pumpen-Forum Pumpen auslegen und betreiben – bitte immer mit Blick auf die gesamte Anlage

Autor / Redakteur: Hans-Jürgen Bittermann / Jörg Kempf |

Auch wenn die Pumpe 4.0 und Lösungen rund um die digitale Transformation heute vielfach im Mittelpunkt stehen: Für den operativ tätigen Praktiker ist die Qualität der Hardware zumindest ebenso wichtig. Und das Wissen um das grundsätzliche Handling einer Kreisel- oder Verdrängerpumpe kann auch die smarteste App nicht ersetzen. Ein Bericht von der Pumpen-Front.

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Krönender Abschluss des ersten Programmtages war der Vortrag von Manfred Thamm, Bayer Pharma, für den der „alte Hase“ stehenden Applaus erntete. Er berichtete aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Pumpen-Experte. „Die Pumpe wird gerne als Halterung für Rohrleitungen zweckentfremdet“, war nur eine von vielen kernigen Aussagen, mit denen er die Zuhörer fesselte.
Krönender Abschluss des ersten Programmtages war der Vortrag von Manfred Thamm, Bayer Pharma, für den der „alte Hase“ stehenden Applaus erntete. Er berichtete aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Pumpen-Experte. „Die Pumpe wird gerne als Halterung für Rohrleitungen zweckentfremdet“, war nur eine von vielen kernigen Aussagen, mit denen er die Zuhörer fesselte.
(Bild: Kempf/PROCESS)

In den zumeist reich bebilderten Broschüren der Pumpen-Hersteller werden korrekt ausgelegte und sauber installierte Pumpen präsentiert, lächelnd blicken uns rundum zufriedene Betreiber an. Diese schöne heile Welt ist nicht Sache des PROCESS Pumpen-Forums (im Rahmen der Förderprozess-Foren; in diesem Jahr fand das Pumpen-Forum bereits zum 15. Mal statt ). Hier reden die Referenten Tacheles, zeigen Bilder nahezu vollständig zerfressener Laufräder oder zerstörter Lager. „Wie Sie Pumpenschäden vermeiden – damit Ihre Pumpe nicht zur Hölle wird“ – das könnte bei den meisten Vorträgen programmatisch auf der ersten Vortragsfolie stehen.

Denn die praktische Erfahrung lehrt, dass beim Einsatz von Kreisel- oder Verdrängerpumpen in verfahrenstechnischen Anlagen die Herausforderungen der Planung und Auslegung, der Montage, des Betriebs und der Instandhaltung häufig unterschätzt werden.

Förderprozess-Foren 2017: Die Referenten des 15. Pumpen-Forums
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Prof. Dr.-Ing. Eberhard Schlücker (Lehrstuhl für Prozessmaschinen und Anlagentechnik, IPAT, Uni Erlangen-Nürnberg) rückte die für gewiss alle Betreiber zentrale Frage in den Mittelpunkt seines Vortrags: „Wodurch entstehen Pumpenschäden eigentlich?“ Vielfach könne diese Frage ganz einfach so beantwortet werden: „Eine Pumpe geht nicht einfach kaputt, die wird kaputt gefahren“. Er zitierte damit den langjährigen Moderator des Pumpen-Forums, Dr. Friedrich-Wilhelm Hennecke.

Wie kann man das vermeiden? „Wenn es laut wird, ist die Pumpe vermutlich nicht geeignet.“ Relevant ist auch immer die Beachtung der Viskosität. Zudem sei Korrosion zu beachten – der zulässige jährliche Abtrag in Höhe von 0,1 mm könne schnell Funktionsflächen beeinträchtigen, warnt Schlücker. Bei Suspensionen bestehe die Gefahr, dass Partikel nach Feierabend sedimentieren und beim erneuten Anfahren die Pumpe zerstören.

Resonanzen im System unbedingt vermeiden!

Worauf Schlücker nicht müde wird hinzuweisen: Schäden entstehen durch Schwingungen. „Jedes System schwingt über seine Eigenfrequenz, das zerstört in kurzer Zeit beispielsweise die Lager!“ Bei Verdrängerpumpen könnten durch Eigenschwingungen durchaus auch Düsen zerstört werden (besonders schädlich: Gasblasen). Pumpen in Reihenschaltung können sich über zu ähnliche Drehzahlen aufschaukeln – eine probate Lösung sei es dann, eine größere Drehzahldifferenz zu wählen.

Impressionen von den Förderprozess-Foren 2017
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Wenn eine Pumpe scheinbar ohne Grund defekt geht, sind möglicherweise Druckstöße die Erklärung – die dadurch hervorgerufenen Kräfte können sehr groß sein. Ein Druckstoß wirkt am Entstehungsort in alle Richtungen, auch auf die Rohrwand. Dann läuft eine Schallwelle mit einer Geschwindigkeit von 6000 m/s durch die Wand. Schlücker ist sicher: „Das ist eine bisher unterschätzte Hauptursache für Pumpenschäden!“

Ein Vorschlag aus dem Auditorium lautete ganz pragmatisch, die Hersteller sollten grundsätzlich Systeme verbauen, die Schwingungen anzeigen. Insbesondere sollten aber auch die Anlagenbauer die Thematik um die Vibrationseinflüsse kennen.

Experten warnen: Bei Betreibern gibt es immer weniger Pumpen-Fachstellen, die Instandhaltung wird dadurch zum Teil sträflich vernachlässigt. Mehr auf der nächsten Seite.

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