China Market Insider Klimaschutz eröffnet Chemieindustrie in China neue Chancen

Von Henrik Bork

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Der Klimaschutz kann der chemischen Industrie in China im kommenden Jahrzehnt im großen Maßstab neue Märkte erschließen. Das gilt auch für deutsche und europäische Unternehmen. Für eine Reihe bestimmter Spezialchemikalien, die für die Klimawende benötigt werden, werde ein zusätzlicher Marktbedarf in Höhe von rund 1,4 Billionen chinesischen Yuan (etwa 190 Milliarden Euro) entstehen, schreibt die Chemiezeitung Zhongguo Huagong Xinxi Zhoukan.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Die geplante Dekarbonisierung der chinesischen Volkswirtschaft erzeuge „eine große Anzahl neuer Geschäftschancen für die chemische Industrie,“ schreibt die Fachzeitung. Das treffe insbesondere auf neue Geschäftsfelder wie Chemikalien zu, die für Technologien zur Erzeugung und Speicherung von erneuerbaren Energien und ähnliche grüne Industriezweige gebraucht werden.

Als wichtigstes Beispiel wird der Markt für Photovoltaik genannt. „Die Nachfrage nach Produkten in allen Gliedern der industriellen Wertschöpfungskette wird hier explodieren,“ heißt es in dem Bericht. Zu den Ressourcen, die in diesem Zusammenhang verstärkt benötigt werden, zählen unter anderem metallisches Silizium, Reinst-Silizium (Polysilizium), Silizium-Wafers, Silberpaste, Trägerfolien oder auch Fluorpolymer-Filme.

Schon jetzt – vor der angekündigten Explosion – sei für sämtliche für Photovoltaik benötigten Chemikalien ein Markt im Wert von 180 Milliarden Yuan (rund 24,2 Mrd. Euro) entstanden. Eine exakte Prognose für die Zukunft wurde hier nicht genannt. Da China aber eine Vervielfachung der installierten Kapazität an erneuerbaren Energien plant, um sein Ziel der Klimaneutralität bis 2060 zu erreichen, dürfte sich auch der entsprechende Chemikalienmarkt vervielfachen.

Energieerzeugung und Speicherung im Fokus

Ähnlich sieht es bei der Windkraft aus. Bis 2030 sollen neue Turbinen mit einer Gesamtkapazität von bis zu 300 Gigawatt aufgestellt werden, was den Markt der dafür benötigten Chemikalien auf 270 Milliarden Yuan (Rund 24,3 Mrd. Euro) anwachsen lassen wird. Zu den relevanten chemischen Produktgruppen zählen hier unter anderem Epoxidharze, Karbonfasern, Spezialbeschichtungen und Härtemittel.

Ein besonders rasantes Wachstum wird auch dem Markt für Energie-Speicherlösungen vorausgesagt, unter anderem weil Chinas Wind- und Solarkraft vor allem in den weit entlegenen Westprovinzen des Landes entstehen. Vor allem elektrochemische Speichermaterialien werden dafür verstärkt benötigt werden, darunter unter anderem solche für Lithium-Batterien wie Lithium-Eisen-Phosphat, oder Elektrolyte und ähnliche Chemikalien.

Auch seine Wasserstoff-Wirtschaft baut China momentan aggressiv aus. In den kommenden zehn Jahren werde ein derzeit noch nicht existierender Wasserstoff-Markt von 550 Milliarden Yuan (rund 74 Mrd. Euro) entstehen, sagt die chinesische Chemie-Fachzeitung voraus. Hier gibt es für die chemische Industrie neue Marktchancen bei Protonenaustausch-Membranen und Elektrokatalysatoren. Auch die Nachfrage von Karbonfasern wird dadurch weiter wachsen.

Chance für Anlagenbauer

Nicht nur für Chemiekonzerne, auch für Anlagenbauer im Bereich der chemischen Industrie entsteht im Zuge der Dekarbonisierung Chinas und dem damit verbundenen Umbau der chemischen Industrie neue Chancen in Milliardenhöhe. Sämtliche Anlagen, die Chinas Klimaziele unterstützen können, etwa solche für die Kreislaufwirtschaft wie moderne Recycling-Anlagen für Industrieparks, oder solche zur Herstellung hochwertiger Spezialchemikalien, solche für den Ausbau erneuerbarer Energien oder den Umweltschutz werden in China in den kommenden Jahren aller Voraussicht nach noch besser verkauft werden können als bisher.

Große Chancen sowohl für die deutsche und europäische Chemieindustrie wie für den Anlagenbau ergeben sich auch aus regionalen Umbauplänen, mit denen die Pekinger Zentralplaner in den kommenden Jahren die chemische Industrie ihres Jahres modernisieren wollen. Ein Beispiel: Vor wenigen Tagen ist ein neuer nationaler Strategieplan für die ökologische Umgestaltung der Industrie entlang des Gelben Flusses veröffentlicht worden. Die Region, in der mehr als 100 Millionen Menschen leben, erstreckt sich entlang des zweitlängsten Flusses der Volksrepublik über 5.464 Kilometer durch die Provinzen Qinghai, Sichuan, Gansu, Ningxia, Innere Mongolei, Shanxi, Shaanxi, Henan und Shandong.

Einerseits gibt es entlang des Gelben Flusses viele Kohlevorkommen und daher traditionell viel Schwerindustrie. Andererseits ist dort das Wasser knapp. Peking will daher nun besonders durstige und energiehungrige Industrien wie die chemische Industrie in der Region modernisieren. Der neue Plan aus Peking, den auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sehr wichtig nimmt, kündigt zu diesem Ziel die „Förderung von Wasseraufbereitungs-Technologie und -Anlagen” an. Jegliche Ausrüstung, die beim Wasser- oder Energiesparen sowie beim Recycling an chemischen Standorten und ihn Industrieparks entlang des Gelben Flusses helfen, wird dort ab jetzt noch bessere Absatzchancen finden.

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Ähnliche „Top-Level”-Entwicklungspläne gibt es für andere Industrieregionen, die Peking im kommenden Jahrzehnt besonders fördern will: die Greater Bay Area rund um Hongkong und Shenzhen, das Mündungsdelta des Jangtse-Flusses oder die Region Beijing-Tianjin-Hebei zum Beispiel.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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