Fremdfirmenmanagement Fremdfirmenmanagement sorgt für verlässliche Kontraktoren

Redakteur: Dipl.-Ing. (FH) Tobias Hüser

Viele Chemieunternehmen setzen schon längst bei Wartungsarbeiten und Reparaturen auf Fremdfirmen, die sich auf solche Aufgaben spezialisiert haben. Das birgt jedoch auch Risiken: Denn die Kontraktoren kennen die Gefahrenherde in den Prozessabläufen zu wenig. Ein geplantes und systematisches Fremdfirmenmanagement ist daher das A und O in der Prozessindustrie, um Chemieunfälle zu vermeiden.

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Komplexe Betriebsabläufe erklärt man am besten direkt vor Ort, damit Kontraktoren an den Prozessanlagen sicher arbeiten können.
Komplexe Betriebsabläufe erklärt man am besten direkt vor Ort, damit Kontraktoren an den Prozessanlagen sicher arbeiten können.
(Bild: T.A. Cook)

Kurz nach der Mittagpause knallte es – am 23. März 2005 ereignete sich eine Explosion in der größten Erdölraffinerie des britischen Ölkonzerns British Petrol (BP) im US-Bundesstaat Texas, die 15 Mitarbeitern das Leben kostete. Alle waren bei beauftragten Kontraktoren angestellt, wodurch schnell eine Debatte über die Frage entflammte, ob sich die Dienstleister zu wenig mit den technischen Anlagen ausgekannt hatten.

Während interne Untersuchungen von menschlichem Versagen ausgingen, deckte die unabhängige Baker-Kommission immense Sicherheitsmängel im Raffinerie-Betrieb auf. Instandsetzungsarbeiten, Strafzahlungen und Schadensersatzforderungen kosteten das Unternehmen zwei Milliarden US-Dollar. Auch die nationale Kommission zur Prüfung von Arbeitsunfällen (OSHA) reagierte drastisch und beschloss strengere Arbeitssicherheitsgesetze in den USA.

Auf dieses dramatische Szenario geht auch der kürzlich erschienene Trend-Report der Studie „Contractor Safety Management Report“ von T.A. Cook ein, der Einblicke in die Sicherheitskultur deutscher Anlagenbetreiber und technischer Dienstleiser bietet und untermauert, wie wichtig es für die Sicherheit im Unternehmen ist, dass die Schnittstelle vom Auftraggeber zum Kontraktor funktioniert. Denn ohne technische Dienstleister kommt heute in der Instandhaltung verfahrenstechnischer Anlage kaum noch ein Chemie oder Petrounternehmen aus. Besonders beim Shutdown einer Anlage greifen die Betreiber auf das Know-how spezialisierter Kontraktoren zurück.

Die Studie deckt einige Schwachstellen bei der Zusammenarbeit auf und informiert über Ansätze, wie diese zu beheben sind. Dazu gehört beispielsweise die Tatsache, dass Mitarbeiter fremder Dienstleister die Anlagen ohne intensive Einarbeitungszeit in kurzer Zeit verstehen müssen und zudem oft noch Subkontraktoren angestellt sind, die häufig wechseln. Dadurch kennen sie häufig die bestehenden innerbetrieblichen Sicherheitsregeln nicht, angefangen bei Arbeitsfreigaben bis hin zu Zufluchtsorten in Notsituationen – ein Fehlverhalten ist nicht auszuschließen.

Die Lösung für Anlagenbetreiber liegt in einem geplanten und systematischen Vorgehen, das in Vorschriften- und Regelwerken verankert ist: das Fremdfirmenmanagement. Dieses wird laut Dr. Andreas Grimmeiß, Leiter Fachbereich Arbeitsschutzmanagementsystem der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) u.a. durch das Arbeitsschutzgesetz gesteuert, das eine geeignete Organisationsstruktur, die Einbindung in die betrieblichen Führungsstrukturen, Gefährdungsbeurteilungen und die Zusammenarbeit mehrerer Arbeitgeber an einem Arbeitsplatz regelt. Der zu berücksichtigende Stand der Technik sei teilweise in den Technischen Regeln für Betriebssicherheit TRBS 1112 „Instandhaltung“ beschrieben. Konkrete Vorgaben fordere das Vorschriften- und Regelwerk allerdings nicht.

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