Schwaches Gesamtjahr BASF legt Geschäftszahlen für 2019 vor
BASF erzielte im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 59,3 Milliarden Euro. Den Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr begründet der Chemiekonzern mit niedrigeren Mengen und Preisen. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) vor Sondereinflüssen lag mit 4,5 Milliarden Euro um 1,7 Milliarden Euro unter dem Wert des Vorjahres. Das Unternehmen geht zudem davon aus, dass sich die negativen Effekte des Coronavirus weltweit vor allem im ersten und im zweiten Quartal 2020 deutlich auswirken werden.
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Ludwigshafen – Trotz schwieriger Zeiten sieht BASF-Vorstansvorsitzender Dr. Martin Brudermüller sein Unternehmen auf Kurs. 2019 sei ein herausforderndes Jahr mit starkem weltwirtschaftlichen Gegenwind gewesen, so Brudermüller. Die Handelskonflikte zwischen den USA und China hätten negativ gewirkt. Wichtige Absatzmärkte entwickelten sich langsamer. Verstärkt wurde dies durch Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit. Industrie- und Chemieproduktion wuchsen deutlich langsamer als erwartet. Die Nachfrage aus vielen wichtigen Kundenbranchen ging deutlich zurück, vor allem aus der Automobilindustrie. Dennoch konnte der Chemiekonzern sein Ergebnis in allen verbrauchernahen Segmenten steigern. Dies konnte aber den Rückgang in der Basischemie nicht ausgleichen.
Das Ebit vor Sondereinflüssen der beiden Segmente Materials und Chemicals ging um 2,2 Milliarden Euro auf 1,8 Milliarden Euro zurück. Der starke Verfall der Isocyanate-Preise, geringere Cracker-Margen, die planmäßigen Wartungsabstellungen von Crackern und eine insgesamt schwache Nachfrage wirkten hier erheblich belastend.
In den verbrauchernahen Segmenten meldete das Unternehmen dagegen eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr: Das Segment Industrial Solutions steigerte das Ebit vor Sondereinflüssen deutlich, vor allem durch niedrigere Fixkosten, positive Währungseffekte und höhere Margen. Auch im Segment Surface Technologies stieg das Ebit vor Sondereinflüssen deutlich. Das Segment Nutrition & Care steigerte das Ebit vor Sondereinflüssen durch einen deutlich verbesserten Beitrag des Bereichs Care Chemicals leicht. Das Segment Agricultural Solutions steigerte das Ebit vor Sondereinflüssen deutlich. Brudermüller verweist auf die erfreuliche Entwicklung der erworbenen Geschäfte. Sie trugen wesentlich zum Umsatz- und Ergebnisanstieg bei.
Im Geschäftsjahr 2019 sank das Ebit der Gruppe von 6,0 Milliarden Euro auf 4,1 Milliarden Euro. Das Ebitda vor Sondereinflüssen ging gegenüber 2018 um 11 % auf 8,2 Milliarden Euro zurück. Das Ebitda belief sich auf 8,0 Milliarden Euro gegenüber 9,0 Milliarden Euro im Jahr 2018. Das Ergebnis nach Steuern und nicht beherrschenden Anteilen stieg auf 8,4 Milliarden Euro, nach 4,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Darin ist ein Buchgewinn von rund 5,7 Milliarden Euro infolge der Entkonsolidierung von Wintershall nach dem Zusammenschluss mit DEA enthalten.
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Umsatz- und Ergebnisentwicklung im vierten Quartal 2019
Der Umsatz im vierten Quartal 2019 sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 2 % auf 14,7 Milliarden Euro. Mengen und Preise gingen um jeweils 1 % zurück. Die Portfolioeffekte aufgrund der Übertragung des Geschäfts mit Papier- und Wasserchemikalien auf Solenis beliefen sich auf minus 1 %. Mit plus 1 % hatten Wechselkurseffekte einen leicht positiven Einfluss auf die Umsatzentwicklung.
Das Ebit vor Sondereinflüssen lag bei 765 Millionen Euro, 23 % über dem des vierten Quartals 2018. Dieser Anstieg resultierte aus deutlich höheren Ergebnissen der Segmente Agricultural Solutions, Nutrition & Care, Industrial Solutions und Surface Technologies. Insgesamt konnten diese Segmente im vierten Quartal den deutlichen Rückgang bei Chemicals und Materials mehr als ausgleichen.
Die Sondereinflüsse im Ebit beliefen sich auf minus 305 Millionen Euro. Im vierten Quartal 2018 waren es minus 151 Millionen Euro. Sonderaufwendungen fielen im vierten Quartal 2019 vor allem bei Sonstige und Industrial Solutions an. Bei Sonstige resultierten diese aus der Implementierung des Exzellenzprogramms. Die Veräußerung des Pigmentgeschäfts führte zu Einmaleffekten im Segment Industrial Solutions. Das Ebit ging im vierten Quartal 2019 um 2 % auf 460 Millionen Euro zurück.
Cashflow im Jahr 2019
Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit sank gegenüber 2018 um 465 Millionen Euro auf 7,5 Milliarden Euro. Der Cashflow aus Investitionstätigkeit betrug im Jahr 2019 minus 1,2 Milliarden Euro verglichen mit minus 11,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Auszahlungen für immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen lagen mit 3,8 Milliarden Euro leicht unter Vorjahresniveau. Im Jahr 2019 waren die Einzahlungen aus Devestitionen um rund 2,5 Milliarden Euro höher als im Vorjahr. Maßgeblich hierfür waren Cashzuflüsse im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss von Wintershall und DEA. Die Auszahlungen für Akquisitionen lagen im Jahr 2019 bei 239 Millionen Euro gegenüber 7,4 Milliarden Euro im Vorjahr. Sie beinhalteten im Vorjahr vor allem die Zahlung des Kaufpreises an Bayer.
Der Free Cashflow lag trotz des deutlichen Rückgangs des Cashflows aus betrieblicher Tätigkeit bei rund 3,7 Milliarden Euro. 2018 waren es 4,0 Milliarden Euro.
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Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen
BASF hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 CO2-neutral zu wachsen. Das heißt, dass das Unternehmen bei steigender Produktion die Treibhausgasemissionen der Standorte und des Energieeinkaufs konstant halten will – auf dem Niveau von 2018.
Im Vergleich zu 2018 sind die absoluten Treibhausgasemissionen von BASF im Jahr 2019 um 8 % auf 20 Millionen Tonnen gesunken. Dies ist größtenteils auf Abstellungen von Großanlagen zurückzuführen, unter anderem für planmäßige Wartungsarbeiten. Zudem wurden Energielieferverträge angepasst und Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und Prozessoptimierung umgesetzt.
Für das Jahr 2020 erwartet das Unternehmen einen Anstieg der Emissionen auf das Niveau von 2018, unter anderem bedingt durch eine geringere Anzahl geplanter Großabstellungen und die Übernahme des Polyamidgeschäfts von Solvay.
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Ausblick 2020
„In diesem Jahr erleben wir bereits in den ersten beiden Monaten eine hohe Unsicherheit in der Weltwirtschaft. Mit dem Coronavirus ist ein neuer Faktor hinzugekommen, der das Wachstum am Jahresanfang vor allem in China erheblich belastet. Eine geringere Nachfrage und Produktionsausfälle in vielen Branchen sind bereits sichtbare Folgen der Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus“, so Martin Brudermüller.
Das Unternehmen geht davon aus, dass sich die negativen Effekte des Coronavirus weltweit vor allem im ersten und im zweiten Quartal 2020 deutlich auswirken werden. Diese Annahmen berücksichtigen derzeit keine weltweite Ausbreitung des Virus, die zu wesentlichen Beeinträchtigungen der Weltwirtschaft über die erste Jahreshälfte hinaus führt. Brudermüller: Er erwarte jedoch nicht, dass die Corona-Effekte im Jahresverlauf vollständig ausgeglichen werden können.
Die Weltwirtschaft wird deshalb nach Einschätzung von BASF mit 2,0 % voraussichtlich deutlich langsamer wachsen als 2019 (2,6 %). Für die globale Chemieproduktion prognostiziert das Unternehmen mit 1,2 % ein Wachstum deutlich unter dem Niveau von 2019 (1,8 %). Das wäre das mit Abstand niedrigste Wachstum seit der Finanzkrise 2008/2009.
Der Konzern rechnet mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 60 Dollar je Barrel Brent und einem Euro-Wechselkurs von 1,15 Dollar.
Der Chemiekonzern will 2020 seinen Umsatz auf 60 bis 63 Milliarden Euro steigern – auch wenn das Umfeld weiter herausfordernd und von hoher Unsicherheit geprägt sei, so Brudermüller. Das Ebit vor Sondereinflüssen der Gruppe wird voraussichtlich einen Wert zwischen 4,2 Milliarden Euro und 4,8 Milliarden Euro erreichen (2019: 4,5 Milliarden Euro). Der Return on Capital Employed (ROCE) wird voraussichtlich zwischen 6,7 % und 7,7 % liegen (2019: 7,7 %) und damit unter dem Kapitalkostensatz von 9 %.
Brudermüller geht davon aus, dass die Abnehmerindustrien größtenteils leicht wachsen. Allerdings rechne er damit, dass die Produktion in der Automobilindustrie weiter zurückgeht. BASF unterstellt im Ausblick 2020, dass sich die handelspolitischen Konflikte zwischen den USA und ihren Handelspartnern nicht weiter entspannen und der Brexit in der Übergangsphase die Konjunktur nicht wesentlich beeinträchtigt.
Investitionen in organisches Wachstum
Einen Ausblick gab Brudermüller auch auf künftige Investitionen. So plant das Unternehmen, in den nächsten fünf Jahren 23,6 Milliarden Euro zu investieren. Mehr als ein Drittel davon entfallen im Zeitraum von 2020 bis 2024 auf die Wachstumsschwerpunkte, also die beiden Großprojekte in Asien, den Verbundstandort in Guangdong und den Chemiekomplex im indischen Mundra, sowie auf das Arbeitsgebiet Batteriematerialien.
Was sich laut Brudermüller damit ändern wird, ist vor allem der regionale Schwerpunkt. Denn in den nächsten fünf Jahren sollen 41 % der Investitionen für den asiatisch-pazifischen Raum und 34 % für Europa bereitgestellt werden. Zum Vergleich: Im Planungszeitraum 2019 bis 2023 entfielen 27 % auf die Region Asien-Pazifik und 43 % auf Europa. Für 2020 plant BASF Sachinvestitionen (Zugänge zu Sachanlagen ohne Akquisitionen, IT-Investitionen, Rückbauverpflichtungen und Nutzungsrechte aus Leasingverhältnissen) in Höhe von 3,4 Milliarden Euro (2019: 3,3 Milliarden Euro).
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