Zukunft der Chemieindustrie Wie sich der BASF-CEO eine klimafreundlichere Chemieindustrie vorstellt

Redakteur: MA Alexander Stark

Die Reduzierung der Emissionen aus der chemischen Industrie könnte einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Um dies zu erreichen, ist laut BASF-Vorstandsvorsitzendem Martin Brudermüller ein mehrgleisiger und sektorübergreifender Ansatz erforderlich. Doch die daraus resultierenden Vorteile könnten nach Ansicht von Brudermüller weit über den Chemiesektor hinausreichen. In einem Gastbeitrag für das World Economic Forum erläuterte er, wie er sich diese Entwicklung vorstellt.

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Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender von BASF, legt in einem Gastbeitrag für das World Economic Forum einen Fahrplan für eine CO2-ärmere Chemieindustrie vor.
Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender von BASF, legt in einem Gastbeitrag für das World Economic Forum einen Fahrplan für eine CO2-ärmere Chemieindustrie vor.
(Bild: BASF)

Ludwigshafen – In einem Gastbeitrag für das World Economic Forum wies BASF-Chef Martin Brudermüller darauf hin, dass die chemische Industrie eine bedeutende Rolle in der Klimadiskussion spielt. Einerseits würden die Produkte in Bereichen wie Energie, Wohnen und Mobilität für geringere CO2-Emissionen sorgen. Andererseits sei die Herstellung von chemischen Produkten auch energie- und CO2-intensiv. „Ja, es wird eine Herausforderung sein, aber angesichts des enormen CO2-Einsparungspotenzials in der chemischen Industrie ist dies eine Herausforderung, die wir annehmen müssen,“ schrieb Brudermüller.

Innerhalb des Industriesektors sind die chemische Produktion zusammen mit der Zementproduktion und den Metallen die größten Emissionsquellen. Daher können Fortschritte in der chemischen Produktion einen weitreichenden globalen Effekt haben, betonte der Vorstandsvorsitzende.

Ein mehrgleisiger Ansatz ist erforderlich

Für BASF stehen drei Hauptbereiche für den Umgang mit THG-Emissionen in der chemischen Industrie im Fokus. „Während wir uns weiterhin auf die Effizienz konzentrieren, müssen wir auch bahnbrechende Technologien verfolgen und erneuerbare Energien nutzen“, so Brudermüller. Ebenso werde eine Reihe von Technologien benötigt, um eine klimaneutrale Zukunft zu erreichen. Während einige Technologien dabei helfen sollen, CO2-Emissionen zu vermeiden, sollen auch die CO2-Abscheidung und neue Rohstoffe auf der Basis von erneuerbaren oder recycelten Materialien eine wichtige Rolle spielen.

Bei der Nutzung von Strom aus erneuerbaren Quellen, geht Brudermüller davon aus, dass die bereitgestellten Mengen auch bei optimistischen Szenarien nicht ausreichen werden. Dennoch sei dies kein Grund, aufzugeben, sondern dafür, neue Ideen hervorbringen.

Als Beispiel nannte er die Methanpyrolyse, bei der Methan mit vergleichsweise geringem Energieaufwand in festen Kohlenstoff und Wasserstoff gespalten wird.

Ohne Zusammenarbeit innerhalb des Sektors geht es nicht

Einzelne Unternehmen würden die chemische Industrie nicht allein umgestalten können, erklärte Brudermüller. Deshalb trafen sich im Sommer 2019 CTOs und Experten von mehr als einem Dutzend Chemieunternehmen, um den CO2-Fußabdruck der Chemieindustrie drastisch zu reduzieren. Statt proprietärer Ansätze sollen bilaterale Projekte und Joint Ventures immer mehr Unternehmen zusammenbringen. Dies sei erforderlich, um neue Technologien mit einer wirkungsvollen Größenordnung zu etablieren. Gleichzeitig fordert Brudermüller eine sektorübergreifende Zusammenarbeit.

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Beispielsweise müsse der Energiesektor die Produktion von erneuerbarer Energie erhöhen. Es sei dringend notwendig, eine realistische Planung und Realisierung einer erneuerbaren Energieversorgung zu realisieren und herauszufinden, wie diese Energie integriert und transportiert werden kann. Doch mit der Verfügbarkeit erneuerbarer Energien gehe auch die Frage des Preises einher. Sie werde entscheidend dafür sein, ob neue chemische Verfahren mit den CO2-intensiven Verfahren konkurrieren können, so der BASF-Chef. Das Potenzial emissionsarmer Technologien könne nur dann ausgeschöpft werden, wenn die notwendige Infrastruktur vorhanden sei und Anreize für Pionierarbeit geschaffen werden, z.B. durch die Preisgestaltung für erneuerbare Energien. Abschließend betonte, Brudermüller, dass die chemische Industrie ihre Anstrengungen beschleunigen werde, kohlenstoffärmere Technologien verfügbar zu machen.

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