Steigender Gewinn Starke Nachfrage bei Consumer Health beflügelt Bayer-Quartalsergebnis

Redakteur: MA Alexander Stark

Der Bayer-Konzern ist gut ins Jahr 2020 gestartet, wobei die Geschäftsaktivitäten im ersten Quartal stark von der Covid-19-Pandemie geprägt waren. Die Pandemie führte einerseits in einigen Geschäftsfeldern zu einer stark gestiegenen Nachfrage und entsprechendem Umsatzwachstum. Andererseits wird das Geschäft durch die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen partiell negativ beeinflusst.

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Dank seines Life-Science-Produktportfolios in den Bereichen Gesundheit und Ernährung war Bayer im ersten Quartal trotzt Corona mit seinen Zahlen zufrieden.
Dank seines Life-Science-Produktportfolios in den Bereichen Gesundheit und Ernährung war Bayer im ersten Quartal trotzt Corona mit seinen Zahlen zufrieden.
(Bild: Bayer)

Leverkusen – Durch die steigende Nachfrage während der Corona-Pandemie ist die Nachfrage im Bereich Consumer Health stark gestiegen. Davon konnte auch der Bayer-Konzern profitieren. Man sei in den richtigen Geschäftsfeldern aktiv, sagte Vorstandsvorsitzender Werner Baumann bei der ersten virtuellen Hauptversammlung eines Unternehmens aus dem Deutschen Aktienindex.

Der Konzernumsatz erhöhte sich im ersten Quartal währungs- und portfoliobereinigt (wpb.) um 6,0 % auf 12,845 Milliarden Euro. Das Ebitda vor Sondereinflüssen stieg um 10,2 % auf 4,391 Milliarden Euro. Hierin enthalten waren positive Währungseffekte in Höhe von 41 Millionen Euro. Das Ebit legte um 40,4 % zu auf 2,499 Milliarden Euro. Zum Anstieg trug bei, dass sich die Sonderaufwendungen auf per saldo 639 Millionen (Vorjahr: 1,043 Milliarden) Euro verringerten. Diese standen insbesondere im Zusammenhang mit Rechtsberatungskosten, mit den laufenden Restrukturierungsprogrammen sowie mit der Integration von Monsanto. Das Konzernergebnis erhöhte sich um 20,0 % auf 1,489 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis je Aktie aus fortzuführendem Geschäft stieg um 9,9 % auf 2,67 Euro.

Der Free Cashflow belief sich auf minus 793 (Vorjahr: plus 508) Millionen Euro. Dabei wirkte sich vor allem der niedrigere Cashflow aus operativer Tätigkeit in Folge der Veränderungen im Working Capital aus, insbesondere der Division Crop Science. Eine Rolle spielte hier beispielsweise eine Verschiebung zwischen den Berichtsperioden zu Lasten des ersten Quartals 2020: Ende 2019 reduzierten sich vergleichsweise früh Forderungsbestände aus Lieferungen und Leistungen. Zudem wurden im ersten Quartal vergleichsweise mehr Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen beglichen. Die Nettofinanzverschuldung erhöhte sich zum 31. März im Vergleich zum Jahresende 2019 um 3,9 Prozent auf 35,399 Milliarden Euro – im Wesentlichen durch Mittelabflüsse aus der operativen Geschäftstätigkeit sowie negative Währungseffekte.

Crop Science wächst besonders stark bei Insektiziden und Fungiziden

Im Agrargeschäft (Crop Science) erzielte das Unternehmen einen wpb. Umsatzanstieg von 5,7 % auf 6,834 Milliarden Euro, wozu alle Regionen beitrugen. Im Bereich Maissaatgut und Pflanzeneigenschaften setzte die Division wpb. 9,8 % mehr um. Dabei profitierte sie in Europa/Nahost/Afrika von vorgezogener Nachfrage, in Nordamerika wirkte sich eine deutliche Ausweitung der erwarteten Anbauflächen positiv aus, und in Lateinamerika stieg der Absatz insbesondere in Brasilien und Mexiko. Besonders kräftig wuchs der Umsatz von Insektiziden (wpb. um 15,4 %) und Fungiziden (wpb. um 14,0 %). Bei den Insektiziden machte sich vor allem in Nordamerika und Europa/Nahost/Afrika ein guter Start in die jeweilige Saison bemerkbar sowie zeitlich vorgezogene Käufe. Bei den Fungiziden entwickelte sich das Geschäft in Europa/Nahost/Afrika positiv gegenüber einem schwachen Vorjahr, in Nordamerika profitierte es von Volumensteigerungen in den USA, in Lateinamerika von der Markteinführung von Fox Xpro in Brasilien im Vorjahr. Der prozentual deutlichste Rückgang war bei Gemüsesaatgut (wpb. um 13,5 %) zu verzeichnen – insbesondere in Nordamerika durch Nachfrageverschiebungen in das Vorquartal und den Einfluss von Covid-19. Bei Sojabohnensaatgut und Pflanzeneigenschaften (wpb. minus 7,6 Pr%ozent) wurden Rückgänge in Nordamerika unter anderem durch reduzierte Absatzpreise nicht vollständig durch starke Anstiege in Lateinamerika ausgeglichen.

Das Ebitda vor Sondereinflüssen von Crop Science erhöhte sich um 13,5 % auf 2,611 Milliarden Euro. Zurückzuführen ist der Anstieg im Wesentlichen auf die wegen Covid-19 vorgezogene Nachfrage, Mengenausweitungen in allen Regionen und Kostensynergien aus der voranschreitenden Integration des erworbenen Geschäfts.

Das Damoklesschwert anhängiger Klagen in den USA schweb allerdings weiterhin über dem Agrargeschäft des Unternehmens. Im Zusammenhang mit glyphosatbasierten Roundup-Produkten wurden bis zum 14. April 2020 in den USA Klagen von etwa 52.500 Klägern zugestellt.

Pharmaceuticals steigert Umsatz und Ergebnis

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Pharmaceuticals) erhöhte sich wpb. um 3,9 % auf 4,546 Milliarden Euro. Die Umsetzung neuer Tenderverfahren in China sowie das Voranschreiten der Covid-19-Pandemie mit entsprechenden Auswirkungen im Bereich der medizinischen Versorgung sowie im Bestellverhalten beeinflussten das Geschäft.

Mit dem oralen Gerinnungshemmer Xarelto erzielte der Konzern einen Umsatzzuwachs von wpb. 18,8 %, besonders durch höhere Absatzmengen in Europa/Nahost/Afrika, auch aufgrund von Änderungen im Bestellverhalten im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. In China und Russland legte das operative Geschäft weiter zu. Das Geschäft mit Adempas zur Behandlung von Lungenhochdruck steigerte Bayer wpb. sogar um 26,5 %, vor allem aufgrund eines anhaltenden Mengenwachstums in den USA. Deutliche Zuwächse gab es auch beim Geschäft mit dem Krebsmedikament Stivarga™ (wpb. 23,8 %) – hauptsächlich durch Mengenausweitungen in China, den USA und Russland. Der Umsatz mit dem Augenmedikament Eylea lag wpb. 1,1 % über dem Niveau des Vorjahres. Dabei wurden Rückgänge durch ein geändertes Bestellverhalten aufgrund bevorstehender Preisreduzierungen in Japan und Frankreich von Zuwächsen in Großbritannien, Deutschland und Kanada aufgefangen. Beim Antidiabetikum Glucobay gab der Umsatz wpb. um 38,2 % nach – bedingt durch eine stark rückläufige Entwicklung in China aufgrund der Einschränkungen im Zusammenhang mit Covid-19 und bevorstehenden erheblichen Preisreduzierungen angesichts der Einführung einer volumenbasierten Einkaufspolitik.

Das Ebitda vor Sondereinflüssen von Pharmaceuticals stieg um 7,3 % auf 1,594 Milliarden Euro – vor allem dank der guten Geschäftsentwicklung.

Consumer Health wächst in allen Regionen

Der Umsatz mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) stieg wpb. um 13,5 % auf 1,398 Milliarden Euro. Das starke Wachstum ist im Wesentlichen auf einen erheblichen Anstieg der Nachfrage aufgrund der Covid-19-Pandemie zurückzuführen – unter anderem auch zur Bevorratung. Dabei konnte die Product-Supply-Organisation signifikant höhere Volumina und auch Verschiebungen im Produktmix sehr flexibel bedienen. Die Division legte wpb. in allen Regionen und Kategorien zu. Am deutlichsten war das Wachstum in den Kategorien Nahrungsergänzung (wpb. 33,7 %) sowie Schmerz und Kardio (wpb. 19,6 %).

Das Ebitda vor Sondereinflüssen von Consumer Health erhöhte sich um 3,8 % auf 301 Millionen Euro. Das Wachstum war zurückzuführen auf den starken Umsatzanstieg und das Ende 2018 initiierte Effizienzprogramm, welche die fehlenden Ergebnisbeiträge der 2019 verkauften Geschäfte und gestiegene Marketingaufwendungen überkompensierten.

Covid-19-Auswirkungen auf Ausblick lassen sich noch nicht verlässlich bewerten

Die im Februar 2020 veröffentlichte Prognose wurde ohne Berücksichtigung der Auswirkungen aus der Covid-19-Pandemie erstellt und entspricht nach wie vor den Zielvorgaben des Unternehmens. Nach dem positiven Start geht Bayer davon aus, dass das Geschäftsjahr 2020 auch im weiteren Verlauf durch die Covid-19-Pandemie beeinflusst werden wird. Eine verlässliche Bewertung positiver wie auch negativer Effekte wird erst im weiteren Jahresverlauf möglich sein.

Außerdem hat sich der Konzern neue Nachhaltigkeitsziele gesetzt. „Wir haben beschlossen, dass Bayer im Jahr 2030 ein zu 100 Prozent klimaneutrales Unternehmen sein wird“, sagte Baumann. „Unsere Ziele für 2030 sind sehr ambitioniert – und auch danach werden wir weiter an Nachhaltigkeit und Lösungen für ein besseres Leben arbeiten. Diese grundlegende Haltung steckt in unserer Vision für Bayer: ‚Health for all, hunger for none‘ – dieser Gedanke soll Bayer in den kommenden Jahren prägen und antreiben.“

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