Schwerpunkt Sensorik Namur-Hauptsitzung gibt Einblicke in die smarte Welt der Sensorik

Autor / Redakteur: Sabine Mühlenkamp / Matthias Back

Mit 630 Besuchern verzeichnete die diesjährige Namur-Hauptsitzung einen neuen Rekord und geriet – zumindest platztechnisch – langsam an ihre Grenzen. Aber mit Grenzbereichen kennen sich die Anwender von Automatisierungstechnik in der Prozessindustrie schließlich aus. Um die Produktivität und die Verfügbarkeit in den Anlagen zu steigern, wird seit Langem ausgelotet, wie man mit intelligenten Fahrweisen die Betriebspunkte noch näher an die Prozessgrenzen setzen kann. „Smarte Sensorik – neue Technologien“ – so das Motto der diesjährigen Hauptsitzung – könnte dazu ein Schlüssel sein.

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Mit 630 Teilnehmern stieß die diesjährige Namur-Hauptsitzung wieder mal an ihre Grenzen.
Mit 630 Teilnehmern stieß die diesjährige Namur-Hauptsitzung wieder mal an ihre Grenzen.
(Bild: PROCESS/Sabine Mühlenkamp)

„Diesmal sind wir mit unserem Thema wieder an der Basis der Automatisierung. Unabhängig davon wie die Welt darüber aussieht, nach wie vor kommt es auf die Sensorik und Aktorik bei der Prozesssteuerung an“, setzte Wilhelm Otten, Vorsitzender der Namur bei der Eröffnung der Namur-Hauptsitzung die Sensorik ins richtige Licht. Diesjähriger Sponsor war Krohne, die sich nicht mehr nur als Lieferant für Sensorik für Durchfluss, Temperatur und Füllstand verstanden sehen wollen. Nun rücken Sensoren für die Stoffzusammensetzung ins Portfolio, die inline und zeitnah Ergebnisse aus den Prozessen liefern. „Diese Werte stellen für die Chemieindustrie einen wirklichen Wettbewerbsvorteil dar“, so Stefan Neuburger von Krohne.

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Doch solche Sensoren kommen nicht aus dem Nichts. Das Duisburger Unternehmen investiert zwar schon immer einen großen Teil in Forschung und Entwicklung. Aber: „Das gesamte Feld der smarten Sensorik erfordert ein hohes Risiko und eine hohe Bereitschaft zu investieren. Wir scheuen uns nicht davor und investieren sogar in die Grundlagenforschung“, machte Michael Rademacher-Dubbick, Krohne, deutlich.

Langer Atem zahlt sich aus

Dass man dabei durchaus einen langen Atem besitzt, zeigt ein Beispiel aus der Historie. Die Umsetzung des ersten Magnetisch-Induktiven Durchflussmessers dauerte in den 60er Jahren über zehn Jahre, fast hätte man bei Krohne aufgegeben. Heute zählt der MID als eine der erfolgreichsten Produktlinien. Auf die Namur-Sitzung brachte man weitere interessante Beispiele aus der Forschung mit, die zum Teil schon den Sprung in die Praxis geschafft haben. So setzt Krohne sein Applikationswissen z.B. in der Lecküberwachung und Leckortung von Pipelines ein. Seit Jahren werden erfolgreich mathematische Modelle eingesetzt, die die jeweilige Pipeline virtuell nachbilden und Abweichungen vom jeweiligen Betriebszustand über eine Mustererkennung als Leck oder als sicher erkennen. Die Fehlalarmquote eines solchen Softsensorik-Systems liegt praktisch bei 0 %.

Ein weiteres Beispiel: Die durchgängige Vernetzung von MSR-Komponenten ist eine Voraussetzung für das Gelingen von Industrie 4.0, damit wird die Losgröße 1 profitabel. Beispielsweise erhält ein Abfüllmodul den Auftrag, ein von einem anderen Modul hergestelltes Produkt in einer bestimmten Menge, Mischung und Qualität abzufüllen, bedient sich dafür selbstständig aus Vorlagebehältern und liefert anschließend den Nachweis, dass die Spezifikationen eingehalten wurden. Die logische Konsequenz ist es, diese Aufgaben in einem Modul zu integrieren, das sowohl die Aktorik und eine (dezentralen) Steuerung enthält, sodass daraus ein messtechnisches Modul oder MSR-Modul entsteht.

Mit der Miniaturisierung und Feldgeräte-Integration von z.B. spektrometrischen Verfahren zieht das Labor buchstäblich ins Feld und ermöglicht inline/online die Bestimmung von Stoffzusammensetzungen. Als Beispiel nannte Atilla Bilgic, CTO bei Krohne, einen miniaturisierten Inline-Flammenionisationsdetektor oder miniaturisierte Massenspektrometer, mit denen eine Reinheitsüberwachung der Edukte oder die Inline-Inhaltsbestimmung der Produkte möglich ist. Zur Überwachung eines Kristallationsprozesses verwies Bilgic auf die kapazitative Impedanztomographie. Hier lässt sich sogar der zeitliche Verlauf visuell verfolgen.

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