Carbon2Chem geht in nächste Phase Hürdenlauf für die Schornsteinchemie: Stoffliche Nutzung von CO2 soll marktreif werden

Redakteur: Dominik Stephan |

Das Projekt Carbon2Chem, welches am Stahlwerk Duisburg an der stofflichen Nutzung von CO und CO2-haltigen Abgasen forscht, nimmt eine wesentliche Hürde. In einer vom BMBF mit 75 Millionen Euro geförderten zweiten Projektphase soll die Technologie nun auf andere Industrien übertragen und marktreif gemacht werden.

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Übergabe des Förderbescheids für Phase 2. v.l.n.r. Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung und die drei Carbon2Chem-Projektkoordinatoren: Prof. Dr.-Ing. Görge Deerberg, stellv. Institutsleiter des Fraunhofer UMSICHT, Prof. Robert Schlögl, Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion und Dr. Markus Oles, Head of Carbon2Chem bei thyssenkrupp Steel Europe.
Übergabe des Förderbescheids für Phase 2. v.l.n.r. Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung und die drei Carbon2Chem-Projektkoordinatoren: Prof. Dr.-Ing. Görge Deerberg, stellv. Institutsleiter des Fraunhofer UMSICHT, Prof. Robert Schlögl, Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion und Dr. Markus Oles, Head of Carbon2Chem bei thyssenkrupp Steel Europe.
(Bild: Fraunhofer UMSICHT/Paul Hahn)

Duisburg/Berlin – Nachdem im März 2018 das Technikum in Duisburg die Arbeit aufnahm, konnten binnen kurzer Zeit erstmals erfolgreich Ammoniak, Methanol und höhere Alkohole aus Prozessgasen der Stahlproduktion hergestellt werden. Um den Weg für eine klimaneutrale Produktion zu ebnen, wurde im Technikum eine alkalische Wasser-Elektrolyse von Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers mit einer Leistung von zwei Megawatt betrieben und lastgesteuert an die Grünstrom-Erzeugung gekoppelt. Dabei wurde der Nachweis erbracht, dass die Wasser-Elektrolyse auch mit sehr volatiler erneuerbarer Energie betrieben werden kann, ohne Schaden zu nehmen, so die Verantwortlichen.

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Jetzt soll in einer weiteren Phase die Technologie auf weitere Industrien ausgeweitet werden, eine Langzeitstabilität nachgewiesen und schließlich die Marktreife erreicht werden. Dafür fördert die Bundesregierung bis 2024 das Projekt mit 75 Mio. Euro (ergänzend zu bisher 60 Millionen Euro Fördermittel seit 2016). In der jetzt gestarteten zweiten Projektphase wird es darum gehen, nachzuweisen, dass die erarbeiteten Lösungen im komplexen Zusammenspiel zwischen Stahlproduktion und chemischer Synthese über lange Zeit stabile laufen und die Carbon2Chem-Technologie im industrieübergreifenden Verbund sofort hochskaliert werden kann.

Bei Carbon2Chem sind neben dem Stahlkonzern Thyssenkrupp Firmen wie E.ON, Akzo Nobel, Linde oder Evonik im Boot. Ziel ist es, Abgase der Stahlwerke in Chemieprodukte umzuwandeln, wie in Ammoniak für Stickstoffdünger oder in das Vorprodukt Methanol. Bislang werden die Abgase in einem relativ ineffizienten Prozess verbrannt, um die restliche Energie herauszuholen. Das Projekt könnte großen Einfluss auf die Branche und die Emissionen nehmen. Denn Eisen- und Stahlkonzerne sind für 6,7 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich.

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