Instandhaltung Harmonisierte Turnarounds reduzieren Kosten und erhöhen die Anlagenverfügbarkeit

Autor / Redakteur: Dipl-Ing. Hans-Jürgen Bittermann
Der Autor ist freier Mitarbeiter bei PROCESS. / Anke Geipel-Kern

Geplante Anlagenabstellungen sind in der Prozessindustrie Standard – und doch ist jeder Shutdown immer wieder ein Kraftakt mit einem enormen Aufwand an Planung und Personal. Dazu sind Praxiserfahrung und spezielles Know-how gefragt. Kaum ein Unternehmen kann bei solchen Projekten auf Unterstützung durch externe Spezialisten für Instandhaltung verzichten.

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Alle fünf Jahre steht der Cracker OM4 der LyondellBasell in Wesseling für einige Zeit still. Und jedes Mal ist das für das Werk wieder ein Großereignis, das sorgfältige Planung und Koordination erfordert. Das verdeutlichen auch einige Zahlen: In der Spitze waren pro Arbeitstag bis zu 900 Mitarbeiter von LyondellBasell und verschiedenen Partnerfirmen mit Planung und Umsetzung von Wartung und Instandhaltung beschäftigt. Rund 2000 Arbeitspakete (Abstellpunkte) waren abzuarbeiten – ein solcher Stillstand verschlingt regelmäßig einen höheren zweistelligen Millionenbetrag.

„Die hohen Verfügbarkeiten der Cracker rechtfertigen aber diese Ausgaben“, sagt Sascha Löhausen, der den Stillstand koordinierte. Dieses Mal mit im Boot waren die Planer der IIG-Gruppe aus Gelsenkirchen. Welchen Anteil IIG bei diesem Projekt hatte, erläutert Volker Zillekens, Leiter Projektabwicklung auf einer Tagung zum Thema Shutdowns & Turnaraounds von T.A. Cook in Berlin: „Unsere Aufgabe war es, bei der Turnaround-Planung und einem parallel durchgeführten Invest-Projekt die Schnittstellen ebenso wie die Ressourcen und Termine zu optimieren.“

Hohe strategische Bedeutung von Stillstandsprojekten

Eine wichtige Sache, hat doch der Cracker für die nachgeschalteten Verarbeitungsbetriebe eine zentrale Bedeutung. Die Stillstands-Planer versuchen deshalb, die notwendigen Prüfungen der übrigen Anlagen möglichst ebenfalls in die Zeit eines Cracker-Stillstandes zu legen, was die hohe strategische Bedeutung von Stillstandsprojekten für die Prozessindustrie zeigt.

In den letzten Jahren hat sich nämlich die Herangehensweise bei Shutdowns und Turnarounds in der Chemieindustrie gewandelt, was sich exemplarisch bei Borealis Agrolinz Melamine bei der Umsetzung integrativer strategischer Turnaround-Prozesse zeigt. Die Tochter des österreichischen Kunststoffherstellers Borealis hat in den vergangenen Jahren einen grundsätzlichen Wechsel in der Turnaround-Philosophie vollzogen. Markus Traxler, Leiter Turnaround-Management innerhalb der MCE-Grupe bei der Chemserv Industrie Service, die als Dienstleister unterstützen, erklärt: „Während es bislang in den verschiedenen Anlagenbereichen praktisch Jahr für Jahr die unterschiedlichsten Turnarounds und Kleinabstellungen gegeben hat, werden nun die TÜV-Termine harmonisiert und zu gemeinsamen Großabschaltungen in längeren Zeitabständen zusammengefasst.“ Praktisch werde das so realisiert, dass einzelne TÜV-Termine vorgezogen werden – dagegen hat der TÜV normalerweise keine Einwände.

Vorteil einer harmonisierten, gemeinsamen Großabschaltung: Borealis Agrolinz Melamine kann sich zum einen gut auf einen solchen Shutdown vorbereiten, es vereinfacht die Planung. Das spart nicht nur die verhältnismäßig hohen Planungskosten der Kleinabstellungen ein. Langfristig geplante Großabstellungen verbessern zudem die Qualität der Materialbewirtschaftung, optimieren die Rohstoffzukaufkosten und erhöhen nicht zuletzt die Sicherheit.

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