Konzernergebnis im Krisenjahr Glyphosat-Fiasko – Bayer macht Milliardenverlust

Redakteur: MA Alexander Stark

Der Chemiekonzern Bayer meldet für 2020 ein Minus von 10,459 Milliarden Euro beim Konzernergebnis. Im Vorjahr konnte das Unternehmen noch ein Plus von 4,091 Milliarden Euro verbuchen. Grund hierfür sind vor allem die immensen Rückstellungen für die in den USA laufenden Klagen im Zusammenhang mit Glyphosat.

(Bild: Bayer)

Leverkusen – Die Folgen der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 machen dem Bayer-Konzern bis heute zu schaffen. Rücklagen für die ausstehenden Entscheidungen vor US-Gerichten haben dem Unternehmen ein Umsatzminus von über zehn Milliarden Euro beschert. Der Konzernumsatz lag im Jahr 2020 bei 41,400 Milliarden Euro. Währungseffekte belasteten den Umsatz mit 1,941 Milliarden Euro und das Ebitda vor Sondereinflüssen mit 741 Millionen Euro. Das Ebit lag bei minus 16,169 (Vorjahr: plus 4,162) Milliarden Euro. Darin enthalten sind Sonderaufwendungen von saldiert 23,264 (Vorjahr: 2,813) Milliarden Euro.

Der Free Cash Flow wurde durch Zahlungen von knapp vier Milliarden Euro für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten belastet und belief sich im vergangenen Jahr auf 1,343 (Vorjahr: 4,214) Milliarden Euro. Die Nettofinanzverschuldung reduzierte Bayer im Vergleich zum Vorjahr um 11,8 % auf 30,041 Milliarden Euro. Bei beiden Kennzahlen schnitt der Konzern dank starker operativer Geldflüsse besser ab als im angepassten Ausblick prognostiziert. Für 2021 erwartet der Konzern nach eigenen Worten ein solides operatives Wachstum und ein stabiles Ergebnis zu konstanten Währungskursen.

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Durchwachsenes Ergebnis

Im Agrargeschäft (Crop Science) steigerte Bayer den Umsatz wpb. um 1,3 % auf 18,840 Milliarden Euro. Hierzu trugen die Geschäfte in den Regionen Lateinamerika und Asien/Pazifik bei, während speziell in Nordamerika Rückgänge zu verzeichnen waren. Besonders stark stieg der Umsatz bei Fungiziden (wpb. um 8,5 %) und bei der Geschäftseinheit Environmental Science (wpb. um 11,5 %), wozu jeweils alle Regionen beitrugen. Bei den Fungiziden setzte Bayer in Lateinamerika dank des 2019 neu eingeführten Produkts Fox Xpro mehr um. Auch die Geschäftseinheit Sojabohnensaatgut und Pflanzeneigenschaften legte zu (wpb. um 2,3 %) – wobei eine höhere Marktdurchdringung in Lateinamerika positiv wirkte, in Nordamerika aber insbesondere durch erhöhten Wettbewerb Preis- und Mengenrückgänge zu verzeichnen waren. Im Bereich Maissaatgut und Pflanzeneigenschaften blieb der Umsatz auf Vorjahresniveau (wpb. minus 0,5 %). Negativ wirkten sich dabei Nachfrageverschiebungen in der Region Nordamerika in das Vorjahr sowie in das Folgejahr aus. Dem stand ein Umsatzanstieg in allen anderen Regionen gegenüber. Einen Geschäftsrückgang um wpb. 1,0 % gab es bei den Herbiziden. Zurückzuführen war dieser insbesondere auf den teils zeitweisen Verlust von Zulassungen in den Regionen Europa/Nahost/Afrika und Nordamerika.

Das Ebitda vor Sondereinflüssen von Crop Science ging um 3,8 % auf 4,536 Milliarden Euro zurück. Negativ wirkten sich hier insbesondere Währungseffekte von 537 Millionen Euro aus. Ein weiterer wesentlicher Faktor war der Umsatzrückgang in Nordamerika aufgrund von Nachfrageverschiebungen. Positiv wirkte sich hingegen die Realisierung von Kostensynergien aus der voranschreitenden Integration des erworbenen Geschäfts aus.

Bei den Rechtsstreitigkeiten zu Glyphosat in den USA hat sich das Unternehmen Anfang Februar 2021 mit den Klägeranwälten darauf geeinigt, wie künftige Klagen gehandhabt und beigelegt werden sollen. Einen Antrag auf vorläufige Genehmigung dieses Vergleichs haben die Klägeranwälte bei Gericht eingereicht. Beide Seiten sind dabei auf die Fragen eingegangen, die das Gericht im vergangenen Sommer zum ersten Vergleichsvorschlag der Parteien für künftige Klagen aufgeworfen hatte. Nun muss das Gericht die neue Einigung prüfen. Die Einigung zu künftigen Klagen soll Teil einer umfassenden Lösung für die Roundup-Rechtsstreitigkeiten sein. Inzwischen gibt es rund 90.000 aktuelle Klagen, die verglichen wurden oder nicht den Kriterien entsprachen, die zur Teilnahme an dem Vergleich berechtigen. Das Unternehmen will weiter mit den Klägeranwälten verhandeln, um sich auch zu den verbleibenden bestehenden Klagen zu einigen.

Pharmaceuticals erhöht Ergebnis trotz Umsatzrückgangs

Im Jahr 2020 hat Bayer im Pharmabereich mehr als 25 Akquisitionen oder Kooperationen abgeschlossen, wobei das Biotech-Unternehmen Asklepios Bio Pharmaceutical (Ask Bio) der größte Zukauf war. Auch ansonsten habe Bayer im vergangenen Jahr konsequent in Innovation investiert, bei Consumer Health durch die Mehrheitsbeteiligung an Care/of etwa in personalisierte Ernährung, während die Division Crop Science ihre neue, niedrig wachsende Maissorte Vitala in einem Pilotprojekt in Mexiko eingeführt habe, sagte der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann am Donnerstag bei der Bilanz-Pressekonferenz.

Im Zuge der Eindämmung von Covid-19 ging Bayer eine umfassende Partnerschaft mit dem biopharmazeutischen Unternehmen Curevac, Deutschland, ein. Dabei geht es laut Baumann zunächst darum, die klinischen Studien und die Zulassung des Impfstoffs von Curevac zu unterstützen. Gleichzeitig würden die Vorbereitungen in Wuppertal und in dem globalen Produktionsnetzwerk laufen, um so schnell wie möglich auch bei der Herstellung des Impfstoffs zu helfen.

Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Pharmaceuticals) sank wpb. um 1,5 % auf 17,243 Milliarden Euro. Ausschlaggebend hierfür waren weltweite Beeinträchtigungen durch Covid-19, welche vor allem in der ersten Jahreshälfte zu einer reduzierten Anzahl nicht akut notwendiger Behandlungen führten – insbesondere in den Geschäftsfeldern Augenheilkunde und Frauengesundheit. Die Situation in den Arztpraxen und Kliniken normalisierte sich ab Jahresmitte. Im Bereich Radiologie verzögerten ganzjährig die erhöhten Hygienemaßnahmen den Behandlungsablauf, wodurch der Umsatz zurückging. Zusätzlich verringerte die Umsetzung neuer Tenderverfahren in China den Umsatz von Glucobay und Avelox deutlich.

Ein Umsatzplus von wpb. 12,4 % erzielte Bayer mit dem oralen Gerinnungshemmer Xarelto. Neben stark gestiegenen Absatzmengen in China ist dies auch auf erhebliches Wachstum in Europa zurückzuführen. Deutliche Umsatzsteigerungen gelangen unter anderem auch mit Stivarga (wpb. plus 18,6  %), insbesondere in China und den USA. Das war auch der oralen Anwendungsform des Krebsmedikaments zu verdanken, die es ermöglicht, die Behandlung während der anhaltenden Pandemie außerhalb von Kliniken und Arztpraxen weiterzuführen. Der Umsatz mit dem Augenmedikament Eylea lag auf dem Niveau des Vorjahres (wpb. plus 0,2 %), wobei es gelang, den Geschäftsrückgang der ersten Jahreshälfte im weiteren Jahresverlauf auszugleichen. Ebenfalls durch die Auswirkungen der Pandemie beeinträchtigt waren die Geschäfte mit den Hormonspiralen Mirena/Kyleena/Jaydess (wpb. minus 8,7 %) – infolge einer reduzierten Anzahl an Eingriffen – sowie mit dem Krebsmedikament Xofigo (wpb. minus 11,6 %), dessen Umsatz in den USA besonders stark zurückging.

Das Ebitda vor Sondereinflüssen von Pharmaceuticals stieg um 2,6 % auf 6,016 Milliarden Euro. Der Ergebniszuwachs gelang durch konsequentes Kostenmanagement und eine Meilensteinzahlung für das Medikament Adempas zur Behandlung von Lungenhochdruck – trotz des leichten Umsatzrückgangs und eines negativen Währungseffekts von 132 Millionen Euro.

Consumer Health wächst in allen Regionen

Bei den rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) stieg der Umsatz wpb. um 5,2 % auf 5,054 Milliarden Euro. Damit wuchs die Division stärker als der Markt und in allen Regionen. Der gestiegene Fokus auf Gesundheit und Prävention in Verbindung mit der Covid-19-Pandemie führte insbesondere in der Kategorie Nahrungsergänzung zu einer deutlich erhöhten Nachfrage und zu einem Umsatzplus von wpb. 22,6 %. Ebenfalls positiv entwickelten sich die Kategorien Schmerz und Kardio, Dermatologie sowie Magen-Darm-Gesundheit. Durch die erhöhten Schutz- und Hygienemaßnahmen verringerten sich andererseits die Umsätze im Bereich der Erkältungsprodukte, was in der Kategorie Allergie und Erkältung einen Rückgang um wpb. 4,1 % nach sich zog.

Das Ebidta vor Sondereinflüssen von Consumer Health reduzierte sich um 2,5 % auf 1,114 Milliarden Euro. Negativ wirkten sich Währungseffekte von 69 Millionen Euro aus sowie fehlende Ergebnisbeiträge der 2019 verkauften Geschäfte und gestiegene Kosten im Zuge der Covid-19-Pandemie. Positiv trugen vor allem das deutliche wpb. Umsatzwachstum sowie die Beiträge des Ende 2018 initiierten Effizienzprogramms bei.

Ausblick: Bayer will beim Umsatz zulegen

Jeweils bereinigt um Währungseffekte prognostiziert Bayer für das Jahr 2021 Folgendes: Das Unternehmen erwartet einen Umsatz von etwa 42 Milliarden bis 43 Milliarden Euro. Dies entspricht wpb. einer Steigerung um etwa 3 %. Die um Sondereinflüsse bereinigte Ebitda-Marge erwartet der Konzern bei etwa 27 Prozent. Dies entspricht einem Ebitda vor Sondereinflüssen von 11,2 Milliarden bis 11,5 Milliarden Euro. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie plant Bayer einen Wert von etwa 6,10 bis 6,30 Euro. Der Free Cash Flow soll sich auf minus drei Milliarden bis minus vier Milliarden Euro belaufen. Darin sind erwartete Belastungen aus Zahlungen für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten von rund acht Milliarden Euro enthalten. Außerdem rechnet der Konzern zum Jahresende mit einer Nettofinanzverschuldung von etwa 36 Milliarden bis 37 Milliarden Euro.

Basierend auf den Wechselkursen zum Stichtag 31. Dezember 2020 rechnet Bayer für das Geschäftsjahr 2021 mit einem Umsatz von etwa 41 Milliarden Euro, einer um Sondereinflüsse bereinigten Ebitda-Marge von etwa 26 % bzw. einem um Sondereinflüsse bereinigten Ebitda von 10,5 Milliarden bis 10,8 Milliarden Euro und einem bereinigten Ergebnis je Aktie von etwa 5,60 bis 5,80 Euro. Auf dieser Basis erwartet der Konzern einen Free Cash Flow von minus drei Milliarden bis minus vier Milliarden Euro sowie eine Nettofinanzverschuldung von 35 Milliarden bis 36 Milliarden Euro.

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