Handelsblatt-Tagung Chemie 2017 Chemie in der Digitalisierungsklemme?

Autor Anke Geipel-Kern

Mit welchen Strategien rüstet sich die Chemiebranche für die Herausforderungen der Zukunft? Die Chemie steckt in der Klemme. Eingezwängt zwischen den internationalen Krisenherden und den Herausforderungen der Digitalisierung, suchte die Branche auf der Handelsblatt-Tagung Chemie 2017 nach Antworten. Wo soll das Wachstum in der Chemiebranche in den nächsten Jahren herkommen? Wie schafft man ein Klima, in dem Innovation gedeiht? Liegt das Wohl der Branche in Kooperationen und mehr Kunden- sowie Serviceorientierung?

Anbieter zum Thema

18. Handelsblatt Jahrestagung Chemie 2017 Innovation – Chemie 4.0 – Start-ups am 4. und 5. April 2017 im Marriott Hotel Frankfurt
18. Handelsblatt Jahrestagung Chemie 2017 Innovation – Chemie 4.0 – Start-ups am 4. und 5. April 2017 im Marriott Hotel Frankfurt
(Bild: Euroforum/Vogt)

Viel Neues hat es in der Chemie in den letzten 20 Jahren nicht gegeben – zumindest, was die Entwicklung neuer Moleküle angeht. Prof. Dr. Klaus Peter Griesar, der beim Chemiekonzern Merck einer der obersten Innovationsmanager und für Hochschulkooperationen verantwortlich ist, überbringt auf der diesjährigen Handelsblatt-Tagung Chemie 2017 eine klare Botschaft.

Das Zeitalter der „De-novo-Erfindungen“ in der Chemie sei vorbei, eine Chance auf Innovationen habe nur noch, wer sich auf die intelligente Neukombination vorhandener Chemie und vor allem auf Kooperationen mit Kunden und anderen Industriezweigen verstehe.

Griesar ist nicht der Einzige, der einen ernsten Ton auf der Tagung anschlägt, denn der Druck auf das Innovationstempo wächst, weil die Branche von mehreren Seiten in die Zange genommen wird: Absatzmärkte und damit auch Produktionsstandorte verlagern sich mehr und mehr in die asiatischen Länder. Gleichzeitig verliere die Globalisierung an Schwung. Der Investitionsboom in den Schwellenländern sei erst einmal beendet, warnt VCI-Chefvolkswirt Henrik Meincke. Brexit und der amerikanische Protektionismus tun das Übrige.

Wachstum, ja aber …

Das alles ist für sich gesehen durchaus verkraftbar – immerhin wächst die Branche, Prognosezahlen zufolge, in Deutschland immer noch mit 3,5 Prozent und damit stärker als das Bruttoinlandsprodukt. Doch jetzt gibt es zusätzlichen Druck, und zwar von gänzlich unerwarteter Seite. „Willkommen in der VUCA (Volatile – Uncertain – Complex – Ambigious)-Welt“, sagt Dr. Sven Mandewirth, Partner der Unternehmensberatung Camelot.

Volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig – das ist sie, die neue Welt in der sich die Chemie zurecht finden muss. VUCA scheint prädestiniert für die Überflieger aus dem Silicon Valley gegen die eine assetgeprägte Branche wie die Chemie sich so schwerfällig aus­nimmt, wie ein Öltanker gegen einen Katamaran.

(ID:44633691)