China Market Insider Warum es einen PDH-Anlagen-Bauboom in China gibt
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Seit dem Ende der Corona-Lockdowns in China im Frühjahr 2020 expandiert dort die PDH-Industrie wie noch nie. Mehr als 30 neue Anlagen zur Propan-Dehydrierung mit einer neuen Kapazität von mehr als 30 Millionen Jahrestonnen befinden sich in China derzeit in Bau oder sind für die kommenden Jahre geplant.

Peking/China – Zur steigenden Popularität der Dehydrierungs-Technologien im Vergleich zu anderen Methoden der Propylen-Erzeugung wie dem Naptha-Cracking oder dem katalytischen Cracking trage in erster Linie seine Kosteneffektivität bei. Mit geringeren Anfangsinvestitionen kann bei hohen Temperaturen, aber vergleichsweise niedrigem Druck ein hoher Propylen-Ertrag erwirtschaftet werden.
Die Nachfrage nach Propylen steigt in China weiterhin, und Chinas politische Führung strebt auch hier nach einem allmählichen Ersatz von Importen durch heimische Produktion. Der massive Investitionsschub im chinesischen PDH-Sektor hat also sowohl marktwirtschaftliche wie politische Gründe.
In den vergangenen zwei Monaten ist bei einer ganzen Reihe von PDH-Anlagen in China die Grundsteinlegung gefeiert worden, am 17. April etwa für eine neue PDH-Anlage für 600.000 Tonnen im Jahr durch Jiangsu Ruiheng New Materials in Lianyungang. Dies berichtet die chinesische Industriezeitung Zhongguo Gongye Bao, die auch über Fortschritte bei einer weiteren 600.000-Tonnen-Anlage von Formosa Plastics Ningbo berichtet.
Zu den Großprojekten, die sich in Bau befinden, zählt auch das China Zhenhua Propane Dehydrogenation and Propylene Oxide Project. Mit einer Jahreskapazität von einer Millionen Tonnen dürfte dies nach seiner Fertigstellung das größte PDH-Projekt der Welt sein, schreibt die chinesische Industriezeitung.
4,42 Millionen Jahrestonnen neue Kapazität
Auch traditionelle Ölkonzerne steigen vermehrt in das lukrative PDH-Geschäft ein. Ein Beispiel ist die Shaanxi Yanchang Petroleum Group, die auf der Südinsel Hainan 13 Milliarden Yuan (Rund 1,65 Milliarden Euro) in eine neue Anlage für 600.000 Jahrestonnen steckt.
Allein bis Ende dieses Jahres dürften, wenn es überall nach Plan geht, in China insgesamt 4,42 Millionen Jahrestonnen neue Kapazität an neuen PHD-Einheiten und Steam-Crackern online gehen, die den Bedarf an Propangas in China „gewaltig“ in die Höhe treiben wird, schreiben die Experten von ICIS.
Das meiste in chinesischen PDH-Anlagen benutzte Propangas muss aus Qualitätsgründen aus dem Ausland importiert werden. All die neuen PDH-Anlagen in der Volksrepublik erzeugen nun bis Ende 2022 einen zusätzlich Importbedarf von 3.42 Millionen Tonnen Propangas, schätzt ICIS.
Die Coronakrise und der Bauboom bei PDH-Anlagen in China sind zwei Faktoren, die bei Marktbeobachtern der Chemieindustrie in Europa in diesem Jahr Fragezeichen aufwerfen. In Europa operieren eine Anzahl von Crackern aufgrund der wegen der Coronakrise reduzierten Nachfrage in der ersten Hälfte dieses Jahres weiterhin mit reduzierter Auslastung, was sich negativ auf das Propylen-Angebot auswirkt, heißt es in einer Analyse von S&P Global.
Ausländische Produzenten durch heimische ersetzen
In China dagegen wächst momentan die Produktionskapazität noch schneller als die Nachfrage. Händler sind noch unsicher, wie sich dies kurz- bis mittelfristig auf Chinas Propylen-Importe auswirken wird. Doch kurzfristige Marktschwankungen haben Chinas chemische Industrie noch nie von Investitionen abgehalten. Mit großem Enthusiasmus arbeitet man daran, ausländische Produzenten durch heimische zu ersetzen – Ausgaben oder technische Anstrengungen hin oder her. Ein Beispiel ist die neue PDH-Anlage von Hebei Haiwei. Weil die Kernkomponente einer PDH-Anlage zwischen Eintausend und mehreren Tausend Tonnen wiegen kann, habe China Construction Equipment & Engineering das gute Stück einfach direkt vor Ort angefertigt, berichtet PROCESS (China).
* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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