Umweltschutz Neues Beizverfahren für Edelstahl vermeidet Abwasser und Abfälle

Autor / Redakteur: Siegfried Pießlinger-Schweiger / Dipl.-Ing. (FH) Tobias Hüser

Beizen und Umweltschutz – das passt auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen. Auf den zweiten Blick aber schon, wie ein neues Verfahren zeigt. Der Clou dabei: Es ist für alle Edelstahlqualitäten einsetzbar und damit ein Universalgenie im Apparatebau.

Anbieter zum Thema

Glanzeffekt garantiert: Die Feder rechts ist mit dem Elektrolyten E 269 behandelt.
Glanzeffekt garantiert: Die Feder rechts ist mit dem Elektrolyten E 269 behandelt.
(Bild: Poligrat)

Durch Korrosion und deren Folgen werden allein in Deutschland jährlich Kosten in Milliardenhöhe verursacht. Direkte und indirekte Kosten durch Produktions- oder Leistungsausfälle summieren sich laut Erhebungen der Gesellschaft für Korrosionsschutz zu einem gesamtwirtschaftlichen Schaden von etwa drei bis vier Prozent des Bruttosozialprodukts. Doch die Zahlen umfassen nur die direkten Kosten wie Instandhaltung, Reparaturen, Bau und Monitoring.

Zusätzlich entstehen indirekte Kosten: Personenschäden, Schäden durch das Auslaufen umweltschädlicher Flüssigkeiten, Produktionsausfälle und Anlagenstillstände für kurzfristige Instandhaltungsmaßnahmen. In den meisten Industrieländern liegen die Kosten durch Korrosion bei etwa drei Prozent des BIP und erreichen in einigen Fällen bis zu fünf Prozent. Verfahren, die Anlagen und Apparate vor Korrosion schützen bzw. Korrosionsbildung einschränken, tragen demnach direkt und indirekt zur Nachhaltigkeit im Anlagenbau bei.

Ein häufig eingesetztes Verfahren im Anlagenbau ist das Beizen von Edelstahl. Chemieanlagen beispielsweise werden oft vor Ort gebeizt und passiviert, um die Korrosionsbeständigkeit zu verbessern und die metallische Reinheit zu gewährleisten.

Für alle Edelstähle geeignet

Doch bisher verfügbare Beizverfahren sind alles andere als umweltschonend und eignen sich auch nur für bestimmte, höher legierte Edelstahlqualitäten. Außerdem setzen sie neben Flusssäure auch Salpeter- oder Schwefelsäure ein und belasten die Umwelt durch schwermetallhaltigen Sondermüll und salzhaltige Abwässer. Das anfallende Spülwasser, die verbrauchten Säuren und die abgetragenen Schwermetalle müssen als genehmigungs- und überwachungsbedürftiger Sondermüll entsorgt werden, was nicht nur die Umwelt belastet sondern dem Betreiber hohe Kosten verursacht.

Das Unternehmen Poligrat hat sich daher das Ziel gesetzt, ein neues Beizverfahren zu entwickeln, das mehrere Bedingungen erfüllen sollte. Es sollte für alle Typen von Edelstahl gleich geeignet sein und die Oxidauflösung wahlweise mit oder ohne Abtrag des Grundmetalls ermöglichen. Das Verfahren sollte keine Beizsprödigkeit verursachen, abwasser- und abfallfrei betrieben werden können und die Rückgewinnung von Säuren und Metallen ermöglichen.

(ID:36003070)