Ventile, Armaturen und die Energiewende Goldrausch im Energiewende-Wunderland? Armaturenbranche will ein Stück vom grünen Kuchen

Von Dominik Stephan

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Mitten in der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte pumpen die großen Volkswirtschaften Milliarden in die Energiewende – kein Wunder, dass Ausrüsterindustrien ein Auge auf die Milliardenprojekte in Wind-, PV-, Wasserkraft- und Power-to-X geworfen haben. Auch die Armaturenbauer wollen nicht außen vor bleiben, wenn der grüne Megamarkt verteilt wird. Pünktlich zur Valve-World bringt sich die Branche mit entsprechenden Lösungen in Stellung...

Auma lieferte Stellantriebe für das Geothermiekraftwerk Qingshui in Taiwan, wo die Komponenten hohen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und korrosiver Atmosphäre standhalten müssen.
Auma lieferte Stellantriebe für das Geothermiekraftwerk Qingshui in Taiwan, wo die Komponenten hohen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und korrosiver Atmosphäre standhalten müssen.
(Bild: Auma)

Wir die Energiewende zu Innovationsprogramm auch für die Armaturenbranche? Rund um den Globus boomen Windkraft und Photovoltaik: Mitten in der Wirtschaftskrise legt etwa die Windenergie laut Global Wind Report 2022 um zwölf Prozent (bzw. 93,6 Gigawatt) auf eine kumulierte Gesamtkapazität von 837 Gigawatt zu. Und selbst das reicht vielen nicht: So prognostiziert GWEC Market Intelligence, dass man bis 2030 über weniger als zwei Drittel der Windenergiekapazitäten verfügen wird, die für einen 1,5°C- und Netto-Null-Pfad erforderlich wären. Auch der Photovoltaik-Markt hat sonnigste Aussichten: Laut dem Photovoltaik-Programm PVPS (Photovoltaic Power Systems) der IEA wurden etwa 2021 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von etwa 175 Gigawatt zugebaut. Damit besitzt die weltweit installierte Photovoltaikleistung Ende 2021 kumuliert eine Gesamtkapazität von rund 942 Gigawatt (etwa fünf Prozent des weltweiten Strombedarfs) – und dürfte mittlerweile 1.000 Gigawatt überschritten haben.

Was das bedeutet, ist aus Sicht der Erneuerbaren-Energien-Experten klar: (Noch) Mehr Geld - und Geld weckt Begehrlichkeiten: So erklärt Dr. Simone Peter, Präsidentin des deutschen Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE), dass die „Energiewende ein gewaltiges Innovationsprogramm für die Industrie war und ist" und stellt 800.000 zusätzliche Arbeitsplätze bis 2050 in Aussicht.

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Nicht so sehr auf wolkige Versprechen, sondern ganz konkret auf Aufträge hoffen die Zulieferindustrien: Ventilspezialist OHL Gutermuth etwa liefert Spezialklappen zur Baustelle der größten "Concentrated Solar Power" Anlage in Dubai, dem „Sheikh Mohammed Bin Rashid Solar Park“ imit einer Leistung von 1.100 MW. Doch auch kleinere Projekte in aller Welt setzen auf Armaturen aus Altenstadt, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Röhrig: „Wir haben unsere Spezialklappen schon nach Spanien, China, Nord- und Südafrika, in die Vereinigten Arabischen Emirate sowie nach Nord- und Mittelamerika geliefert.“

Selbst von Windenergie-Projekten könnten Armaturen-Hersteller profitieren: MRC Global Norway AS etwa liefert das gesamte Spektrum an Ventilen, Instrumenten, Rohrleitungen und Schläuchen an das US-amerikanische Offshore-Windkraftprojekt Sunrise Wind östlich von Montauk, New York. Der Auftrag kommt in diesem Fall vom ebenfalls norwegischen Energiedienstleister und Anlagenbauer Aker Solutions, einer Fusion von Kvaerner und Aker ASA. Das 924-MW-Projekt, ein Joint Venture von Ørsted und Eversource, soll Strom für fast 600.000 Haushalte zur Verfügung stellen.

Auch Wasserstoff und Erdwärme boomen

Also, sorgenfrei dank Sonnenstrom und Wind? Ganz so einfach ist es nicht, betont Dr. Simone Peter vom Bundesverband Erneuerbare Energien und rät, auch andere Optionen wie Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, Speicher und Grünen Wasserstoff „endlich voll auszuschöpfen“. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Märkte zumindest zum Teil einen signifikanten Beitrag zu einer globalen Energiewende leisten, sei groß. Schon heute gäbe es zahlreiche Projekte, wie etwa das das größte geothermische Heizwerk der EU im dänischen Aarhus. Dieses soll bei fertigstellung eine Kapazität von 110 MW besitzen, was 20 Prozent des Fernwärmebedarfs von Aarhus entspräche. Es wird erwartet, dass die jährlichen CO₂-Emissionen um bis zu 165.000 Tonnen reduziert werden.

Wie das aussehen könnte, und welches Potenzial für Armaturenhersteller und -Ausrüster besteht, zeigt ein Geothermiekraftwerk in Taiwan: In Qingshui sind 40 Auma Stellantriebe im Einsatz, darunter zwei Drehantriebe SA 07.6 und SA 10.2 mit Stellantriebs-Steuerung AC 01.2 und Getriebe GS sowie acht Seven Himod-Antriebe zur Positionierung von Regelarmaturen.

Alle Komponenten in der Anlage, auch die elektrischen Stellantriebe, sind einer äußerst korrosiven Atmosphäre mit hohen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und aggressiven Gasen ausgesetzt. Qualität ist – so wie auch in anderen Bereichen der Erneuerbaren Energien – also ein Muss, um auf dem Markt zu bestehen.

Alles bio oder was? Armaturen können auch grün

Auch der deutsche Biomasse-Markt sorgt bei den Ausrüstern für leuchtende Augen: „Viele Standards für den anhängenden Wasser–Dampf–Kondensat Kreislauf wurden und werden in Deutschland geprägt“, erklärt Johannes Fliegen, Geschäftsführer von Arca Regler. Mit seinen Komponenten fühlt sich das Unternehmen gut gerüstet für die Herausforderungen der Biomasse. „Wir haben unsere Armaturenpalette so in Baukästen strukturiert, dass wir millionenfache Varianten zusammenstellen können“, erläutert Fliegen. Aus diesem sehr ausgeprägten Baukasten könne das Unternehmen jede geforderte Anwendung bedienen.

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Venet-Hight für Armaturen-Experten

Vom 29. November bis 1. Dezember 2022 präsentieren sich die Key-Player der Industriearmaturenbranche auf der Valve World Expo mit begleitender Konferenz in Düsseldorf. Rund 400 Experten aus 29 Ländern nutzen das Düsseldorfer Messegelände als internationalen Armaturengipfel, um hier ihre Innovationen zu präsentieren und aktuelle Forschungs- und Produktionsprozesse zu diskutieren.

Infos und Tickets

Die Erneuerbaren Energien besitzen für die Zukunft also ein noch weiteres, großes Potenzial – für das Klima und die Ökonomien. Daher fordert beispielsweise Dr. Simone Peter vom deutschen Verband BEE, dass der „Abschied von fossilen Energieträgern schneller erfolgen sollte“. Eine Entwicklung, auf die die Armaturenbranche bereits heute eingestellt ist. Die Komponenten liegen vor – und könnten helfen, die Energiewende unverzüglich zu beschleunigen. (XX)

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