Klimaneutrale Energieversorgung Biomasse statt Gas im Chemiepark Gendorf
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Der Standortbetreiber Infraserv Gendorf und der Energieversorger Eon beabsichtigen, gemeinsam ein Biomasseheizkraftwerk im Chemiepark Gendorf zu bauen und zu betreiben. Zu diesem Zweck gründete der Betreiber Anfang Juli eine Projektgesellschaft.

Ein neues Biomasseheizkraftwerk soll einen erheblichen Teil der Leistung des bestehenden Gas-Kraftwerks im Chemiepark Gendorf ersetzen und den Standort auf dem Weg zur Klimaneutralität deutlich voranbringen.
Erste Pläne von Infraserv Gendorf und Eon sehen ein Biomasseheizkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 20 Megawatt sowie einer thermische Feuerungsleistung von 90 MW vor. Das geplante Biomasseheizkraftwerk könnte damit rund 50 % des Dampfbedarfs im Chemiepark abdecken und etwa 130.000 Megawattstunden klimaneutralen Strom in das öffentliche Netz einspeisen. Rechnerisch ließe sich damit der Jahresbedarf von rund 40.000 Haushalten decken. Im Chemiepark benötigen die Standortunternehmen Dampf für ihre Produktionsprozesse und zu Heizzwecken.
„Es braucht jetzt mutige Schritte, um den Treibhausgasausstoß zu senken und unabhängiger von Erdgas zu werden”, sagt Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter von Infraserv Gendorf. „Mit dieser Investition wollen wir die Transformation des Chemieparks und der gesamten Region Richtung Klimaneutralität vorantreiben.” Nach Inbetriebnahme des Biomasseheizkraftwerks ließe sich die Leistung des bestehenden Gaskraftwerks auf etwa die Hälfte des heutigen Niveaus herunterfahren. Dadurch würden die CO2-Emissionen im Vergleich zu heute um rund 45 % sinken. Zum Vergleich: Die eingesparten 96.000 Tonnen CO2 pro Jahr entsprechen dem Jahresausstoß von rund 18.000 Haushalten in Deutschland.
Der Energiebedarf des Biomasseheizkraftwerks soll weitestgehend durch regionales Frischholz aus der Landschaftspflege und Restholz aus der Forstwirtschaft gedeckt werden. „Wir setzen bewusst auf kurze Transportwege und Reststoffe, die nicht mehr anderweitig verwertet werden können”, erklärt Dr. Christoph von Reden. Es gehe um Holzreste, wie sie zum Beispiel beim Grünschnitt entlang von Straßen und Schienen oder in Gemeinden anfallen. Sondierung hätten ergeben, dass in der ländlich geprägten Region genügend solcher Holzreste anfallen, um damit das Biomassekraftwerk zu betreiben, so von Reden. Da die Vegetation kontinuierlich nachwächst und dabei genauso viel CO2 aus der Luft aufnimmt wie das Kraftwerk beim Verbrennen ausstößt, arbeitet das Biomassekraftwerk klimaneutral.
![Das Yin&Yang-Prinzip gilt auch für die Nachhhaltigkeit in der Prozessindustrie: Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. (Bild: © Vadim Cebaniuc, Henry St. John, navintar - stock.abobe.com; [M]VCG) Das Yin&Yang-Prinzip gilt auch für die Nachhhaltigkeit in der Prozessindustrie: Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. (Bild: © Vadim Cebaniuc, Henry St. John, navintar - stock.abobe.com; [M]VCG)](https://cdn1.vogel.de/U6vxdKpND-opnQ85pli3_-W1pz0=/320x180/smart/filters:format(jpg):quality(80)/p7i.vogel.de/wcms/46/f8/46f80901ae259cc9bce0caa88ad71743/0105644016.jpeg)
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Derzeit bespricht der Standortbetreiber die Pläne für das Biomasseheizkraftwerk mit Vertretern aus den umliegenden Gemeinden, Politik, Behörden und Naturschutzverbänden in der Region. Ein nächster Meilenstein ist dann der Start eines behördlichen Genehmigungsverfahrens unter Beteiligung der Öffentlichkeit. Zusätzlich muss nach Erteilung einer Baugenehmigung noch die Bundesnetzagentur das Projekt bewilligen und die EU-Kommission die kartellrechtliche Freigabe erteilen.
Noch steht die Umsetzung damit unter Vorbehalt: Auch unternehmensintern müssten, so ISG-Geschäftsleiter von Reden, noch final ausstehende Investitionsentscheidungen getroffen werden. Allerdings wolle man auch aufgrund der Verschärfung der Gaskrise keine Zeit verlieren, und treibe deshalb die Planungen voran.
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