China Market Insider „Flüssiges Gold” – Neues Verfahren soll Chinas Reifenindustrie revolutionieren

Von Henrik Bork

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In China entsteht gerade die weltweit größte Anlage zur Mischung von Gummi in der Flüssigphase. Die chinesische Firma Ecombine Advanced Materials hat mit dem Bau einer 300.000-Tonnen-Anlage zur Massenproduktion von Gummi mit dem neuartigen Verfahren begonnen.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
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(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Die chinesischen Entwickler der neuen Mischmethode in der Flüssigphase und Ecombine sind davon überzeugt, hier einen umweltfreundlicheren Prozess zur Massenproduktion von Gummi gefunden zu haben, der Chinas Reifenindustrie revolutionieren könnte.

Das Verfahren ist am EVE Rubber Institute (Everi) in der nordchinesischen Hafenstadt Qingdao entwickelt worden. EVE ist dabei eine Abkürzung für „Eco-visco-elastomers”. Die Lokalregierung von Qingdao und und andere staatliche Stellen haben die Forschungen des Instituts gefördert. Ecombine ist dort als Firma gegründet worden, um das Verfahren im industriellen Maßstab zu kommerzialisieren. Der italienische Chemiekonzern Versalis ist als strategischer Partner an dem Projekt beteiligt.

Seit 2012 hatten die Entwickler synthetischen Kautschuk mit flüssigem Füllmaterial aus Silikat und Polymeren gemischt. Die Effizienz der Haftvermittler sei höher, woraus eine Füllstoffverteilung mit weniger Agglomeraten resultiere, heißt es auf der Firmenwebseite. Dies wiederum ermögliche bessere Wechselwirkungen zwischen Polymer und Füllstoff. Wenn die so gewonnenen Masterbatches in Laufflächenmischungen verwendet werden, verringern sie Angaben der Entwickler zufolge den Rollwiderstand, die Griffigkeit und die Abriebbeständigkeit von Hochleistungsreifen. Daher habe das neue Verfahren das Potenzial, einen Qualitätssprung für Chinas Reifenhersteller auszulösen. Verglichen mit rußgefüllten Kautschukmischungen und konventionellen, trocken gemischten Silikat-Komponenten werde in dem neuen Prozess dank eines geringeren Payne-Effekts eine bessere Füllstoffverteilung erreicht, behaupten die Hersteller in Qingdao. Damit ließen sich hochwertige Reifen produzieren so die Hersteller, die ihr Kautschukprodukt hoffnungsfroh schon einmal „flüssiges Gold” getauft haben.

Die gegenwärtige Qualität von in China produzierten Reifen erfüllt oft nicht die hohen Kraftstoff-Effizienz-Anforderungen gültiger EU-Richtlinien zum Reifen-Labeling. Die nun von Ecombine verwendeten S-SBR- und Nd-PBR-Polymere, kombiniert mit dem neuen Flüssigphasen-Verfahren, haben angeblich das Potenzial, die EU-Energie-Richtlinien zu erfüllen und niedrige Emissionswerte zu erzielen. Ihr Verfahren sei daher eine Chance, beim Thema Qualität und Umweltfreundlichkeit mit Herstellern in Europa gleichzuziehen, heißt es bei Ecombine.

Die chinesische Regierung scheint von den Vorzügen des Verfahrens überzeugt zu sein, denn seine Entwicklung ist entscheidend von Chinas National Engineering Research Center for Rubber and Tire gefördert worden. Die neue Anlage von Ecombine seht in der Wirtschaftszone Dongjiaokou bei Qingdao.

Erste Versuche mit ähnlichen Flüssigphasen-Mischprozessen hatten schon in den 20er Jahren begonnen. Doch erst in den 80er Jahren hatte der chinesische Ingenieur Wang Mengjiao begonnen, sich in seiner Forschung dabei auf die Interaktionen zwischen Polymeren und Füllstoff und zwischen verschiedenen Füllstoffen zu konzentrieren. Der heute 80-jährige Wang gilt als Gründungsvater des Ever-Instituts.

Der Großteil der nun begonnenen Massenproduktion ist für den chinesischen Markt bestimmt. Versalis besitzt jedoch die Rechte, das Produkt in Europa an dortige Reifenhersteller zu vermarkten.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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