China Market Insider Chinas größter Verbundstandort: Sinopec komplettiert Mega-Projekt
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China feiert die Fertigstellung seines größten Verbundstandortes der chemischen Industrie. Das Projekt „Basis Zhenhai, Phase I” von Sinopec sei komplett, berichtet PROCESS (China). Die Mega-Anlage wird die Kapazität der Sinopec-Tochter „Zhenhai Refining & Chemical“ auf die Verarbeitung von 27 Millionen Jahrestonnen Rohöl und 2,2 Millionen Jahrestonne Ethylen erhöhen, berichtet die Schwester-Redaktion von PROCESS in Peking.

Peking/China – Das Projekt sei Schritt für Schritt errichtet worden, und die nun fertig gebaute Erweiterung soll Ende dieses Jahres mit der Produktion beginnen. Damit wird „Phase I“ dann für sich genommen der größte Verbundstandort Chinas sein, ohne Berücksichtigung künftiger Projektphasen. Man beginne jetzt mit der “Start-up-Vorbereitungsphase” der in der Nähe der Stadt Ningbo in der Provinz Zhejiang beheimateten Anlage, hieß es bei Sinopec.
Da Mega-Projekte dieser Art zwar global immer weiter außer Mode kommen, in China aber voll im Trend der von der Kommunistischen Partei, unter ihrem Parteichef und „Präsidenten auf Lebenszeit“ Xi Jinping, betriebenen Stärkung des staatlichen Sektors liegen, überschlugen sich die von der Partei kontrollierten Medien des Landes angesichts der Vollendung der Riesen-Raffinerie mit Lob über die erzielten Superlative.
Der nun beendete Bau markiere die „kürzeste Konstruktionsperiode“ für ein Projekt dieser Art, damit werde der „höchste Grad an Lokalisierung“ einer Produktion erreicht und die Anlage weise zudem die bislang „weiteste Umsetzung der Digitalisierung“ in China auf, jubelte beispielsweise die chinesische Chemiezeitung Zhongguo Huagong Bao. Exakt wortgleiche Lobeshymnen waren in vielen chinesischen Medien zu lesen.
Erstmals seien bei diesem Projekt in China eine physikalische Fertigungs-Anlage und ihr “Digital Twin” zeitgleich fertiggestellt worden, schreibt die Chemiezeitung. So gut wie jedes einzelne Gerät der Anlage, etwa Ventile, oder Tausende von Videokameras auf dem Compound, seien über 5G vernetzt, hieß es. Mit 10.000 eigenen 5G-Stationen habe Sinopec in der neuen Raffinerie das größte private 5G-Netzwerk in der Provinz Zhejiang errichtet, schreibt die Chemiezeitung.
Erstmals sei hier bei einem Ethylen-Projekt der Megatonnen-Klasse ein komplett digitales, von Halbleitern gesteuertes Prozess-Leitsystem realisiert worden, berichtet die chinesische Chemiezeitung weiter. Auch sei die Prozess-Technologie mehrerer Schlüsselbausteine nicht nur auf internationalem Niveau, sondern ähnlichen Anlagen im Ausland sogar überlegen – etwa der Cracked-Gas-Kompressor und die Ethylen- sowie Propylen-Kompressoren, schreibt die chinesische Chemiezeitung.
Die Wirtschaftszeitung Caixin erlaubte sich als eines von ganz wenigen Medien verhaltene Kritik an dem gigantischen Projekt. „Während sich die Produktionskapazität der petrochemischen Industrie weiter ausweitet, wächst auch das Risiko von Überkapazitäten,“ schreibt Caixin.
Es sei bereits absehbar, dass der Verbrauch von raffiniertem Rohöl mittelfristig ein Plateau erreichen werde – während die Produktionskapazität von Raffinerien in China derzeit immer weiter wachse, mahnt Caixin. Unter anderem aufgrund der Klimaziele der chinesischen Führung werde dem „Petrochina Institute of Economics and Technology“ zufolge schon 2025 der historische Höhepunkt des Benzinverbrauchs in der Volksrepublik erreicht sein, fügte das Wirtschaftsmagazin hinzu.
Momentan aber wird der Ausbau der Raffinerie-Kapazitäten in China ungebremst fortgesetzt. Nicht nur diese Mega-Raffinerie von Sinopec, auch andere Großprojekte wie Fujian Gulei Petrochemical oder Shandong Yulong Island and Chemical würden eine nach dem anderen fertiggestellt werden, berichtet Caixin. Bis zum Jahr 2025 sei in China insgesamt eine Ausweitung der Kapazitäten bei der Raffinerie von Rohöl um weitere 130 Millionen Jahrestonnen, von Ethylen um weitere 20 Millionen und bei PX um weitere 21,5 Millionen Jahrestonnen zu erwarten, so das Wirtschaftsmagazin.
* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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