China Market Insider China will globalen MDI-Markt erobern
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Chinas größter MDI-Produzent, Wanhua Chemical, baut seinen Marktanteil immer weiter aus. Das Unternehmen dominiert schon jetzt vor Covestro und der BASF den globalen MDI-Markt. Es werde seine Kapazitäten in den kommenden Jahren weiterhin stark ausbauen, berichtet die chinesische Chemiezeitung Zhongguo Huagong Xinxi Zhoukan. Was bedeutet das für den Weltmarkt?

Peking/China – MDI oder Methylen-Diphenyl-Diisocyanat ist ein wichtiger Bestandteil von Polyurethan-Schaum, der unter anderem zur Isolierung von Kühlschränken und Gefriertruhen eingesetzt wird. Die Produktion ist technisch herausfordernd, so dass überhaupt nur etwa ein Dutzend Produzenten weltweit in nennenswertem Umfang auf diesem Markt aktiv sind.
Wanhua Chemical ist schon jetzt mit einem globalen Marktanteil von 23,73 % der weltgrößte MDI-Produzent, vor Covestro mit 18,86 % und der BASF mit 18,08 %. Die anderen großen Produzenten sind Dow (13,22 %), Huntsman (10,96 %), SLIC (6,67 %), Tosoh (4,52 %) und Kumho Mitsui Chemicals (3,96 %). Diese Zahlen zitiert die chinesische Chemiezeitung aus einem Bericht des Qianzhan-Industrieforschungs-Instituts in Peking.
Große MDI-Pläne für die Zukunft
Doch in China und global Marktführer zu sein, das allein genügt den Chinesen nicht. Man hat größere Pläne. Wanhua Chemical ist ein in China an der Börse notierter Konzern, aber hinter seinem größten Anteilshaber verbirgt ist die kommunistische Stadtregierung von Yantai in der Provinz Shandong. Es ist damit eine Art „moderner Staatsbetrieb“ mit einer komplizierten Eigentums-Struktur. Dennoch – die industriepolitischen Wünsche der Pekinger Führung sind für diesen Konzern ein Befehl.
Obwohl alle großen Hersteller, darunter auch Covestro und die BASF, in den kommenden Jahren eine weitere Expansion ihrer MDI-Kapazitäten planen, hat dabei mit Abstand niemand so große Pläne wie Wanhua. Es gehe darum, die „Stimme in der Industrie” und damit „Preisgestaltungsfähigkeiten“ der chinesischen MDI-Sparte weiter zu stärken, schreibt die Chemiezeitung. Mit anderen Worten, man arbeitet gezielt und mit großen staatlichen Investitionen daran, den Wettbewerbsdruck auf Covestro und die BASF Schritt für Schritt zu erhöhen. Es ist ein Beispiel für die massiven Probleme, die in den kommenden Jahren auf die deutsche Chemieindustrie zukommen.
Ein Drittel des MDI-Marktes bis 2024
Momentan hat Wanhua Chemical an drei Standorten eine MDI-Jahreskapazität von ingesamt 2,1 Millionen Tonnen, davon 1,2 Millionen in Ningbo, 600.000 in Yantai und 300.000 in Ungarn. Mitte August hat der Konzern mit dem Bau seines vierten Standortes in der chinesischen Küstenprovinz Fujian begonnen. Dort sollen ab etwa September nächsten Jahres 400.000 Jahrestonnen MDI hergestellt werden.
Gleichzeitig sollen die existierenden MDI-Kapazitäten von Wanhua Chemical stark erweitert werden, namentlich um weitere 300.000 Jahrestonnen in Ningbo, um 500.000 Jahrestonnen in Yantai und 50.000 zusätzliche Jahrestonnen in Ungarn. „Der globale Marktanteil von Wanhua Chemical wird 34 % erreichen,“ jubelt die Chemiezeitung.
Dieses Ziel – ein Drittel des globalen MDI-Marktes zu produzieren – will der Konzern schon bis 2024 erreicht haben. Der Plan ist schon deshalb ambitioniert, weil er vor dem Hintergrund eines andauernden Investitionsbooms in die MDI-Industrie stattfindet.
Ningbo wird zum MDI-Zentrum
Covestro produziert in Shanghai bereits knapp 500.000 Jahrestonnen und hat angekündigt, um weitere 100.000 zu erweitern. Die BASF hat in China zwei Standorte, an denen sie den Polyurethan-Grundstoff herstellt – in Chongqing in der Provinz Sichuan (400.000 Jahrestonnen) und in Shanghai (190.000 Jahrestonnen). In Shanghai will der deutsche Chemiekonzern bald noch 50.000 Tonnen mehr pro Jahr produzieren, außerdem 300.000 zusätzliche Jahrestonnen in den USA.
Ningbo, südlich von Shanghai an der Bucht von Hangzhou am Ostchinesischen Meer gelegen, kann mit diesen Plänen des chinesischen Wanhua-Konzerns seine Führung als größter MDI-Standort in China weiter konsolidieren. Im dortigen „Wanhua Industrial Park” hat der örtliche Ableger der Wanhua Chemical Group gemeinsam mit Partnern wie der südkoreanischen Hanwha Chemical Group oder der deutschen Firma Linde Gas insgesamt 20,6 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 2,7 Mrd. Euro) investiert.
Dort in Ningbo werden, wenn die Bauarbeiten erst einmal abgeschlossen sind, künftig 1,8 Millionen Tonnen MDI pro Jahr hergestellt werden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es weltweit Produktionskapazitäten von 9,24 Millionen Jahrestonnen MDI.
* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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