Instandhaltung/Molchtechnik Alles klar im Salben–Rohr: Der Molch ist los

Redakteur: Anke Geipel-Kern

Ein maßgeschneidertes Doppelmolchsystem reinigt die Rohrleitungen eines Salbenproduzenten effektiv und gründlich  –  Abfüllanlagen für Salben zu reinigen kostet Zeit und ist mühsam. Ein neu entwickeltes Molchsystem reinigt mit minimalem Materialverlust und verkürzt bei einem Salbenhersteller Rüst- und Reinigungszeiten.

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Die Molchsendestation koordiniert den Einsatz der Molche.
Die Molchsendestation koordiniert den Einsatz der Molche.
(Bild: Uresh)

Salbe gehört auf die Haut und nicht in den Abfall. Deshalb stehen Hersteller medizinischer Salben immer wieder vor dem gleichen Problem. Wie reinigt man die Rohrleitungen vor der nächsten Produktionskampagne? Bei konventionell arbeitenden Anlagen müssen die Leitungen demontiert, gereinigt, sterilisiert und wieder zusammengesetzt werden – das kostet Zeit und Geld, die Salbenbestandteile sind oft sehr teuer.

Von der Konsistenz der Salben gar nicht zu reden. Jeder, der einmal versucht einen mit Vaseline verschmierten Topf zu reinigen weiß, wie mühsam es ist, die zähe Masse zu entfernen. Das ist bei Rohrleitungen genauso, die Salbe kann nicht einfach mit Wasser ausgespült werden, sondern muss regelrecht herausgeschnitten und als Sondermüll entsorgt werden.

Geschlossenes Molchsystem für Salben–Rohre

Der niederländische Salbenhersteller Tiofarma hat bei seiner neuen Abfüllanlage ähnliche Probleme und sich deshalb nach einer Lösung umgesehen. Fündig geworden ist das Projektteam bei dem Schweizer Unternehmen Uresh. Uresh entwickelt pharmazeutische Molchsysteme mit FDA und EHEDG-Zulassung und hat vor drei Jahren für Tiofarma ein intelligentes Molchsystem erdacht, das den Abfüll- und Reinigungsprozess deutlich einfacher und effizienter macht.

Der Doppelmolch läuft in einem geschlossenen System, in dem er auch mit Wasserstoffperoxid gereinigt werden kann. Angestoßen durch Wasser, laufen die Molche durch die 6,6 cm dicken und 30 Meter langen Rohre und stoßen dabei die in den Rohren enthaltenen Salben aus. Angeschlossen sind zwei parallele Abfüllanlagen. Die in den Rohren enthaltenen 90 Liter Salbenmasse können deshalb bis auf geringe Restmengen verarbeitet und genutzt werden, was bei Produktkosten von bis zu 100 000 CHF pro vier Meter Leitung durchaus ins Gewicht fällt.

Instandhaltung wird effizient: Umrüstzeiten sind gesunken

Da das System vollautomatisch arbeitet, kann Tiofarma seine Anlagen in deutlich kürzerer Frist für unterschiedliche Produkte umrüsten. Die Firma kann so auch mehrere kleinere Lose nacheinander produzieren. „Unsere neue Anlage hat Tiofarma einen großen Schritt weitergebracht, die Molche funktionieren einwandfrei“, meint Monique Otto, Prozesstechnikerin bei Tiofarma.

Die Anlage bei Rotterdam wurde von Uresh gemeinsam mit Partnern geplant und auch gebaut. Die Rohre sind doppelwandig und können erwärmt werden – so hat die Salbenmasse immer die richtige Fertigungstemperatur für die Salben. Das System ist validiert und seit 2016 in Betrieb. Mittlerweile hat Tiofarma rund 350 Lose verarbeitet.

So berechnen Sie Einsparpotenziale

Das Einsparpotenzial durch Molchtechnik können Anwender auf der Website von Uresh übrigens anhand ihrer Anlagendaten berechnen. Bei einer Rohrleitungslänge von 300 Metern in ISO 50, einer Produktdichte von einem Kilogramm pro Liter und fünf Batchwechseln pro Woche liegt der Produktverlust beispielsweise bei rund 200 Tonnen im Jahr. Je nach Wasser-, Entsorgungs- und Produktpreisen können bei diesem Beispiel schnell Kosten im hohen einstelligen Millionen-Euro-Bereich entstehen, die durch den Einsatz der Molchtechnik deutlich reduziert werden können.

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