IGR-Erfahrungsaustausch Alle Daten sind schon da: Warum es mit der Industrie 4.0 manchmal (trotzdem) länger dauert
Wo bleibt der große Wurf in Sachen Industrie 4.0? Auf Spurensuche beim IGR-Erfahrungsaustausch – Vernetzung ohne Zusammenarbeit und Austausch ist nicht denkbar, deswegen stellt die Interessengemeinschaft Regelwerke (IGR) Digitalisierungsstrategien in den Mittelpunkt ihres diesjährigen Erfahrungsaustauschs. Dabei wird schnell klar, warum es nicht beim bloßen Datensammeln bleiben darf…
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Mörfelden – Das Konzept Industrie 4.0 nähert sich dem „verflixten siebten Jahr“ – und noch immer wartet die Branche auf den ganz großen Wurf. Seit der Premiere auf der Hannover-Messe 2011 suchen Prozessingenieure, Automatisierungsentwickler und IT-Spezialisten nach Wegen in die digitale Zukunft. Und die Zeit drängt: In weniger als zehn Jahren wird das Industrielle Internet der Dinge (IIoT) im großen Stil Einzug in die Produktionsprozesse halten, sagt einer der es wissen sollte.
Gunther Kegel, CEO beim Automatisierungsspezialisten Pepperl+Fuchs und Präsident des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik), gibt der Branche nicht mehr viel Zeit: „Wer bis 2025 nicht digital transformiert hat, wird ernsthafte Wettbewerbsnachteile in Kauf nehmen müssen“, erklärte der Manager beim Erfahrungsaustausch der Interessengemeinschaft Regelwerke (IGR) in Mörfelden bei Frankfurt/Main.
Vernetzung entscheidet eben nicht nur im digitalen Cyberspace: Damit es mit dem analogen Wissensnetzwerk klappt, setzt die IGR seit nunmehr zehn Jahren auf Wissens-Management und Betriebs-Know-How für die chemisch-pharmazeutische Industrie. In den späten Neunzigern im Umfeld der ehemaligen Höchst-AG entstanden, hat der Verband das erklärte Ziel, Betriebswissen über Unternehmensgrenzen hinweg zu bündeln, gemeinsame Standards zu entwickeln und technische Regelwerke über den gesamten Lebenszyklus der Anlagen zuverlässig und wirtschaftlich umzusetzen. Damit wollen die Verbandsmitglieder die Ingenieure aus ihrer fachlichen Vereinzelung in den unterschiedlichen Firmen holen und gemeinsam Schnittstellen-Themen besetzen.
![Wird der Ingenieur zum Robinson im Betrieb? (© ValentinValkov, © stockphoto mania, © Björn Wylezich/fotolia.com; [M] Frank, GötzeHorn) Wird der Ingenieur zum Robinson im Betrieb? (© ValentinValkov, © stockphoto mania, © Björn Wylezich/fotolia.com; [M] Frank, GötzeHorn)](https://cdn1.vogel.de/93yhNweB4LY9WDiyLehtrjo9g5k=/320x180/smart/filters:format(jpg):quality(80)/images.vogel.de/vogelonline/bdb/1264800/1264849/original.jpg)
Wissens-Management für Chemie und Pharma
Der Ingenieur als Robinson: Abschied von der einsamen Insel(-lösung)
Und da gibt es noch viel zu tun: „Zwar nutzen fast alle Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie bereits eine automatisierte Datenerfassung, um ihre Produktqualität zu sichern“, sagt Thomas Grein, Vorstand der IGR und Leiter des Kompetenzcenters Elektro-, Mess- und Regeltechnik „jedoch ist die Digitalisierung in der Instandhaltung über proprietäre Lösungen meist noch nicht hinaus. Bis zur durchgängig vernetzten Produktion und Instandhaltung ist es ein weiter Weg.“
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Dabei lässt sich z.B. die Integration von Sensortechnik weiter nutzen. Smarte Instandhaltungskonzepte, optimierte Prozesse, neue Geschäftsmodelle und mehr Ressourcen- und Kosteneffizienz seien nur einige Beispiele der Verbandsarbeit, so Grein.
Datensammeln allein hilft nicht weiter
An den Daten soll es nicht liegen, gab Sanofi-Manager und Namur-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Tauchnitz zu bedenken. Zwar protokollieren moderne Feldgeräte bis zu 1000 Prozessparameter in einem Device, doch blieben diese häufig insulär in den Geräten, ohne dass eine horizontale und vertikale Integration über die gesamte Wertschöpfungskette erreicht würde. Es fehle an einer Vision, die über das bloße Datenhamstern hinausgehe, erklärte der Experte. „Die Manager laufen alle zum Bahnhof, um den Zug nicht zu verpassen, aber sie wissen oft gar nicht, in welchen Zug sie steigen wollen“, so Tauchnitz in Mörfelden.
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