China Market Insider Was bedeutet die neue Freihandelszone RCEP für die Chemieindustrie Asiens?

Von Henrik Bork

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Die neue Freihandelszone RCEP soll der chemischen Industrie in Asien zusätzliches Wachstum ermöglichen. Kurzfristig werde keine wesentliche Veränderung der Handelsströme in der Region erwartet, da es für viele Chemikalien und Grundstoffe bereits existierende, bilaterale Abkommen gebe, und auch weil die Ratifizierung von RCEP in den einzelnen Mitgliedsländern erst im Laufe der kommenden zwölf Monat erwartet wird. Langfristig aber werden „ Kostenreduzierungen durch die Abschaffung von Handelstarifen” die Wirtschaftsleistung und den Arbeitsmarkt in der chemischen Industrie Asiens und Chinas beflügeln.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – China, die zehn ASEAN-Länder, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland, insgesamt also 15 Nationen, haben sich durch die Unterzeichnung der „Regional Comprehensive Economic Partnership” (RCEP) zur größten Freihandelszone der Erde zusammengeschlossen. Der neue Handelsblock ist mit fast einem Drittel der Weltbevölkerung für knapp 30 % der globalen Wirtschaftsleistung verantwortlich und so gerechnet sogar größer als die Europäische Union.

Eventuell, innerhalb der kommenden Jahre und drei Jahrzehnte, werden dem Abkommen zufolge bis zu 90 % aller gehandelten Güter in der RCEP-Gemeinschaft frei von Importzöllen sein. Zwar gibt es, wie bei solchen multilateralen Abkommen üblich, mehrere tausend eng bedruckte Seiten voller Ausnahmen und Übergangsfristen, so dass die Umsetzung zum Teil erst in 20, bei einzelnen Produkten sogar erst in 35 Jahren komplett sein wird. Dennoch werteten die meisten Analysten das Freihandelsabkommen als positives Signal, das der jüngst vom Handelskrieg zwischen den USA und China und dann von Absatzeinbrüchen aufgrund von Lockdowns in der Coronakrise getroffenen chemischen Industrie in Asien neue Chancen eröffne.

Chinas Premier Li Keqiang bezeichnete RCEP als „Sieg für Multilateralismus und Freihandel”, und die Regierungschefs mehrerer anderer Staaten in Asien und im Pazifikraum äußerten sich ähnlich. „Zu einer Zeit, in der die Unterstützung für den Multilateralismus schwindet, stellt RCEP ein klares Bekenntnis der unerschütterlichen Unterstützung unserer Region für das multilaterale Handelssystem dar”, sagte auch Singapurs Handelsminister Chan Chun Sing bei der Unterzeichnung des Abkommens am 15. November am Rande eines ASEAN-Gipfels in Hanoi. Chan nahm wegen Covid-19 nur per Videokonferenz an der Zeremonie teil, ähnlich wie die meisten anderen Spitzenpolitiker aus den 15 Mitgliedsstaaten.

China hat mit RCEP zum ersten Mal ein multilaterales Handelsabkommen unterzeichnet, und besonders für den chinesisch-japanischen und chinesisch-südkoreanischen Handel ist das Abkommen von großer Bedeutung. „Japan und Südkorea waren lange Zeit bedeutende Rivalen von China in Asien, besonders in Fertigungsindustrien wie der chemischen Industrie und im Energiesektor”, schreibt das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin. „Nun aber werden Japans und Südkoreas Märkte für China offener sein.”

Aus chinesischer Perspektive werden positive Auswirkungen der Tarifsenkungen auf die Märkte für Pestizide und Dünger erwartet, schrieb PROCESS (China). Insbesondere für kleinere und mittelgroße Unternehmen der petrochemischen Industrie in China bringe RCEP hingegen neue Herausforderungen, hieß es dagegen. Es wird erwartet, dass die chemische Industrie in der Region in der Folge des Handelsabkommens, das auch Investitionen erleichtere und die Bürokratie bei Importen und Exporten in der Region reduziere, für multinationale Großkonzerne noch attraktiver werde als bisher, kommentierte PROCESS (China).

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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