Chemieproduktion von Morgen Warum und wie Nachhaltigkeit die Zukunft der Chemieindustrie sichern soll
Chemie³, More und Suschem. Diese Initiativen sollen die Ressourceneffizienz von Deutschlands drittgrößtem Industriezweig massiv verbessern. Potenziale zu heben gäbe es genug, prognostizieren Experten. Technische Innovationen auf allen Gebieten unterstützen die chemische Produktion von Morgen.
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Es reiche nicht mehr aus, eine Spende an die nächste Schule zu überweisen und einen Naturlehrpfad anzulegen: „Es geht um viel mehr“, mahnt Dr. Martina Ludwig, Leiterin Kommunikation und Nachhaltigkeit im Verband der Chemischen Industrie (VCI) und ergänzt ihre markigen Worte mit der Warnung: „Nachhaltigkeit betrifft das Kerngeschäft“. Ludwig koordiniert im VCI auch die Aktivitäten zu Chemie³, der Nachhaltigkeitsinitiative von VCI, Arbeitnehmer- (IG BCE) und Arbeitgeberseite (BAVC). Sie ist sicher, dass gelebte Nachhaltigkeit fester Bestandteil der Zukunftssicherung für die Chemieindustrie sein muss.
Die Europäische Energieexzellenz-Initiative der Chemie Spice³ verrät, in welcher Gewichtsklasse sich die chemische Industrie in Deutschland bewegt: So ist die Branche für immerhin 7,5 % des deutschen Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich und für 12 % des Gasverbrauchs des Landes. Im Gegensatz zum verarbeitenden Gewerbe konnte die Branche aber die Energieintensität, also den Energieverbrauch in Prozent der Bruttowertschöpfung, überdurchschnittlich verringern, so der VCI. Der Branchenverband erwartet in Langzeitprognosen eine weitere Steigerung der Ressourceneffizienz.
Auch die energiebedingten CO2-Emmissionen werden in Deutschland bis 2030 um ein weiteres Fünftel sinken, so der Verband in seiner kürzlich aktualisierten Studie „Die deutsche chemische Industrie 2030“. Gleichzeit warnt das Gremium vor schwacher Investitionsdynamik, weil dies die Realisierung von Effizienzsprüngen hemmen könnte.
Ethische Kriterien beeinflussen zunehmend Kaufentscheidungen
Treiber aller Nachhaltigkeitsinitiativen sind die Stakeholder der Unternehmen. Denn die Erwartungen, Wertvorstellungen und Bedürfnisse haben sich über die letzten Jahre massiv verändert. Laut einer Studie der Otto Group zum ethischen Konsum sind für etwa 64 % der Befragten ethische Kriterien fester Bestandteil ihrer Kaufüberlegung. Was für die Textilindustrie schon seit Jahrzehnten an Bedeutung gewinnt, zieht langsam auch in anderen Branchen Kreise. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen, umweltfreundliche Produktion, fairer Handel, Wiederverwertbarkeit und Transparenz werden über Geschäftserfolg entscheiden.
„Es geht den Konsumenten darum, welchen sozialen und ökologischen Fußabdruck die Produkte von ihrer Entstehung bis zur Entsorgung hinterlassen. Und es geht um das Thema Lieferkette“, betont Ludwig. Dr. Stefan Krämer, Energiemanager beim Kölner Chemieunternehmen Ineos, bestätigt Ludwigs Aussagen: „Besonders die großen Konsumgüterhersteller, die auf einen guten, einwandfreien Ruf angewiesen sind, fragen nach, ob bestimmte Produkte nachhaltiger produziert werden können, ob die Rohstoffe aus erneuerbaren Quellen stammen und Ähnliches. Damit verbunden sind Effizienz-Initiativen und Zertifizierungen.“
Nicht nur Verbraucher und Nutzer sowie deren Einstellungen sind relevant, auch potenzielle Beschäftigte und Anleger können durch verantwortungsvolle Unternehmensleitbilder überzeugt werden. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company würden 15 % der Beschäftigten in Industrie- und Schwellenländern sogar auf ein höheres Gehalt verzichten, um für ein „grünes‘“ Unternehmen zu arbeiten.
Energiemanagementsysteme sind mittlerweile in den meisten Chemieunternehmen etabliert. Warum und wie die Namur einen Schritt weiter geht, lesen sie auf der nächsten Seite.
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