Erfolgreiches Geschäftsjahr für Automatisierer Wachsen in China und mit KI: So will Festo auch in Wirtschaftsflauten auf Kurs bleiben

Redakteur: Dominik Stephan

Der neue Mann am Steuer des Steuerungs- und Automatisierungsspezialisten Festo will mit Investitionen in F&E sowie zusätzliche Kapazitäten in einzelnen Märkten das Familienunternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf Kurs halten. So konnten sich die Esslinger auch 2018 über ein Umsatzwachstum freuen – die Rekordwerte des Vorjahres blieben jedoch unerreicht…

Anbieter zum Thema

Nach dem Rekordjahr 2017 ist die Festo Gruppe auch 2018 weitergewachsen. Negative Währungseffekte und eine zunehmende Eintrübung der Welt-konjunktur schmälerten aber den erzielten Zuwachs im Umsatz und führten in Summe zu einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 3,2 %.
Nach dem Rekordjahr 2017 ist die Festo Gruppe auch 2018 weitergewachsen. Negative Währungseffekte und eine zunehmende Eintrübung der Welt-konjunktur schmälerten aber den erzielten Zuwachs im Umsatz und führten in Summe zu einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 3,2 %.
(Bild: Festo)

Auch 2018 geht als Wachstumsjahr in die Festo-Geschichte ein: Um immerhin 3,2% konnten die Esslinger Automatisierer ihren Umsatz nach dem Rekordjahr 2017 auf insgesamt rund 3,2 Mrd. Euro steigern. Doch die aufziehenden wirtschaftlichen Unsicherheiten wie negative Währungseffekte und eine zunehmende Eintrübung der Weltkonjunktur werfen ihren Schatten auf 2019 voraus. Der neue Vorstandsvorsitzende Oliver Jung will mit Digitalsierung, Bionik und einer noch internationaleren Ausrichtung gegenhalten. Größere Investitionen in die deutschen Standorte seien nicht geplant.

„2018 war für uns ein erfolgreiches Jahr trotz zunehmendem Gegenwind von der globalen Konjunktur und negativen Währungseffekten. In lokaler Währung und in Stückzahlen sind wir 2018 in vielen Landesgesellschaften gut im ein- oder sogar zweistelligen Bereich gewachsen", erklärte Jung auf der Hannover Messe 2019. "Wir konnten daher unsere führende Position in Deutschland und Europa ausbauen und haben auch in den hart umkämpften Wachstumsmärkten in den USA und wichtigen asiatischen Märkten 2018 Marktanteile gewonnen“

Zwischen Food-Boom und Auto-Krise: So entwickeln sich die Märkte der Automatisierer

Wichtige Umsatzimpulse kamen dabei aus der Nahrungsmittel- und Verpackungs- sowie die Elektronikindustrie. Auch die Prozessautomation konnte überdurchschnittlich zulegen. Rückläufig entwickelte sich der sonst starke Bereich Automotive in Zeiten der Diskussion um Emissionen und neuen Prüfverfahren. Festos Aus- und Weiterbildungsplattform Didactic erweiterte ihr Qualifizierungsangebot für Industrie 4.0 auch in 2018 und baute damit ihre Schlüsselstellung in diesem Segment weltweit weiter aus. Positiv entwickelten sich die Kernmärkte Europa und Deutschland ebenso wie Greater China, Indien und Südostasien, während Nord- und Südamerika sowie Korea und Japan nicht an die guten Vorjahreszahlen anschließen konnten.

Die Zahl der Mitarbeiter wuchs auf 21.200 (2017: 20.100) weltweit, davon rund 9.200 in Deutschland (Vorjahr 8.800) und 12.000 (Vorjahr 11.300) im Ausland. „Wir haben vor allem in unseren Werken eingestellt, um das Mengenwachstum zu stemmen. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die Bereiche Digitalisierung, Softwareentwicklung und KI“, sagte Jung.

Wenn Maschinen lernen: Neue Impulse Dank KI?

Seit der Übernahme des Softwareunternehmens Resolto im April 2018 haben die Automatisierer zudem wichtige Kompentenzen in Sachen künstlicher Intelligenz weiterentwickelz. In Zukunft soll so industrielle Software entwickelt werden, wobei auch der Einsatz von Machine Learning zum Einsatz kommen soll. Ganz vorne mit dabei soll auch das neu eröffnete Experience Center in Santa Clara, Kalifornien, sein. Hier haben Besucher die Möglichkeit über Augmented-Reality Lösungen aus den Bereichen Halbleiter und Elektronik, Solar und Flachbildschirm, Montage und Testing, Medizintechnik, Laborautomation, Food and Packaging und Prozessautomation virtuell zu erleben.

Impressionen Hannover Messe 2019
Bildergalerie mit 68 Bildern

Im Experience Center sollen nach und nach eine ganze Reihe von Konzepten und Systemen im Kontext von Industrie 4.0 entstehen. Themen sind u.a. cyberphysische Systeme, deren Funktionalität über Apps steuerbar ist, Predicitve Analytics auf Basis von smarten Sensoren und Big Data-Konzepten mit Anbindung an die Cloud, cloud-basierte Dashboards und Datenanalysen, Energieeffizienz und Supraleiter, erklärt das Unternehmen.

Über 8% für die Entwicklung: Globale F+E-Aktivitäten

Festo investiert über 8% des Umsatzes in seine globalen F&E-Aktivitäten. Der Bereich Product and Technology Management hat Mitte 2018 sein globales Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk neu aufgestellt, um nah am Markt und den Kunden die besten Lösungen zu entwickeln. Die zentralen Entwicklungsfunktionen für Hard- und Software, Intellectual Property und die fachliche Steuerung der acht weltweiten Technical Engineering Centres (TECs) wurden unter dem Dach der neu geschaffenen Funktion „Corporate Product Development“ gebündelt.

Im neuen Bereich „Corporate Research and Innovation“ wurden die bisherigen Forschungsaktivitäten mit der Produktvorentwicklung und den Bereichen Future Concepts sowie Corporate Bionic Projects zusammengeführt, um Themenstellungen für die Zukunft der Fabrik- und Prozessautomation übergreifend anzugehen.

Mit der Übernahme der Fabco-Air mit Sitz in Gainesville, Florida im August 2018 hat das Unternehmen sein Angebot an pneumatischen Aktuatoren für den amerikanischen Markt erweitert. Gemeinsam wollen Fabco-Air und Festo die Synergien der Vertriebskanäle nutzen, um die Position in Nordamerika zu stärken und in diesem wichtigen Marktgebiet rasch weitere Marktanteile zu gewinnen. Um die lokale Entwicklung zu stärken, wurde 2018 ein Technical Engineering Centers (TEC) in Boston eröffnet. Damit wollen die Esslinger von der starken Life-Science Industrie und den Forschungs- und Bildungsstandorten in der Region profitieren.

So soll die Supply Chain lokal(er) werden

Doch nicht nur F&E, auch die Supply Chain soll - trotz ihrer globalen Bedeutung - lokal gestärkt werden. Das lies sich Festo 2018 satte 300 Millionen Euro kosten, erklärt Jung. Besonders stolz ist der neue Festo-Vorstandsvorsitzende auf das neue chinesische Werk in Suncun, eines der größten Festo-Investitionsprojekte, das 2018 die Fertigstellung des ersten Teilabschnitts feiern konnte. Im letzten Jahr wurden außerdem die Produktionsstandorte in Mason (USA) und Budapest (Ungarn) ausgebaut. In Deutschland hingegen seien größere Investitionen nicht geplant.

„Wir benötigen in jeder Region eine eigene starke Supply Chain, um unsere Kunden in den Märkten schnell und flexibel beliefern zu können. Mit dem Ausbau in China, Osteuropa und den USA, aber auch durch fortlaufende Optimierungen an allen Standorten, sehen wir uns bestens für das geplante Mengenwachstum der nächsten Jahre gerüstet“, zeigte sich Jung zuversichtlich.

Das bringt 2019 für die Esslinger Automatisierer

Auch 2019 soll der Ausbau der Supply Chain weitergehen. In der Entwicklungspipeline steht eine Vielzahl neuer Produkte, wie ein erweitertes Programm für die elektrische Automatisierung mit eigenentwickelten Motoren und Servocontrollern. Hinzu kommt ein noch breiteres Angebot an attraktiven Standardprodukten, das neue Portfolio an Produkten für den amerikanischen Markt sowie ein hervorragend wachsendes Kernangebot an Produkten für die Prozessautomation.

„Wir sind mit der Automatisierung in einem hochdynamischen, wachsenden Markt unterwegs. Auch wenn sich die Weltkonjunktur zunehmend eintrübt, sehen wir weitere Wachstumschancen. Wir werden unsere erfolgreiche strategische Ausrichtung der letzten Jahre als unabhängiges Familienunternehmen fortsetzen und dabei neue Trends und Technologien, wie künstliche Intelligenz, mit einbeziehen“, bekräftigte Oliver Jung.

(ID:45841220)