Tiefkälte-Container So gelingt der Transport von tiefgekühlten Covid-Impfstoffen
Die Covid-19-Impfkampagne ist ein globaler Kraftakt und mit vielen Herausforderungen verbunden. Damit die Impfstoffe wirken, müssen einige bei -70 °C gelagert werden. Dazu haben Experten autarke Container mit Kältetechnik und Stromerzeugung entwickelt. Die dabei verwendete Kabel- und Verbindungstechnik muss einigen Anforderungen gerecht werden.
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Der Covid-19-Impfstoff von Biontech ist ein Bestseller. 2022 will das Mainzer Unternehmen vier Milliarden Impfdosen liefern. Nach wie vor eine Herausforderung ist, dass der Impfstoff bei -70 °C gelagert werden muss, nur kurz vor der Impfung darf er in einem normalen Kühlschrank aufbewahrt werden. Bisher wurden solche empfindlichen Impfstoffe in Boxen transportiert, die wie große Thermoskannen funktionieren und den Inhalt einige Tage einfrieren. Für die Logistikfirmen, die den Impfstoff in Containern per Flugzeug oder Schiff verschicken wollen, ist das eine unbefriedigende und teure Lösung.
Doch mittlerweile gibt es von L&R Kältetechnik eine Lösung. Der Betrieb mit seinen 150 Mitarbeitern in Sundern im Sauerland ist spezialisiert auf Kälteanlagen, etwa zur Maschinenkühlung mit Kaltwasser, sowie auf Sonderanlagen für besonders tiefe Temperaturen für die Chemie- und Pharmaindustrie.
Schiffscontainer für 3,5 Millionen Impfdosen
Basis sind herkömmliche Schiffscontainer mit 20 oder 40 Fuß Standardlänge. In diese baut das Unternehmen eine Kältekammer ein, inklusive Kälteerzeugung und autarker Notstromversorgung mit einem Dieselgenerator oder flüssigem Stickstoff. Alle Komponenten sind doppelt vorhanden, falls es mal zu einem Ausfall kommt. In einen 40 Fuß langen Standardcontainer passt eine 40 Kubikmeter große Kältekammer mit einer Temperatur von -80 °C, ein Vorraum mit -20 °C dient als Kälteschleuse. Hinein passen bis zu 3,5 Millionen Impfdosen. Wenn es zu einer Transportverzögerung kommt, schützen die L&R-Container den wertvollen Impfstoff beliebig lange, wenn es sein muss auch über Wochen.
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Qualität der Kabel ist wichtig bei extremen Temperaturen
Seit 20 Jahren vertraut das Unternehmen bei allen seinen Produkten auf Kabel von Lapp. Wichtig sei die Qualität. In den Containern herrschen extreme Temperaturen, sowohl große Kälte als auch Hitze. Durch den Verdampfer etwa fließt das Kältemittel mit einer Temperatur von -90 °C. Ventilatoren sorgen dafür, dass die Wärme abfließt. Damit deren Elektromotoren nicht vereisen, werden die Lager beheizt. Die beiden Kompressoren haben eine Leistung von jeweils 20 Kilowatt, hier fließen Ströme von 40 Ampere durch die Steuerleitung Ölflex Classic 110. Und direkt am Dieselgenerator kann die Temperatur auf über 100 °C steigen, plus wohlgemerkt. Im eisigen Lagerraum, wo es an manchen Stellen bis -100 °C kalt sein kann, sind Ölflex-Heat-Kabel mit PTFE-Mantel verlegt.
In der Kühlanlage stecken noch Leitungen zur Signalübertragung, etwa vom Temperatursensor, der den Frequenzumrichter und damit den Kompressor steuert. Außerdem gibt es im Schaltschrank eine Anwenderschnittstelle, wo der Betreiber ein Datenkabel anschließen kann. Weitere Leitungen sind fürs Heizen zuständig. Im Impfstofflager etwa müssen die LED-Leuchtbänder beheizt werden, weil sie sonst kaputt gehen können. Und die Gummidichtung der Tür zwischen Schleuse und Lagerraum würde ohne Heizung schnell einfrieren, eine Person im Inneren wäre gefangen und in Lebensgefahr.
Deshalb gibt es am Türrahmen eine Heizung sowie Türkontakte, die überwachen, wann jemand den Raum betritt. Die Person, die sich im Tieftemperaturteil des Containers aufhält, muss regelmäßig einen Knopf drücken. Bleibt das Signal aus, ist die Person womöglich in Ohnmacht gefallen, dann wird ein Alarm ausgelöst. Jeder Fehler in der Elektrik könnte Menschenleben kosten.
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Chemie und Pharma in Post-Corona-Zeiten
Zurück auf Los: Was kommt für die Chemie nach Corona?
Die Kältecontainer für Impfstoffe sind nicht die mit den tiefsten Temperaturen, die man bei dem Kältespezialisten kaufen kann. Der Betrieb baut auch Kältekammern, die sogar -110 °C erreichen, unter anderem für Therapiezwecke. Die „Kalt-Sauna“ erfreut sich immer größerer Beliebtheit zur Regeneration des Körpers, aber auch zum Stressabbau sowie zur Schmerzlinderung.
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