China Market Insider Sinopec weiht größten Raffinerie- und Petrochemiekomplex ein
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Der bislang größte Raffinerie- und Petrochemiekomplex des chinesischen Konzerns Sinopec ist offiziell in Betrieb genommen worden. „Zhongke Refining & Petrochemical“ ist selbst für einen Mineralöl-Riesen ein neuer Meilenstein. Mit einer Jahreskapazität von 4,2 Millionen Tonnen ist es der größte katalytische Cracker für Schweröl des Konzerns.

Peking/China – Der gigantische Verbund ist in einer Online-Zeremonie offiziell in Betrieb genommen worden. Es handele sich um die größte Investition, die Sinopec in den letzten fünf Jahren getätigt hat, hieß es. Mit insgesamt 44 Milliarden chinesischen Yuan (rund 5,6 Milliarden Euro) ist ein Verbund mit 18 Ölraffinerie-Anlagen und zehn petrochemischen Fabriken errichtet worden.
„Die Realisierung dieses Projektes wird einen großen Einfluss auf Chinas Raffinerie- und Chemieindustrie haben”, kommentierte das Nachrichtenportal sina.com. Als Beleg dafür wurde die Polypropylen-Extrusionsanlage mit einer Jahreskapazität von 350.000 Tonnen angeführt, ein Teil des neuen Verbundes. Sie sei komplett mit heimischer Technik entwickelt und errichtet worden. Mehrere Kommentatoren in China feierten den Lokalisierungsgrad von 95 % des Gesamtkomplexes als Sieg über ausländische Konkurrenten. „Deutschland und Japan haben lange diese Technologie und diesen Markt monopolisiert”, schrieb etwa sina.com über die Polypropylen-Extrusionsanlage. Dies habe die stabile und langfristige Entwicklung der chinesischen petrochemischen Industrie „schwer behindert“, hieß es in dem Bericht. Damit sei nun endlich Schluss.
Zhongke Refining & Petrochemical ist auf einer Insel nahe der Küstenstadt Zhanjiang gelegen. Dort, auf einer Halbinsel, die wie ein ausgestreckter Finger vom chinesischen Festland aus auf die Südinsel Hainan zeigt, entsteht gerade einer der größten Standorte der noch immer schnell expandierenden chinesischen Chemieindustrie. Zhanjiang ist Teil der neuen „Hongkong-Macao Greater Bay Area“, die Chinas Zentralplaner zum größten Megacity-Komplex der Erde ausbauen wollen, mit einer Bevölkerung von mehr als 70 Millionen Menschen und einer Wirtschaftskraft, die Silicon-Valley oder die japanische Megacity-Komplexe wie Tokio-Tianjin weit in den Schatten stellen sollen. Der neue Riesen-Cracker werde der Entwicklung der Megacity einen „starken Anschub“ geben, hieß es in chinesischen Medienberichten.
In den stolzen und zum Teil nationalistisch angehauchten Berichten über die neue Anlage jagt ein Superlativ den anderen. Die mit enthaltene Wasserstoff-aus-Kohle-Einheit etwa sei die bislang größte in China und habe „erfolgreich ein technologisches Monopol gebrochen“, diesmal der Europäer und Amerikaner. Alles, von einer Gasrückgewinnungsanlage über den Steamcracker mit 800.000 Jahrestonnen Kapazität, bis hin zu einer Ethylenoxid-Anlage mit 250.000 Jahrestonnen Kapazität und weiter zu einer Ethylen-Glykol-Einheit für 400.000 Jahrestonnen werde mit heimischer, chinesischer Technologie betrieben, schreiben chinesische Medien.
Eine neue Pipeline, noch in Bau befindlich, soll vom neuen Verbund aus nicht nur das gesamte Perlflußdelta in der Nähe Hongkongs, sondern auch den bislang eher unterversorgten Südwesten Chinas mit raffiniertem Erdöl versorgen. Ein riesiger Hafen, der ebenfalls zu dem Komplex gehört, war kürzlich bereits eingeweiht worden.
* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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