China Market Insider Plastikverbot: PBAT-Hamsterkäufe in China

Von Henrik Bork

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Biologisch abbaubare Kunststoffe sind zu Beginn dieses Jahres in China weitgehend ausverkauft, berichtet PROCESS (China). Der Grund ist ein am 1. Januar in Kraft getretenes Plastikverbot, das nun phasenweise im ganzen Land umgesetzt wird. Bei Sinopec, dem größtem petrochemischen Konzern der Welt, seien schon seit Dezember die bioabbaubaren Polyester und Copolyester PBST, PBAT und PBSA komplett ausverkauft.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Chemiekonzerne in der gesamtem Volksrepublik bemühen sich gerade, die Produktion der Stoffe hochzufahren, die nun dringend zur Herstellung von Produkten wie Einkaufstüten, Mülltüten und Mulchfolien benötigt werden. In der Zwischenzeit schießen die Preise in die Höhe.

Kurz vor dem und nach dem Inkrafttreten der neuen Plastikregelung ist etwa der Preis für Poly-Butylene-Adipate-Co-Terephthalate (PBAT) im Schnitt auf 23.000 Yuan pro mt gestiegen, was einer Preissteigerung von 13 Prozent innerhalb eines Monats entspricht, wie den Statistiken von Marktforschern zu entnehmen ist.

Das petrochemische Produkt PBAT wird von Sinopec erst seit dem Mai vergangenen Jahres in industriellem Volumen produziert. In China ist dies als „technologischer Durchbruch“ gefeiert worden, denn PBAT konnte bislang nur aus dem Ausland importiert werden. Die deutsche BASF war der erste Konzern gewesen, der mit der Massenproduktion von PBAT (unter dem dem Produktnamen Ecoflex) begonnen hatte. BASF Zhanjiang produziert den Stoff auch in China.

Erst im November vergangenen Jahres habe bei Sinopec auch die Massenproduktion des verwandten Produktes PBST begonnen, berichtet PROCESS (China). Damit könne der Konzern nun alle „drei Schwestern“ der auf PBT (Polybutelen Terephthalate) basierenden Serie von abbaubaren Polyestern und Copolyestern in industriellen Mengen anbieten, hieß es: PBAT, PBST und PBSA.

Die meisten Produktionsanlagen in China sind flexibel genug gestaltet, um diese drei bioabbaubaren Kunststoffe je nach Bedarf abwechselnd produzieren zu können. Der Bedarf an PBAT ist am größten. Es ist das am weitesten eingesetzte bioabbaubare Plastik auf Petroliumbasis. Es wird direkt verestert, dann geschmolzen und mit Hilfe von AA (adipic acid), PTA und BDO (1,4-Butanediol) unter Einsatz eines Katalysators polykondensiert. Das fertige Material lässt sich leicht zu Folie verarbeiten.

PBSA hat im Vergleich zu PBAT und PBST den Vorteil eines niedrigen Schmelzpunktes, einer hohen Kristallisationsgeschwindigkeit und relativ hoher Fließfähigkeit. Es ist damit für Spezialanwendungen wie medizinischen Materialien, Filmtaschen oder besondere Kunststoffkabel einsetzbar.

Die Umsetzung des Verbotes von herkömmlichen Plastiks hat seit dem 1. Januar in großen Metropolen wie Peking und Shanghai, sowie in allen Provinzhauptstädten Chinas begonnen. Nicht abbaubare Plastiktüten, Wegwerfbesteck und ähnliche Produkte sind ab sofort verboten. Nach und nach wird der Bann auf alle Städte und Dörfer des Landes ausgeweitet. Nicht abbaubare Plastikstrohhalme dürfen schon jetzt nirgendwo in der Volksrepublik mehr verkauft werden.

Eine ganze Reihe chinesischer Raffinerien hat nun Pläne angekündigt, PBAT-Anlagen zu bauen. Dazu gehören unter anderem Shandong Ruifeng Chemical, Kingfa Technology,Tongcheng New Material und Wanhua Chemical, allesamt mit einer PBAT-Kapazität von jeweils 60.000 mt/Jahr. Die Huafeng-Gruppe hat ein Projekt mit einer fünffachen Jahreskapazität in der Pipeline.

Verlässliche Statistiken sind nicht vorhanden, aber PROCESS (China) schätzt die gesamte Produktionskapazität von PBAT in China derzeit auf 317.000 Tonnen. All die kleinen Raffinieren, dazu große Player wie BASF Zhanjiang, Jingfa Technology und Wanhua würden noch in diesem Jahr schätzungsweise 340.000 weitere Tonnen an neuer Kapazität bereitstellen, und insgesamt seien in China jetzt schon mehr als fünf Millionen Tonnen PBAT-Kapazität in Vorbereitung, was einen„gewaltigen Einfluss auf den Markt für die Rohmaterialien BDA und Adipinsäure” haben werde, sagt die Pekinger Redaktion voraus.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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