SIL Ohne SIL geht für Automatisierungshersteller nichts
Egal ob Trennstufen, Sicherheitsrelais oder Feldbusse – um den Personen- und Umweltschutz zu gewährleisten, müssen Betreiber von Automatisierungssystemen ihre Anlagen zunehmend nach SIL bewerten. PROCESS hat auf der ACHEMA führende Automatisierungshersteller besucht und stellt aktuelle Entwicklungen und neue Produkte vor.
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Das Thema „Funktionale Sicherheit“ war bei der diesjährigen ACHEMA allgegenwärtig: Das SIL-Symbol prangt derzeit auf vielen Automatisierungskomponenten. Trotzdem sind grundlegende Probleme wie der Einsatz mit Feldbussystemen immer noch nicht gelöst. Die Ermittlung dieser SIL-Einstufung erfolgt über unterschiedliche Methoden: Risikograph, LOPA („Layer of Protection Analysis“) und Risikomatrix sind drei davon.
Für Andre Fritsch, Produktmanager Automatisierung bei R. Stahl ist diese Form der Risiko-Analyse allerdings häufig nur Theorie: „Die Praxis sieht oft anders aus. Bevor die Betreiber ihre Sicherheitsanwendungen nach diesen Verfahren bewerten, vereinfachen sie in vielen Fällen diesen Vorgang und zertifizieren ganz einfach nach SIL 3.“ Ein Verhalten, das die Kosten in die Höhe treibt und damit den Betreiber unnötig belastet. Fritsch: „In 80 Prozent der Fälle würde es auch reichen, die Geräte nach SIL 2 auszulegen.“
Problem für Interface-Lieferanten
Interface-Lieferanten wie Stahl sitzen zwischen dem Leitsystem und den Feldgeräten und sehen sich derzeit mit dem Problem konfrontiert, das SIL für ein digitales Bussystem nicht sinnvoll einsetzbar ist. Für einen Feldbus, der nach SIL eingestuft ist, gibt es momentan kaum Feldgeräte und Leitsysteme, die das Safety-Protokoll unterstützen. Dieser Mangel an Geräten und Systemen spiegelt sich in den Automatisierungskonzepten der Betreiber. „Obwohl moderne Anlagen zunehmend mit digitaler Kommunikation über Remote I/O oder Feldbus geplant werden, müssen Anwender auf Trennstufen setzen, da nur für diese konventionelle Technik genügend Feldgeräte in entsprechender SIL-Ausführung zur Verfügung stehen“, sagt Fritsch.
Das erklärt auch, warum Stahl ein neues Messumformspeisegerät in einer SIL 3-Variante zur ACHEMA mitgebracht hat. Anwender können den Sensorteil der Ex i-Trennstufen entsprechend SIL 3 einkanalig aufbauen oder bei einem zweikanaligen Aufbau die erforderlichen Prüfzyklen verlängern.
Die Frage, wie das Problem mit den Safety-Bussen in den nächsten Jahren gelöst werden soll, kann Fritsch nicht mit Sicherheit beantworten. Er verweist auf Fieldbus Foundation, die seit Jahren eine SIL 3-Lösung haben (F-SIF), für Feldgeräte- und Leitsystemhersteller aber immer noch keine Produkte anbieten. Dies soll sich in den nächsten Jahren ändern. Aber bis ausreichend Produkte verfügbar sind, wird es wohl noch Jahre dauern.
„Der Druck der Anwender ist auf jeden Fall da. Unsere Kunden wollen in ihren Anlagen keine technischen Lösungen aus Feldbussen, Remote I/O-Systemen und Trennstufen mischen.“ Darüber hinaus hofft Fritsch, dass sich auch für Ethernet eine SIL-Lösung etabliert, da sich Anwender zurzeit stark für diese Technik interessieren.
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