Neuer Global Player im Gasegeschäft Messer übernimmt große Teile der Gaseaktivitäten von Linde in den USA und baut erste Wasserstoffanlage in Deutschland

Redakteur: Gerd Kielburger

Ein Mittelständler wird zum globalen Akteur. Mit der Übernahme großer Teile der Gaseaktivitäten von Linde in den USA verdoppelt Messer sein Geschäft und steigt neben Air Liquide, Linde/Praxair und Air Products zum globalen Player der Branche auf.

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In Anlagen wie dieser von Messer in Ungarn wird Wasserstoff hergestellt. Das Gas kommt beispielsweise beim Glühen von hochlegierten Stählen und Sinterteilen sowie bei Hydrierprozessen in der chemischen- und der Lebensmittelindustrie zum Einsatz.
In Anlagen wie dieser von Messer in Ungarn wird Wasserstoff hergestellt. Das Gas kommt beispielsweise beim Glühen von hochlegierten Stählen und Sinterteilen sowie bei Hydrierprozessen in der chemischen- und der Lebensmittelindustrie zum Einsatz.
(Bild: Messer)

Bad Soden – Die Fusion von Linde und Praxair macht's möglich. Industriegasespezialist Messer und CVC Capital Partners Fund VII ( kurz CVC) haben mit Linde eine Vereinbarung zur Übernahme des überwiegenden Teils des Gasegeschäfts in Nordamerika sowie einzelner Geschäftsaktivitäten in Südamerika getroffen. Die erworbenen nord- und südamerikanischen Gesellschaften erwirtschafteten im Jahr 2017 laut Unternehmensangaben mit circa 5.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro bei einem EBITDA von etwa 305 Millionen Euro. Der Kaufpreis in Höhe von 2,8 Milliarden Euro soll zum Zeitpunkt des Closings den üblichen Anpassungen unterliegen.

Wie es in einer Presseerklärung von Messer heißt, wird das Joint Venture zwischen Messer und CVC unter MG Industries firmieren und unter der Marke Messer operieren. In diesem Zusammenhang wird der Mittelständler seine operativen, westeuropäischen Gesellschaften in MG Industries einbringen. Diese haben im Jahr 2017 mit 780 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 334 Millionen Euro erzielt. Weltweit erzielte das Unternehmen in 2017 mit 5.675 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Jahresumsatz von mehr als 1,2 Milliarden Euro. Mit der Übernahme der Linde-Aktivitäten in Amerika verdoppelt sich damit das Geschäft von Messer.

Rückkehr in den nord- und südamerikanischen Markt

Mit dieser strategischen Partnerschaft nutze man die einzigartige Chance, in den nord- und südamerikanischen Markt zurückzukehren und einen globalen Akteur im Industriegasegeschäft zu schaffen, so Stefan Messer Eigentümer und CEO des 1898 gegründeten Unternehmens. Hintergrund: Im Zuge der Restrukturierung der Messer Gruppe im Jahr 2004, wurden die nordamerikanischen Aktivitäten an die französische Air Liquide SA veräußert.

Auch wenn man jetzt mit der Integration des amerikanischen Geschäfts beschäftigt sein wird, bleiben doch auch Asien und Europa weiter im Fokus. So wurde vor wenigen Tagen bekannt, dass Messer mit Rütgers Germany, einer Tochtergesellschaft von Rain Carbon Inc., einen Wasserstoff-Liefervertrag über eine Laufzeit von 15 Jahren unterzeichnet hat. Dafür investiert man insgesamt 9 Millionen Euro in eine Anlage zur Herstellung von Wasserstoff auf dem Gelände von Rain Carbon Inc. in Castrop Rauxel. Rütgers setzt den Wasserstoff bei der Hydrierung von industriellen Harzen ein. Zusätzlich nutzt Messer die Anlage zur Versorgung weiterer Wasserstoff-Kunden in der Region. Die Anlage produziert Wasserstoff nach dem Steamreforming-Verfahren, welches Erdgas als Einsatzstoff verwendet, und wird eine Kapazität von 2.700 Normkubikmetern pro Stunde haben. Dies entspricht etwa 15 Tankwagenfüllungen pro Tag. Die Inbetriebnahme ist für das dritte Quartal 2019 geplant. Mit dieser Anlage baut Messer seine erste Wasserstoffanlage in Deutschland.

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