Katalysatorentwicklung/Spezialchemie Katalysatoren am Golden Gate: Clariant baut F&E-Standort im Silicon Valley aus
Katalysatorentwicklung im Silicon Valley: Das Spezialchemieunternehmen Clariant will die langwierige Katalysatorentwicklung erheblich beschleunigen. Der Innovations-Reaktor steht nicht in Muttenz oder München, sondern im kalifornischen Palo Alto. Dabei sind es nicht Sonne, Sand und Surf-Vibes, die die Chemiker in den „Golden State“ gelockt haben…
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Das Clariant-Labor in Palo Alto widmet sich ausschließlich der Hochdurchsatzforschung, erklärt das Unternehmen. Dank der konsequent automatisierten und roboterunterstützten Laborinfrastruktur und dem Einbeziehen von Softwarelösungen wie Machine Learning und künstlicher Intelligenz können Versuche in einem Bruchteil der sonst nötigen Zeit durchgeführt werden – Clariant spricht hier von einer 50 bis 100-fach höheren Versuchsgeschwindigkeit.
Dadurch ließe sich der gesamte Prozess der Katalysatorentwicklung um etwa zwei Jahre reduzieren, der Prozess von der Idee zur Markteinführung sogar um drei bis vier Jahre. Der Erfolg spricht für sich: Mehr als 17.000 Katalysatoren wurden bislang in Palo Alto hergestellt und getestet. Zu den Wunderkindern aus dem Valley gehört etwa der hochselektive Ethylenkatalysator Olemax 260.
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Biofuels und alternative Energien
Aus Stroh mach Sprit: Clariant packt die Sonne in den Tank
Kein Wunder, das die Katalysatorspezialisten bei Clariant ihre kalifornisches Katalysatorküche kräftig anheizen wollen: Im Juni 2020 kündigt das Unternehmen in einer Pressekonferenz quasi „nebenher“ eine Erweiterung des F&E-Standorts Palo Alto an.
Stefan Heuser, der Senior Vice President bei Clariant Catalysts, ist entsprechend begeistert: “Die Erweiterung unseres Hochdurchsatzlabors ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Geschäftsstrategie“ – so Heuser, der Innovation als Verpflichtung, nicht als Option begreift. „Dank des Standortvorteil nutzt das Zentrum das High-Tech-Umfeld im Silicon Valley.“
Clariant will Katalysator-Spitzenposition auch in Wirtschaftsflaute halten
Das Spezialchemie-Unternehmen Clariant gehört mit der Catalysts-Division für viele Sektoren der Basis- und Grundstoffchemie zu den wichtigsten Zulieferern. Dieser Geschäftsbereich, zum Teil Erbe der ehemaligen Süd-Chemie (seit 2011 Teil von Clariant), beschäftigt mehr als 300 Entwickler in 11 F&E-Zentren und Technologiezentren in aller Welt. Das ist auch nötig, sind doch in der aktuellen Situation kaum Wachstumsimpulse aus der Chemie zu erwarten.
In den vergangenen Jahren haben Branchenplayer im nahen Osten, den USA und Asien enorme Produktionskapazitäten aufgebaut, die in der aktuellen Corona-Krise nicht ausgelastet werden können. Zwar müssen die Anlagen auch weiterhin mit Katalysatoren „befüllt“ werden, doch verlängern sich durch die geringe Auslastung die Standzeiten deutlich. Innovation ist also nötig, um im umkämpften Markt eine Position unter den Top-Anbietern zu halten.
Hochdurchsatzforschung soll Entwicklungs-Turbo zünden
Der Standortleiter Anthony Hope weckt entsprechende Erwartung was das beschlossene Investment angeht: „Zusätzliche Kapazitäten erlauben uns, Produktivität und Innovation anzuschieben, was in schnellerer Katalysatorentwicklung für unsere Kunden resultiert. Wir beschleunigen gleichzeitig auch unsere Anstrengung, den Stand der Technik in der Hochdurchsatzforschung voran zu bringen – besonders in Sachen Katalysator-Scale-Up und Entwicklung.“
Damit wollen die Entwickler nicht nur bestehende Kunden in Chemie- und Petrochemie mit mehr Effizienz und neuen Reaktionsrouten überzeugen, sondern auch mit neuen Verfahren wie Power-to-X, Wasserstofftechnologien oder chemisches Recycling zur Weltspitze gehören. Auch in Zukunft will Clariant weder entsprechende Technologien als Lizenz anbieten, noch als Konkurrent der Kunden auftreten, sondern als Partner künftiges Wachstum ermöglichen. Die Weichen seien jedenfalls gestellt.
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