China Market Insider Grün, grüner, am grünsten - Isländer und Chinesen produzieren EVA aus CO2
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Viel „grüner“ kann die chemische Industrie nicht werden: Methanol durch CO2-Abscheidung gewinnen und dann zu EVA-Materialien für Solarzellen verarbeiten. Eine Vertrag über die weltweit erste Wertschöpfungskette dieser Art hat jetzt ein Unternehmen aus Island in China unterzeichnet, berichtet PROCESS (China).

Das Projekt ist ein Joint-Venture der Firma „Iceland Carbon Recycling International“ (CRI) mit der chinesischen „Jiangsu Sailboat Petrochemical”, einem Tochterunternehmen der Shenghong Group. Der Vertrag ist Ende September unterzeichnet worden und die Produktion soll nächstes Jahr beginnen. „Das Projekt kann das Kohlendioxid aus industriellen Abgasen recyclen, um EVA-Kunstharze zur Produktion von Photovoltaik-Anlagen zu produzieren,“ schreibt PROCESS in Peking. „Es verwandelt Kohlendioxid in einen Schatz.”
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Die isländische Firma CRI wird auch von deutschen Partnern umworben. In Niederaußem in Nordrhein-Westfalen ist gemeinsam MefCO2 eine Pilotanlage zur Abscheidung von CO2 aus einem dortigen Kraftwerk von RWE in Betrieb genommen worden, das dann zu Methanol verarbeitet wird. Dieses wird dann wiederum zur Denitrifikation oder „Entstickung” in einer Kläranlage eingesetzt.
Mit der Anlage, die nun in China gebaut wird, entstehe jedoch die weltweit erste komplette Wertschöpfungskette „CO2 zu Methanol zu EVA“, berichtet die chinesische Schwesterredaktion von PROCESS. Das innovative Verfahren garantiere eine hundertprozentige CO2-Recycling und -Konversions-Rate.
Aus Methanol mach Olefine, mach EVA
150.000 Tonnen industrielle CO2-Abgase pro Jahr sollen ab 2022 mit der CRI-Technologie aus Island abgeschieden und zunächst zur Produktion von Methanol benutzt werden. Dazu wird zunächst aus erneuerbaren Energien durch Elektrolyse Wasserstoff hergestellt, der dann dank bestimmter Katalysatoren mit dem Kohlendioxid aus industriellen Abgasen reagiert.
Das so gewonnene Methanol wird dann im nächsten Schritt durch MTO-Verfahren (Methanol-To-Olefin) zu Ethylen und anderen Zwischenprodukte weiterverarbeitet, aus denen dann wiederum EVA produziert wird.
Die grüne Methanol-Produktion wird im „Shenghong Petrochemical Industrial Park“ in Lianyungang an der Küste der chinesischen Provinz Jiangsu angesiedelt. Das neue Joint-Venture sei „ein Vorbild für das, was die chemische Industrie zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen kann“, sage Ingolfur Gudmundsson, der CEO von CRI. Sein Kollege von Jiangsu Sailboat, Wei Bai erklärte, man wolle gemeinsam eine „grüne industrielle Wertschöpfungskette bauen, die aus allem den besten Nutzen schöpft.”
150.000 Tonnen CO2 pro Jahr
Der Mutterkonzern von Jiangsu Sailboat, die Shenghong Group, betreibt an dem Standort bereits die größte MTO-Anlage der Erde und verarbeitet die gewonnenen Olefine zu Produkten wie Ethylen-Vinyl-Acetat (EVA) oder Ethylen-Oxid (E) und seinen verschiedenen Derivaten weiter.
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Die in Lianyungang ab nächstem Jahr recycleten 150.000 Tonnen CO2 entsprechen in ungefähr den jährlichen Emissionen von 15 großen petrochemischen Fabriken, schreibt PROCESS in China. Die neue Wertschöpfungskette der Isländer und Chinesen könne daraus etwa 20.000 Tonnen EVA-Kunstharze für Photovoltaik-Anlagen herstellen. Diese Menge wiederum sei ausreichend zur Produktion von 50 Millionen Quadratmetern photovoltaischen Films.
Seit China im vergangenen Jahr erklärt hat, bis 2060 klimaneutral sein zu wollen, steigt die Nachfrage nach EVA in der Volksrepublik stark an. Der Industrie wird in China in den kommenden drei Jahren jährlich ein durchschnittliches Wachstum (CAGR) von 25% vorhergesagt. Derzeit werden noch etwa 70% aller EVA-Kunstharze, die in China verarbeitet werden, aus anderen Ländern importiert. Nur drei chinesische Unternehmen sind bisher in diesem Markt aktiv - Levima, Ningbo Formosa Plastics und Saiboat Petrochemical.
* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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