China Market Insider Großanlagenbau in der Tundra – Sibur und Sinopec kooperieren

Von Henrik Bork

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Sibur hat den Bau eines World-Scale-Petrochemiekomplexes in Russland gestartet. Das Projekt am „Amur Gas und Chemie Complex” im Osten des Landes ist mit einer Gesamtinvestition von elf Milliarden Dollar eines der größten des Jahres in Russland. Der russische Petrochemie-Konzern hat das chinesische Staatsunternehmen Sinopec als einzigen Joint-Venture-Partner am Projekt beteiligt.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Die Grundsteinlegung in der vergangenen Woche war eine Staatsaffäre in Russland und China zugleich: Denn am riesigen petrochemischen Verbundstandort „Amur Gas und Chemie Complex” (AGCC) im fernen Osten Russlands, nahe der chinesischen Grenze, ist auch das chinesische Konglomerat Sinopec mit 40 % beteiligt.

Die Anlage wird nach ihrer Fertigstellung – voraussichtlich noch im Jahr 2024 oder Anfang 2025 – bis zu 2,3 Millionen Tonnen Polyethylen und 400,000 Tonnen Polypropylen produzieren. Der Großteil der weitgehend automatisierten Anlage wird nicht vor Ort in der Tundra der Amur-Region, sondern in einem mehrere tausend Kilometer entfernten Kontrollraum in einer Sibur-Fabrik in der sibirischen Stadt Tobolsk überwacht.

Selbstverständlich habe man China und Asien als Absatzmarkt im Blick, nicht nur die fünf Millionen Einwohner des Russischen Fernen Ostens, sagte Sibur-Präsident Dmitri Wladimirowitsch Konow gegenüber Journalisten. Sinopec, einer der größten chinesischen Staatsbetriebe, verfüge über ein starkes Distributionsnetz für chemische Produkte aller Art.

Vier Fünftel der Gesamtproduktion der neuen Anlage seien für den chinesischen Markt bestimmt, wo die Nachfrage nach Polymeren im Gegensatz zum russischen Markt noch steigt. Selbst im Zuge der Coronakrise erwarten die meisten Analysten, dass der chinesische Polymer-Markt noch um rund drei Prozent pro Jahr wachsen wird. Sibur selbst prognostiziert das Wachstum sogar auf absehbare Zeit mit sechs Prozent pro Jahr.

Auch um eine stabile Rohstoffversorgung müsse man sich bei dieser neuen Anlage keine Sorgen machen, hieß es, denn die nahegelegene Gas-Aufbereitungsanlage gehört Gazprom, das mit 70 % der größte Anteilseigner von Sibur ist.

Die Größe des Projektes bedeutet, dass Sibur im globalen Ranking petrochemischer Konzerne nach oben schnellen wird. AGCC werde die eigene Polymer-Kapazität auf 5,51 Millionen Jahrestonnen verdoppeln, sagten Unternehmenssprecher. Bisher, Zahlen aus dem Jahr 2019 zufolge, stand Sibur auf Platz 45 im ICIS-Ranking der führenden Chemiekonzerne weltweit.

Die gigantische Polymer-Kapazität, die da von China und Russland gemeinsam geschaffen wird, hat auch eine wirtschaftspolitische Dimension. Aufgrund des Handelskrieges mit Washington ist man in Peking bemüht, den Handel mit dem ehemaligen Rivalen Russland so schnell wie möglich auszubauen. Auch für die russische Regierung ist es strategisch wichtig, den Absatz ihrer Öl- und Gasreserven zu diversifizieren und die Abhängigkeit vom europäischen Markt zu verringern.

Als Technologiepartner für das Projekt hat Sibur für die Cracking-Einheiten die ehemals deutsche, jetzt in Irland angesiedelte Firma Linde und die russische Konstruktionsfirma NIPI-gaspererabotka, für die Polymerisation des Ethylen die Unternehmen Univation Technologies und Chevron Phillips, und für die Polymerisation des Propylens den Konzern Lydondell Basell angeheuert.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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