Exklusiv-Interview zur Namur-Hauptsitzung Endress+Hauser-CEO Matthias Altendorf: „Das IIoT wird greifbarer“

Redakteur: Dr. Jörg Kempf |

„Field Instruments Supporting Digital Transformation“ – das ist das Motto der Namur-Hauptsitzung 2018 mit dem Sponsor Endress+Hauser. Die Individualisierung befeuert den Trend zu immer kleineren Chargen und schnelleren Zyklen; das Zusammenwachsen von chemischen und biotechnologischen Verfahren treibt zugleich die Prozessinnovation an. Währenddessen wächst der Wettbewerbsdruck in global vernetzten Branchen beständig, das bedeutet, es kommt mehr und mehr auf die Verfügbarkeit von Anlagen an. Matthias Altendorf, CEO der Endress+Hauser Gruppe, im Exklusiv-Interview.

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Matthias Altendorf, CEO Endress+Hauser: „Wir treiben vor allem die Arbeit am Advanced Physical Layer voran. Mit einer Bandbreite von 10 Mbit im Feld – und erst recht mit den 100 Mbit der zweiten Ausbaustufe – hätten wir eine Datenautobahn, die den Weg freimacht für den NOA-Ansatz.“
Matthias Altendorf, CEO Endress+Hauser: „Wir treiben vor allem die Arbeit am Advanced Physical Layer voran. Mit einer Bandbreite von 10 Mbit im Feld – und erst recht mit den 100 Mbit der zweiten Ausbaustufe – hätten wir eine Datenautobahn, die den Weg freimacht für den NOA-Ansatz.“
(Bild: andreas pohlmann / Endress+Hauser)

PROCESS: Herr Altendorf, die digitale Transformation verändert sowohl Arbeitswelten als auch Wertschöpfungsketten über Unternehmensgrenzen hinweg. Wie gelingt es der Branche, das Potenzial der Digitalisierung über den gesamten Lebenszyklus von Anlagen besser auszuschöpfen?

Webinar-Tipp der Redaktion:Viele Anwendungen in der Prozessindustrie verlangen der Durchflussmessung eine hohe Messgenauigkeit ab. Kein Problem - solange die Prozessbedingungen stabil bleiben. Aber was, wenn z.B. Gasblasen ins Spiel kommen? Wie Sie auch in solchen Fällen zuverlässige Messwerte erhalten, erfahren Sie in unserem Webinar am 18.09.2018 um 10:00 Uhr.

Altendorf: Zum einen geht es um den Lebenszyklus einer Anlage, eigentlich sogar eines Produkts. Hier können wir schon bei der Produkt- und Prozessentwicklung ansetzen und Analyseverfahren aus dem Labor in den Prozess holen. Von Engineering, Beschaffung und Inbetriebnahme der Anlage über den Betrieb bis zur Instandhaltung sorgen wir für einen freien Fluss der Gerätedaten zwischen Planungs-, Beschaffungs- und Asset-Management-Systemen. Das spart Zeit, vereinfacht die Abläufe und verhindert Fehler. Zum andern geht es um den gesamten Erfüllungsprozess. Hier bieten sich Möglichkeiten in der Rohstoff- und Warenlogistik durch intelligentes Bestandsmanagement. Im Betrieb können wir mehr Daten aus dem Prozess bereitstellen für bessere Entscheidungen und optimierte Regelstrategien – indem wir mit moderner Analyse- und Messtechnik qualitätsrelevante Parameter messen, und indem wir mehr Informationen aus der installierten Basis holen. Dank Digitalisierung können wir dieses Feld mit unseren Kunden erschließen!

PROCESS: In der Realität ist die Prozesswelt noch immer sehr stark von 4…20 mA-Geräten geprägt. Welche Argumente helfen, um die Anwender von digitaler Messtechnik zu überzeugen?

Altendorf: Eine entscheidende Frage für viele Kunden ist: Kann ich die Möglichkeiten der Digitalisierung auf einer bestehenden Anlage nutzen? Neun von zehn Feldgeräten verfügen heute schon über digitale Schnittstellen. Dadurch ist eine nahtlose Integration in IIoT-Lösungen möglich, etwa über das Hart-Protokoll und ein Schnittstellengerät (oder Edge Device, wie wir es nennen). Eine andere wichtige Frage ist: Wie sicher ist die digitale Welt? Wir haben unser IIoT-Ökosystem durch Eurocloud als externen Anbieter zertifizieren lassen und vier Sterne erhalten, das höchste Rating in der Branche. Durch die hohen Ansprüche der IT-Branche und deren Sicherheitsstandards werden unsere digitalen Schnittstellen wie WiFi, Bluetooth oder Ethernet somit auf ein sehr sicheres Niveau gebracht. Damit zeigen wir unseren Kunden: Die Integrität ihrer Anlage ist aus diesem Blickwinkel nicht in Gefahr!

PROCESS: Web-basierte Dienstleistungen werden von allen Anbietern als Trend propagiert. Welche wesentlichen Angebote macht E+H hierfür, und welchen Nutzen haben Anwender der Prozessindustrie davon?

Altendorf: Unsere erste App, die Endress+Hauser Analytics App, verschafft einen Überblick über die installierte Basis einer Anlage. Das geht sehr effizient mit unserer Scanner-App oder sogar vollautomatisch über ein Edge Device. In der Cloud wird automatisch ein digitaler Zwilling angelegt. Bei den eigenen Instrumenten haben wir direkten Zugriff auf alle Informationen in unserer Gerätedatenbank: Dort sind Anleitungen, Parameter, Gerätetreiber, Kalibrierzertifikate und die ganze Service-Historie abgelegt. Die App erkennt kritische Messstellen, meldet veraltete Geräte und gibt Tipps zur Optimierung. Diese Informationen sind am PC ebenso verfügbar wie auf mobilen Endgeräten, überall und jederzeit. Weitere Anwendungen sind in Vorbereitung: Dabei geht es darum, den Zustand der installierten Basis zu überwachen oder vorbeugende Wartung zu betreiben, etwa bei pH-Sensoren. Mit dem Endress+Hauser Water Quality Smart System liefern wir ein günstiges Gesamtpaket für das einfache Fernmonitoring der Wasserqualität – in Kläranlagen ebenso wie auf Fischfarmen.

PROCESS: Welche Entwicklungen bringt E+H in die Namur-Themenbereiche NOA und MTP ein?

Altendorf: Wir beteiligen uns intensiv an den Diskussionen in der Namur und den entsprechenden Nutzerorganisationen. Intern treiben wir vor allem die Arbeit am Advanced Physical Layer voran. Mit einer Bandbreite von 10 Mbit im Feld – und erst recht mit den 100 Mbit der zweiten Ausbaustufe – hätten wir eine Datenautobahn, die den Weg freimacht für den NOA-Ansatz. Hier bringen wir viel Manpower und unsere ganze Kompetenz ein. Zusätzlich beschäftigen wir uns mit dem Thema 5G und dem damit verbundenen Potenzial, die Digitalisierung in Feldgeräten und der Prozessautomation voranzubringen.

PROCESS: Was bekommt ein Besucher der diesjährigen Namur-Hauptsitzung zu sehen, was er nicht schon in den vergangenen Jahren zu sehen bekam?

Altendorf: Das industrielle Internet der Dinge wird greifbarer. Wir sprechen nicht mehr nur über Visionen und Zukunftswelten, sondern sehen ganz reale Anwendungen und erleben den Nutzen. Dazu macht die Digitalisierung unsere Sensoren noch smarter. Dank Heartbeat Technology überwacht sich die neueste Gerätegeneration selbst. Mit Trustsens zeigen wir das erste selbstkalibrierende Thermometer und der Promass Q beispielsweise wird mit mehr Intelligenz noch robuster und genauer. Wir bringen Online- und Inline-Analysetechnik mit UV/VIS-, MIR-, Raman- und TDL-Spektrometrie in die Anlage. Es bewegt sich gerade unglaublich viel in unserer Branche!

PROCESS: Herr Altendorf, vielen Dank für das Gespräch.

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