Pneumatische Förderung Drehkolbenverdichter: Wie Sie pneumatisch mit 1,5 bar Höchstdruck auf 65 m Höhe fördern

Redakteur: Dr. Jörg Kempf

Durch eine weltweit einzigartige Symbiose aus Drehkolbengebläse (für den niedrigeren Druckbereich) und Schraubenverdichter (für den höheren Druckbereich) erlauben die Aggregate der neuen Baureihe Delta Hybrid der Aerzener Maschinenfabrik erstmals Höchstdrücke bis 1,5 bar in der pneumatischen Förderung. Ergebnis eines Praxistests in einem Mühlenbetrieb: Note „sehr gut“.

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Die bisherigen, in einer zentralen Station konzentrierten Drehkolbengebläse stießen mit der Druckdifferenz von 0,95 bar angesichts der neuen Förderhöhe an ihre Grenzen. (Bild: Aerzener Maschinenfabrik)
Die bisherigen, in einer zentralen Station konzentrierten Drehkolbengebläse stießen mit der Druckdifferenz von 0,95 bar angesichts der neuen Förderhöhe an ihre Grenzen. (Bild: Aerzener Maschinenfabrik)

Die pneumatische Schüttgutförderung ist in vielen Industriezweigen unabdingbarer Bestandteil bewährter Materialfluss-Systeme. Bisher wurde die erforderliche Förderluft mit Drücken bis 1 bar in vielen Fällen durch konventionelle, ölfrei verdichtende Drehkolbengebläse erzeugt. Bei höheren Drücken bis 1,5 mussten ölfrei verdichtende Schraubenkompressoren eingesetzt werden.

Diese Anlagen sind in einstufiger Bauweise jedoch für deutlich höhere Drücke von 2 bzw. 3,5 bar ausgelegt. Zudem erfordern Sie für einen Druckbereich von „nur“ 1,5 bar auch unverhältnismäßig hohe Investitionskosten. Dieses Problem beseitigen die Drehkolbenverdichter der Baureihe Delta Hybrid der Aerzener Maschinenfabrik – so auch in der Saalemühle im anhaltinischen Alsleben.

Die für den Produktionsprozess erforderliche Druckluft für die innerbetriebliche pneumatische Förderung der anfallenden Mühlenprodukte (Kleinkorn, Bruchweizen, Mehl, Futtermittel-Pellets) wurde zunächst mit ca. 20 nicht schallgedämmten luftgekühlten Aerzener-Drehkolbengebläsen erzeugt, die bedarfsabhängig Höchstdrücke von 0,4 bar, teilweise auch von 0,95 bar erreichen. Die meisten Aggregate wurden in einer zentralen Station konzentriert, einige auch dezentral im Unternehmen installiert. Einige Aggregate sind inzwischen schon ca. 20 Jahre alt.

20 Meter höher

Die anfallenden Mühlenprodukte werden über Waagen und Zellenradschleusen in pneumatisch beaufschlagte Rohrleitungssysteme eingetragen. Die anschließende pneumatische Förderung arbeitete in allen drei Mühlenanlagen der Saalemühle mit einem Förderdruck von 0,90 bis 0,95 bar zunächst absolut problemlos, solange die Produkte pneumatisch mit einer Höhendifferenz von nur 45 Metern in ein Silo gefördert werden mussten.

Transport-Schwierigkeiten gab es erst, als die Produkte aus Mühle 1 ab 2007 pneumatisch nach einer zunächst waagerecht verlaufenden Förderstrecke von ca. 50 m in ein neues Mehlsilo mit der beachtlichen Höhe von 65 Metern transportiert werden sollten – immerhin 20 Meter höher als die bisherige Förderhöhe von „nur“ 45 Metern.

Mit der alten Förderhöhe hatte das in diesem Förderstrang eingesetzte Aerzener Gebläse GM35S keine Probleme, weil es für diese Förderhöhe mit ausreichender Dimensionierung ausgelegt war. Durch die neue Förderhöhe von 65 Metern musste die zu fördernde Mehlmenge von ca. 25 Tonnen pro Stunde jedoch um mehr als 40 Prozent höher transportiert werden. Dieser Zuwachs ließ sich durch das vorhandene GM35S-Gebläse mit der bisherigen Druckdifferenz von 0,95 bar nicht mehr bewältigen.

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