China Market Insider Chinas Polypropylen-Industrie setzt zunehmend auf LPG
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In China wird immer mehr Polypropylen aus Flüssigerdölgas (LPG) hergestellt. Zhejiang Petrochemical hat Mitte Juli seine neue Anlage für Propandehydrierung (PDH) mit einer Kapazität von 600.000 Jahrestonnen in Betrieb genommen. Die Anlage ist Teil des Verbundstandorts des Konzerns in Zhoushan in der ostchinesischen Provinz Zhejiang.

Peking/China – Die neue PDH-Anlage ist eine von vielen, die in China derzeit gebaut werden oder gerade anlaufen. Die Popularität des Verfahrens erklärt sich aus den relativ stabilen Profitmargen für die Hersteller. Den Berechnungen des chinesischen Informationsdienstes JLC zufolge lag diese im Juni bei etwa 208 Euro pro Tonne. Das war die höchste Marge seit Oktober.
Gleichzeitig ist die nachgelagerte PP-Nachfrage sehr stabil. Der Standardkunststoff ist selbst während der Coronakrise unvermindert gefragt, unter anderem für die globale Produktion von Verpackungen und medizinischen Schutzartikeln wie Gesichtsmasken oder Schutzanzügen. Sowohl chinesische PP-Fabriken wie auch PDH-Anlagen liefen vergangenen Monat trotz der Krise mit einer durschschnittlichen Auslastung von rund 85 Prozent.
China baut PP-Infrastruktur weiter aus
Bisher konnte der rasch steigende PP-Bedarf in China nicht ausreichend gedeckt werden. In den kommenden fünf Jahren allein werden neue PP-Fabriken mit einer Kapazität von sechs Millionen Jahrestonnen in Betrieb genommen werden. Parallel dazu werden immer mehr PDH-Anlagen gebaut.
Einen Bericht von PROCESS China zufolge nutzt die am 15. Juli von Zhejiang Petrochemical hochgefahrene PDH-Anlage das Oleflex-Verfahren von UOP. Dabei wird an Propan reiches LPG bei einem etwas mehr als dreifachen Arbeitsdruck und Temperaturen von 525 Grad Celsius mit Hilfe von Platinum als Katalysator dehydriert und nach weiteren Arbeitsschritten zu einem polymerisierten Propylenprodukt verarbeitet. Die Prozess-Ausbeute soll zwischen 40 und 87 Prozent höher liegen als bei traditionellen PDH-Verfahren.
Mit Hilfe von PDH veredeltes LPG ersetzt in China zunehmend Rohöl und Kohle als Rohstoff der Wahl für die PP-Produktion. Zwar muss günstiges LPG importiert werden, die Kosten der Schiefergasförderung fallen jedoch stetig, so dass die Profitmargen für dieses Verfahren zur PP-Herstellung auch in den kommenden Jahren stabil bleiben dürften.
LPG-Importe steigen fast im zweistelligen Prozentbereich
Der deutliche Trend weg von der Kohle, die noch vor wenigen Jahren immer häufiger zur PP-Herstellung eingesetzt worden war, schlägt sich bereits spürbar in den steigenden LPG-Importen Chinas nieder. Im Jahr 2019 hat China 20,68 Millionen Tonnen LPG importiert, ein Anstieg von 8,9 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor.
„In den vergangenen Jahren war die traditionelle Propylenproduktion durch eine geringe Rendite eingeschränkt und hatte den wachsenden Bedarf nach PP in China nicht befriedigen können”, schreibt Oil Chem. Die petrochemische Industrie hat daher nach neuen und profitableren Verfahren gesucht. „In diesem Kontext hat sich der Prozess der Propandehydrierung mit seiner hohen Rendite als wichtige neue Methode zur Propylenproduktion etabliert.”
PDH ist damit in China genauso stark im Kommen wie in anderen Ländern, nicht zuletzt wegen seines überschaubaren Verfahrens mit nur einem Grundstoff und nur einem Ausgangsprodukt. Die industrielle Umsetzung ist dennoch anspruchsvoll, unter anderem durch vielfältige unerwünschte Nebenreaktionen.
Ein Wehrmutstropfen für die Anhänger des modernen und relativ kostengünstigen PDH-Verfahrens in China ist die hohe Abhängigkeit von LPG-Importen aus dem Ausland. Kohle hingegen ist in der Volksrepublik in großen Mengen verfügbar, und wird daher auch weiterhin für die PP-Herstellung genutzt werden, glauben Branchenkenner.
* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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