China Market Insider Chinas Petrochemie trotzt der Krise und füllt ausländische Auftragsbücher

Von Henrik Bork

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Chinas staatliche Petrochemie-Konglomerate haben die „China International Import Expo” (CIIE) genutzt, um ihre Auftragsbücher zu füllen. Bis zum Ende der Mega-Messe in Shanghai haben CNPC, Sinopec und Cnooc Verträge über Bestellungen oder Kooperationen mit mehr als 100 ausländischen Unternehmen unterzeichnet, berichtet PROCESS (China).

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Die dritte CIIE war weltweit eine der wenigen Expos, die in diesem Jahr nicht Corona-bedingten Lockdowns zum Opfer gefallen ist. Mehr als 400.000 Besucher nahmen teil, etwa ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Ausländische Besucher, falls sie von außerhalb Chinas anreisten, mussten eine 14-tägige, selbstbezahlte Quarantäne in einem Hotel über sich ergehen lassen. Wieviele Ausländer trotzdem anreisten oder aus Vertretungen in China entsandt wurden, wollten die Veranstalter nicht bekannt geben.

Trotz dieser widrigen Umstände nutzten Chinas staatliche Ölkonzerne die Handelsschau als Plattform, um die „energische Vitalität der chinesischen Marktöffnung” zu demonstrieren, wie es die Chemiezeitung Zhongguo Huagong Bao formulierte. Ob nun zu Propagandazwecken absichtlich gebündelt oder nicht, das Auftragsvolumen konnte sich sehen lassen und ist ein Lichtblick für die international von Corona und Ölpreisfluktuationen gebeutelte Branche.

CNPC etwa, die China National Petroleum Corporation, habe auf der Messe Procurement-Verträge mit mehr als 30 ausländischen Zulieferern unterschrieben, darunter Schlumberger, Siemens, die Saudi Arabian Petroleum Corporation, Baker Hughes, Caterpillar and Honeywell.

China sei in diesem Jahr das fünftgrößte Förderland für Rohöl der Erde geworden, sagte Dai Houliang, der Vorstandsvorsitzende von CNPC auf der Importmesse, und ausländische Zulieferer würden bei der weiteren „Steigerung der Reserven und Produktion” in China eine Rolle spielen. Vor zwei Jahren hatte China im globalen Vergleich der Rohölförderung noch auf Platz Acht gelegen. Es ist jedoch schon lange der größte Rohölimporteur und -konsument der Erde.

Sinopec unterzeichnete auf der CIIE Bestellungen bei mehr als 50 Zulieferern aus 15 verschiedenen Ländern und Regionen, berichtete die Wirtschaftszeitung 21 Shiji Jingji Baodao. Darunter seien neben Rohöl auch Chemikalien und Ausrüstung gewesen, insgesamt 25 verschiedene Produkte aus sieben Kategorien, hieß es. Cnooc, die China National Offshore Oil Corporation, bestellte sogar soviel bei Zulieferern aus zehn Ländern wie seit drei Jahren nicht mehr.

Chinas oft als „die drei Ölfässer” bezeichneten staatlichen Petrochemie-Riesen CNPC, Sinopec und Cnooc mussten in diesem Katastrophenjahr durchaus auch „den Gürtel enger schnallen, um zu überleben”, kommentierte das Blatt die Auftragsbonanza auf der CIIE. „Trotzdem halten wir an unseren Beschaffungen bei ausländischen Partnern genauso fest wie in vergangenen Zeiten”, zitierte die Zeitung einen nicht genannten Mitarbeiter aus einem der Staatsbetriebe. Cnooc habe das Einkaufsvolumen sogar erhöht, schrieb das Wirtschaftsblatt.

Analysiert man die Äußerungen der zur Messe angereisten Topmanager und Führungskader aus der Petrochemie, so ist die von der Pekinger Führung aktiv propagierte „Energiewende” einer der wichtigsten Trends der Branche. Chinas Partei- und Staatsführer Xi Jinping hatte am 22. September dieses Jahres in einer programmatischen Rede Chinas Bekenntnis zum Pariser Klimaschutzabkommen erneuert und mit 2060 erstmals ein konkretes Jahr genannt, bis zu dem China klimaneutral sein will.

In diesem Kontext nutzten die chinesischen Staatsbetriebe die CIIE, um ihre Initiativen in Sachen „saubere Energie” vorzustellen. Am Stand von Sinopec war zu erfahren, dass der Konzern schon im Juli 2019 die erste „integrierte” Tankstelle für Benzin und Wasserstoff eröffnet habe (in Foshan in der Südprovinz Guangdong). Insgesamt fünf solcher „Hybridtankstellen” seien in Bau oder bereits eröffnet, hieß es.

Cnooc verwies auf seinen ebenfalls bereits im Jahr 2019 erfolgten Einstieg in die Erzeugung von Offshore-Windenergie. Dies werde nun aktiv weiterentwickelt, sagte der Cnooc-Vorsitzende Wang Dongjing auf der Messe, genauso wie die Projekte seines Konzerns in den Bereichen Erdwärme, Wasserstoffwirtschaft, Energiesparen und Umweltschutz.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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