China Market Insider China zerschlägt Pipeline-Monopol und öffnet sich ausländischen Unternehmen

Von Henrik Bork*

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China hat kürzlich die größte Reform seiner Öl- und Gasindustrie der letzten zwanzig Jahren gestartet. Der neu geformte Staatsbetrieb Pipechina hat in der vergangenen Woche mit dem Ankauf des chinesischen Gas-Pipeline-Netzwerkes begonnen. Laut den chinesischen Staatsmedien übernimmt das auch unter dem Namen „China Oil and Gas Pipeline Network“ bekannte Unternehmen die Yulin-Jinan-Pipeline von Sinopec für 47,9 Milliarden Euro.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
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(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Mit dem Kauf der Pipeline treibt China die bereits seit 2014 debattierte und von ausländischen Mineralölkonzernen ungeduldig herbeigesehnte Reform der Öl- und Gasindustrie voran. Bislang werden die Pipelines im Land von Chinas Staatsbetrieben Petrochina, Sinopec und CNOOC kontrolliert. Sie diktieren somit die Preis und erschweren sowohl in- als auch ausländischen Konkurrent den Zugang zum Markt.

Die chinesische Zentralregierung will mit diesem Schritt allerdings nicht vorwiegend ausländischen Konzernen oder chinesischen Privatunternehmen helfen, sondern Chinas Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten langfristig verringern und somit die Energiesicherheit des Landes erhöhen. Peking hofft, dass die Reform zu mehr Investitionen in dem Wirtschaftssektor und auch zu mehr heimischer Förderung von flüssigem Erdgas (LNG) führt.

Das erst im Dezember vergangenen Jahres gegründete Konzern Pipechina wird sich künftig ausschließlich um den Transport und die Lagerung von Öl- und Gasprodukten kümmern, aber nicht damit handeln. Der Kauf der 944 Kilometer langen Gas-Pipeline sorgte in China für Aufregung. Die Börsenkurse aller chinesischen Petroleum-Konzerne stiegen kurzfristig.

Weitere Verkäufe an Pipechina sind darüberhinaus geplant. Bis 2025 sollen schätzungsweise weitere 240,000 Kilometer des chinesischen Pipeline-Netzes dazukommen. Mehrheitseigentümer von Pipechina ist die staatliche Behörde SASAC („State-Owned Assets Supervision and Administration Commission”).

Die Reform des Pipeline-Sektors, zu dem auch Speicher und LNG-Kopfstationen gehören, ist ein wichtiger Teil des chinesischen Energie-Puzzles. Peking möchte langfristig den Anteil von Kohle an seinem Energiemix verringern. Bislang stellt LNG nur 4,8 Prozent der chinesischen Primär-Energie. Das Wachstumspotenzial ist entsprechend groß. Dafür müssen die Engpässe beim Transport und bei der Lagerung von Erdgas allerdings weiter abgebaut werden.

Der britische Ölmulti BP hat die Zeichen der Zeit erkannt und seine Anstrengungen auf dem chinesischen LNG-Markt zuletzt stark erhöht. Erst vergangene Woche wurde ein neues Gaslieferungs-Abkommen mit dem chinesischen Unternehmen Foran Energy in der Südprovinz Guangdong abgeschlossen. Ab 2021 wird BP dem Vertrag zufolge zunächst zwei Jahre lang 300,000 Millionen Tonnen LNG järhlich an Foran Energy in der Stadt Foshan liefern. Das importierte Erdgas wird im Dapeng LNG-Terminal in Guangdong wiederverdampft und dann über eine Pipeline nach Foshan gepumpt.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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