China Market Insider China schließt Chemiefabriken in der Nähe des Jangtse-Flusses
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Chemieproduktionen müssen weg von Flussufern. Mit dieser Stoßrichtung ihrer Umweltpolitik machen Chinas Zentralplaner nun am Mittellauf des Jangtse-Flusses Ernst. „Anlagen mit unterdurchschnittlichen Sicherheits- und Umweltschutzmaßnahmen“, die weniger als einen Kilometer von einem Fluss entfernt liegen, sollen in der Zentralprovinz Hunan bis zum Endes dieses Jahres geschlossen werden.

Peking/China – Der Todesstoß für Tausende von kleineren und mittelgroßen Chemieanlagen in China wurde Ende März veröffentlicht und heißt „Implementierungsplan für die Umsiedelung und das Upgrading von Chemieunternehmen entlang der Flüsse der Provinz Hunan“. Die Provinzregierung von Hunan folgt damit dem Beispiel der Nachbarprovinz Hubei. Die Zentrale in Peking drängt seit Jahren auf den Aufbau einer nachhaltigeren, sauberen Chemieindustrie und die Umsiedelung von Herstellern in Chemieparks mit besseren Umweltstandards.
Hunan, eine Provinz mit 68 Millionen Einwohnern, ist eine der fruchtbarsten und wasserreichsten Provinzen Chinas. Sämtliche großen Flüsse münden in den Jangtsekiang, China längsten Strom, dessen Wasserqualität spätestens seit 2016 ein Hauptanliegen von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping geworden ist. Seit Xi in 2018 die Provinz Hunan besucht hatte, sind schon mehr als 1600 Unternehmen aller Industrien geschlossen worden, deren Wasseraufbereitung nicht den neuen Regeln entsprachen.
In diesem Jahr müssen nun alle noch verbliebenen Chemiefabriken, die weniger als einen Kilometer entfernt von einem Flussufer stehen, ein Umweltgutachten erstellen. Nur wenige Unternehmen, die strenge Umweltanforderungen erfüllen, werden bleiben dürfen. Die anderen werden umgesiedelt oder geschlossen.
China Chemieindustrie geht zwar nun schon seit Jahren durch eine Phase intensiver Konsolidierung. Noch immer gibt es jedoch knapp 400.000 kleinere Chemieunternehmen entlang der Flüsse im Einzugsbereich des mittleren und unteren Jangtse, die für 46 % der chemischen Produktion Chinas verantwortlich sind, heißt es in einem Bericht der Wirtschaftszeitung Jingji Cankao Bao.
Von einem „600 Kilometer langen Gürtel der Umweltverschmutzung“ schreibt die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua in diesem Zusammenhang. Mindestens 300 hochgiftige Substanzen sammeln sich im Jangtsekiang, bevor er sie in der Nähe von Shanghai ins Meer spült.
Die „Vergrünung“ einer ganzen Industrie mit so zerstreuten Produktionsanlagen erweist sich trotz der rigorosen Vorgaben der Zentralplaner in Peking als schwieriges, langjähriges Unterfangen. Auch müssen die ökonomischen Folgen der neuen Umweltpolitik bedacht werden. Einer Studie zufolge sind 43 % der chinesischen Produktion von synthetischem Ammoniak zur Düngemittelproduktion in genau jener Wirtschaftszone, die nun mit Macht gesäubert werden soll. Auch 40 % aller chinesischen Natronlauge wird entlang der Zuflüsse des Jangtse hergestellt.
Doch während die chemischen Industrie entlang des Jangtse das Einkommen von Millionen von Menschen sichert, waren die Umweltfolgen aus der Sicht der Zentralregierung nicht länger tolerierbar. Während die Wirtschaftszone Jangtse-Fluss 21 % der Landmasse Chinas umfasst, muss sie mit 40 % aller Abwässer fertig werden.
Peking setzt nun auf die Zentralisierung von Chemieunternehmen in designierten Chemieparks, in denen strengere Umweltvorschriften besser überwacht werden können. Und im Juni 2017 hatten das chinesische Industrieministerium und fünf weitere Ministerien gemeinsam “Richtlinien zur Stärkung der grünen Entwicklung der Industrien im wirtschaftlichen Gürtel entlang des Jangtse-Flusses” erlassen. Seither haben eine chinesische Provinz nach der anderen massive Umsiedlungspläne für ihre chemische Industrie umgesetzt.
Genau wie Hunan hat auch die Nachbarprovinz Hubei angekündigt, dass die Umsiedelung oder Schließung von Chemiefabriken in einer Entfernung von weniger als einem Kilometer von Flussufern bis zum 31. Dezember 2020 abgeschlossen sein soll.
* Der Autor ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.
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