China Market Insider China beginnt groß angelegte Spezialchemie-Offensive

Von Henrik Bork

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Acht besonders gefragte Typen von neuen Materialien, darunter hochwertige Polyolefine, sollen künftig verstärkt von chinesischen Firmen produziert und nicht mehr so oft importiert werden. So steht es im gerade veröffentlichten 14. Fünf-Jahresplan für die neue Chemie-Material-Industrie der Zentralplaner in Peking. Doch was bedeutet das konkret?

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Hochwertige Polyolefine werden für eine Vielzahl von modernen Produkten benötigt, darunter etwa bestimmte Autoteile, Spezialröhren, medizinische Geräte oder Implantate. Allein das letzte Beispiel, die Spezial-Prothesen, ist ein Beispiel für eine gewaltige Boom-Industrie in der Volksrepublik, da das Milliardenvolk demographisch gesehen sehr schnell altert, viele Chinesen aber neuerdings auch die finanziellen Mittel für künstliche Hüft- oder Kniegelenke haben.

Die seit dem Handelskrieg mit Washington besonders stark um die „Autarkie“ der heimischen Chemieindustrie bemühte chinesische Führung hat sich nun also auch die Spezialchemie mit konkreten Entwicklungsvorgaben vorgeknöpft. „Derzeit beträgt Chinas Selbstversorgungsrate bei hochwertigen Polyolefinen nur 45 %“, schreibt das petrochemische Fachportal Zhongguo Shiyou He Huagongwang.

In der Tat werden diese Performance-Materialien derzeit noch überwiegend in Europa, den USA und in Südostasien – dort vor allem von japanischen Konzernen – produziert. 2019 stellten chinesische Chemiekonzerne 5,8 Millionen Tonnen hochwertiger Polyolefine her. Das waren genau 45 % der Nachfrage von 12,8 Millionen Tonnen. Je größer die Komplexität der Moleküle, und je anspruchsvoller deshalb die Fertigungsprozesse, desto höher ist bislang die Importquote. So liege sie bei Hexen-Copolymer-Polyethylenen bei etwa 50 %, bei Oktan-Copolymer-Polyethylenen hingegen muss China mehr als 90 % seines Bedarfs einführen.

Staat subventioniert Industrie mit dem Ziel Selbstversorgung

Das will man nun aber mit gezielter staatlicher Förderung ändern. Bis zum Jahr 2025 sei eine Selbstversorgung Chinas bei hochwertigen Polyolefinen von 75 % angestrebt, steht in dem neuen Fünfjahresplan. Der Fokus der Entwicklung werde in den kommenden fünf Jahren auf insgesamt acht Klassen von neuen Materialien liegen, heißt es.

Neben den schon genannten Polyolefinen stehen auf dieser Liste auch technische Kunststoffe, inklusive solche für Spezialanwendungen, bei denen die Selbstversorgungsrate der Volksrepublik sogar auf 85 % hochgeschraubt werden soll. Ferner geht es um Polyurethane, Fluorosilikone, synthetische Kautschuke und Spezial-Elastomere, Hochleistungs-Fasern und Verbundwerkstoffe, sowie um Funktionsmembranen und Elektronikchemikalien.

Bis hinein in einzelne Produktkategorien wird Chinas Chemiekonzernen da gerade von den Planungsbürokraten vorgeschrieben, auf welche neuen Materialien sie ihre Forschung & Entwicklung ab jetzt zu konzentrieren haben. Chinas Ziel ist es, wirtschaftliche Erpressungsversuche wie die des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der China den Zugang zu hochwertigen Halbleitern erschwert hat, auch im Bereich der Spezialchemie nach und nach unmöglich zu machen.

So sollen sich Chinas Konzerne ab jetzt vermehrt auf die Entwicklung von α-Olefinen, Polyolefin-Elastomeren (POE), metallocenen Polyolefinen, Spezialharzen für stich-resistente Folien und ähnlichen „Performance Materials” konzentrieren.

Man werde „20 neue Industrieparks für neue chemische Materialien“ bauen, von denen sich jeder auf ein anderes Gebiet spezialisieren werde, heißt es in dem neuen Entwicklungsplan. Die kommunistische Staats- und Parteiführung werde dafür auch die „gezielte Konzentration von Investitionskapital steuern“, hieß es.

Zu den „Spezialgebieten“, für die nun der Aufbau von neuen Clustern für die Hersteller von neuen Materialien gefördert wird, zählen unter anderem Spezialprojekte für besonders leichte Automobile und Zugwaggons, für Hochleistungs-Membranen, oder auch solche für bestimmte elektronische Chemikalien und biologisch abbaubare Kunststoffsorten, hieß es in Peking.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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