China Market Insider Chemieindustrie in China bisher unzureichend digitalisiert

Von Henrik Bork

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In einer Umfrage unter 500 Unternehmen hat die chinesischsprachige Ausgabe von PROCESS den Stand der Digitalisierung der chemischen Industrie in China untersucht. Das Ergebnis ist die aktuellste und ausführlichste Bestandsaufnahme eines Wandels, der im Zuge von Covid-19 gerade noch einmal an Dringlichkeit gewonnen hat.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Die aufgrund der Umfrageergebnisse von PROCESS in China veröffentlichte „Marktstudie zur Digitalen Transformation in der Prozessindustrie” gibt einen Überblick über bereits erreichte Meilensteine, Management-Prioritäten und Problemfelder des digitalen Wandels in Unternehmen aus den Industriebereichen Ölraffinerie und Petrochemie, Fein- und Kohlechemie, Öl und Gas sowie nachgeordneten Sektoren wie etwa Chemiefasern.

Das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Digitalisierung sei in der Branche hoch. Beinahe 90 % aller Unternehmen hätten bereits mit Arbeiten im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Unternehmensprozessen oder der intelligenten Fertigung begonnen. Weniger als 10 % hätten sich noch überhaupt nicht damit befasst.

Ein genauerer Blick auf die erhobenen Zahlen zeige aber gleichzeitig, dass die Fortschritte in der Industrie in dem Bereich noch sehr „ungleich verteilt“ seien, heißt es weiter. Rund ein Drittel aller Unternehmen hätten mit der aktiven Planung zur Verbesserung digitaler Strukturen begonnen. Rund ein Viertel aller Unternehmen befinde sich dagegen noch immer in einer Phase des Abwartens.

„Kein Unternehmen will als Versuchskaninchen herhalten”, heißt es in der Marktstudie. Aus diesem Grund erwarteten 23,28 % aller Befragten von digitalen Service-Anbietern „überdurchschnittliche technische Fähigkeiten”, und erfolgreiche Use Cases seien für 18,05 % aller Unternehmen ein wichtiger Faktor.

Während über die wichtigsten Ziele der Digitalisierung (Kostenreduzierung, Effizienzsteigerung, Krisenfestigkeit) weitgehend Einigkeit herrsche, und auch die wenigsten Unternehmen die Bereitstellung von Geldern für Digitalisierungsprojekte nicht als Problem bezeichneten, gab es dennoch deutliche Qualitätsunterschiede bei der Umsetzung. Insbesondere hätten nur 14 % der befragten Chemieunternehmen in China einen Grad der Digitalisierung erreicht, der „nur noch gelegentlich manuelle Intervention erfordert”, heißt es. „Die meisten befinden sich noch immer auf der Stufe, wo sie überwiegend auf manuelle Intervention angewiesen sind”, schreiben die Autoren der Studie. Nur eine kleine Zahl von meist größeren Firmen in China habe bislang fortgeschrittene Technologien wie vorausschauende Instandhaltung und Machine Learning in ihre Prozesse integriert.

Mit Hinblick auf die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine sei die Digitalisierung für die befragten Unternehmen Chance und Belastung zugleich, stellt die Studie fest. Während immerhin fast ein Fünftel der Unternehmen mit Hilfe von digitalen Prozessen manuelle Tätigkeiten reduzieren und damit die Produktionssicherheit erhöhen wolle, sei die Suche nach geeigneten, digital versierten Mitarbeitern gleichzeitig ein neuer Pain Point geworden.

Ein „Mangel an professionellen Mitarbeitern und Fähigkeiten” im Bereich Digitalisierung war das mit Abstand führende Problem während der Transformation. Es wurde von 26,81 % aller Firmen an erster Stelle der zu überwindenden Engpässe genannt. Häufig genannt wurden als führende Herausforderungen auch die Datensicherheit und das Prozessieren und Speichern der erheblichen Datenmengen.

Insgesamt sei das Interesse an der Digitalisierung in Chinas chemischer Industrie in letzter Zeit noch einmal deutlich gestiegen. „Die Epidemie dieses Jahres hat allen gezeigt, dass jederzeit die Möglichkeit drastischer Veränderungen im Markt, bei den Liefer- und Finanzketten sowie bei der Sicherheit von Mitarbeitern besteht. Es ist daher endgültig zum Konsens in der Industrie geworden, dass die Digitalisierung die Widerstandsfähigkeit und Risikotoleranz von Unternehmen effektiv fördern kann”, resümiert die Studie.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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