Forschungsprojekt Aus Schweinegülle mach’ Dünger und Kohle
Deutsche Bauern wissen nicht wohin mit ihrer Gülle, insbesondere in den Ballungszentren der Schweinemast. Wenn alle Felder gedüngt sind, gibt es immer noch große Mengen Schweinegülle, die bisher entsorgt werden müssen. Gülle enthält jedoch viele wertvolle Nährstoffe, die anderswo dringend benötigt werden. Wissenschaftler suchen jetzt nach neuen Verwertungswegen.
Anbieter zum Thema

Hohenheim – Rund 60 Millionen Tonnen Gülle produzieren Schweine in Deutschland jedes Jahr. Das wird zunehmend zu einem Problem: „In Regionen mit vielen schweinehaltenden Betrieben haben die Landwirte zu wenig Flächen, um die Gülle umweltgerecht auszubringen“, sagt Andrea Ehmann, Doktorandin am Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergiepflanzen an der Universität Hohenheim. Der Transport von Gülle über größere Entfernungen lohnt sich jedoch nicht, da sie zu über 90 Prozent aus Wasser besteht.
Deswegen suchen Hohenheimer Wissenschaftler gemeinsam mit einem internationalen Team von 15 Partnern aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien nach neuen Verwertungswegen für Schweinegülle. Ihr Ziel: „Wir wollen die Nährstoffe aus der Gülle zurückgewinnen und Dünger daraus herstellen“, erklärt Prof. Dr. Iris Lewandowski, Leiterin eines Teilprojektes von „BioEcoSIM“ an der Universität Hohenheim. Die EU fördert das Projekt insgesamt mit rund 4 Millionen Euro. 417.000 Euro davon entfallen auf die Universität Hohenheim und machen das Projekt zu einem der Schwergewichte der Forschung.
In dem EU-Projekt „BioEcoSIM“ wird unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) ein innovatives Verfahren entwickelt, in dem in mehreren Stufen die Nährstoffe aus der Gülle zurückgewonnen und Dünger sowie Biokohle hergestellt werden. „Die neuen Dünger sollen die gleiche Wirkung haben wie herkömmliche Mineraldünger“, erläutert Andrea Ehmann. Aufgabe der Hohenheimer Wissenschaftler ist es die Eigenschaften der neuen Dünger zu untersuchen und ihre Wirksamkeit zu testen.
Wertvoller Beitrag zum Umweltschutz
„Das neue Verfahren bringt eine ganze Reihe an Vorteilen“, sagt die Wissenschaftlerin: „So kann beispielsweise der Phosphor aus der Gülle, der Gewässer zum Kippen bringen kann, als Phosphatdünger gezielt auf den Äckern verwendet werden, wo er gebraucht wird.“
Wenn alles klappt, könnte man durch die Rückgewinnung theoretisch den gesamten Phosphorbedarf für die Düngerherstellung decken und wäre somit unabhängiger von Importen. Das ist vor allem deswegen interessant, weil die natürlichen Phosphorreserven endlich sind und ihre Gewinnung immer aufwändiger wird. Phosphor kann durch kein anderes Element ersetzt und auch nicht synthetisch hergestellt werden. Für die Produktion von Lebensmitteln wird er jedoch zwingend benötigt.
Neben Phosphatdünger soll auch ein Stickstoffdünger aus der Gülle hergestellt werden. Mehr auf der nächsten Seite.
(ID:43233877)