Karriere-Tipps für Aufsteiger, Umsteiger und Aussteiger Wenn die Demographie, Digitalisierung und Dekarbonisierung den Job verändern…
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Die Prozessindustrie befindet sich im Umbruch. Das birgt immer Risiken, aber auch Chancen. Mit den richtigen fachlichen Schwerpunkten und passenden Zusatzqualifikationen holen Sie das Beste für Ihre Karriere heraus.

Die gesamte Wirtschaft ächzt unter einer hohen Personalnot. Allein in der verarbeitenden Industrie werden seit Jahresbeginn wieder mehr Prozess- und Verfahrensingenieure gesucht, als noch Ende 2021. Innerhalb von nur drei Monaten stieg die Nachfrage laut Hays Fachkräfte-Index von 74 auf 112 Prozentpunkte. Das bedeutet aktuell gibt es rund 3.000 offene Stellen für diese Spezialisten. Wirtschaftliche Unsicherheiten sowie anstehende Preissteigerungen scheinen demnach bei der Personalplanung noch nicht angekommen zu sein. Eine Situation, die Prozess- und Verfahrensingenieure für sich nutzen sollten. Denn wer jetzt mit Fähigkeiten oder Qualifikationen im Umfeld fortschrittlicher und nachhaltiger Produktionsprozesse punkten kann, dem dürften eine bessere Position sowie eine attraktive Entlohnung winken. Denn dieses Knowhow ist aktuell nicht nur Mangelware, es stellt für den jeweiligen Arbeitgeber auch Kernkompetenz bei der Verarbeitung von Rohstoffen, gerade angesichts neuer Nachhaltigkeitsziele, dar.
Prozess- und Verfahrensingenieure sollten sich vor diesem Hintergrund überlegen, über welche zusätzlichen Kompetenzen sie sich langfristig weiterhin attraktiv für den Arbeitsmarkt machen können. Welche Entwicklungsmöglichkeiten es auf einer erweiterten Qualifikationsbasis beim aktuellen Arbeitgeber gibt und wie sie sich dieser „Workload“ langfristig mit dem Privatleben vereinbaren lässt.
Neue Kompetenzen andocken – so geht’s
Generell können sich Verfahrens-, Prozess-, oder auch Chemieingenieure auch in Zukunft auf ihre fachlichen Kompetenzen, beispielsweise in den Bereichen Chemie, Thermodynamik, Mechanik oder Werkstoffkunde stützen. Denn die verfahrenstechnisch orientierten Studiengänge, mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten, bilden auch künftig weiterhin das Fundament dieser Tätigkeit. Dennoch ändern sich aktuell einige wichtige Vorzeichen. Gerade bei der Prozess- und Verfahrenstechnik wird in naher Zukunft das Management alternativer Rohstoffe gefragt sein. Schließlich möchte Deutschland nicht länger allein auf Gas angewiesen sein. Bei der Produktion von Kunststoffen, Farben und Lacken gibt es zum Beispiel keine Alternativen. Allein das zeigt, wie wichtig die Prüfung und Auseinandersetzung mit neuen Szenarien und Einsparpotenzialen bei unterschiedlicher Rohstoffverarbeitung werden wird. Dafür braucht ein Verfahrensingenieur einen hohen Bezug zu kaufmännischen Fähigkeiten, um ggf. wirtschaftliche Berechnungen anstellen zu können. Darüberhinaus wird die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams – auch mit ausländischen Kollegen aus anderen Kulturen – deutlich ansteigen. Wer dafür zusätzlich seinem Business Englisch sowie seinen Projektmanagement- Fähigkeiten den letzten Schliff verleiht, hat gute Chancen für einen beruflichen Aufstieg. Die Gehaltsspannen für berufserfahrene Ingenieure mit diesen Fähigkeiten bewegen sich zwischen 90 und 150.000 Euro.
Lukrative Bereiche, in die es sich zu wechseln lohnt
Überall wo es keine alternativen Rohstoffe oder Materialien für die Produktion gibt, muss recycelt werden. In diesem Thema, bei dem es um innovative Verfahrensentwicklungen für eine reduzierte C02-Bilanz geht, sind Prozess- und Verfahrensingenieure mit ihrem Wissen gefragt. Aber auch wer gerne verstärkt an der Entwicklung von Umwandlungsprozessen von Kraftstoffen in Wasserstoff für Brennstoffzellensysteme mitarbeiten möchte, dem steht eine rosige Zukunft bevor. Große Technologie- und Chemieunternehmen sind aktuell auf der Suche nach berufserfahrenem Prozess-, und Verfahrensingenieuren. Hier gibt es durchaus die Chance, eine internationale Karriere anzustreben, da Teams, die an diesen Projekten arbeiten, meist weltweit verteilt agieren.
Work-Life-Integration: Welche Karriere passt zu mir?
Wer sich dafür entscheidet, seinen Marktwert über zusätzliche Fähigkeiten zu verbessern, sollte gleichzeitig bedenken, mit welchem zeitlichen Mehraufwand diese Weiterentwicklung einhergehen könnte. Zwar sind diese Fachkräfte meist standortbezogen tätig, dennoch sollte man darauf achten, ob der Arbeitgeber ebenfalls ein hybrides Arbeitsmodell anbieten würde. Sei es, um lange Anfahrtswege zu reduzieren, oder mit den virtuellen Teams per Videokonferenz den aktuellen Projektstatus durchzusprechen. Diese Flexibilität bei der Einteilung der wöchentlichen Arbeitszeit sollten die Ingenieure aktiv beim Unternehmen einfordern, denn mangelnde technische Infrastruktur dürfte seit Pandemiebeginn kein Thema mehr sein.
* Die Autorin ist seit 2007 beim internationalen Personaldienstleister Hays beschäftigt. Sie ist Bereichsleiterin für Talent Marketing und kümmert sich in dieser Funktion u.a. um die Bereiche Ingenieurwesen und Konstruktion. Sie verantwortet ebenfalls die Karriereberatung.
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