Exklusiv-Interview: Meilenstein Messtechnik Technologieführerschaft heißt langfristig denken
Seit Gründung im Jahr 1959 stehen die Signale bei Vega kontinuierlich auf Wachstum. Heute liegt der Umsatz bei rund 420 Millionen Euro. Zu verdanken ist dies der Konzentration auf zwei Kerntechnologien: der Füllstand- und Druckmessung. Aber auch einer ganz eigenen Firmenkultur, wie Geschäftsführer Günter Kech betont.
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Vega ist zwar nicht der größte Produzent von Füllstand- und Druckmesstechnik, aber groß genug, um schnell und effizient agieren zu können. Jedes Jahr produziert das Schiltacher Unternehmen für seine Kunden 418.000 Messgeräte in 70.000 Geräteausführungen. Obwohl fast jedes Gerät maßgeschneidert und auf die jeweilige Anwendung zugeschnitten ist, beträgt die Zeit bis zur Auslieferung bei 80 Prozent der Geräte nur wenige Tage. Dabei trägt nicht nur die Technologie allein zum Erfolg bei, sondern es sind vor allem die Mitarbeiter, wie Günter Kech, Geschäftsführer bei Vega, betont.
PROCESS: Herr Kech, Schiltach liegt mitten im Schwarzwald. Bringt der idyllische Standort eher Vor- oder Nachteile mit sich?
Kech: Unser Standort bietet vor allem Vorteile bezüglich der Mitarbeiter. Die Menschen hier sind extrem fleißig, motiviert und loyal. Und das ist wichtig, schließlich hängt vom zuverlässigen und fehlerfreien Funktionieren der Vega-Messgeräte nicht nur der wirtschaftliche Erfolg ab, sondern oft auch die Unversehrtheit von Mensch und Umwelt, beispielsweise bei chemischen Prozessen oder bei der Wasserversorgung. Dieser Verantwortung sind sich bei uns alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst und sie tun täglich alles dafür, um ihr gerecht zu werden. Den wachsenden Bedarf an Mitarbeitern decken wir durch die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten in unserer Umgebung und durch eine optimale Ausbildung junger Menschen.
PROCESS: Stichwort Internationalisierung: Ist Vega oder – besser gesagt – sind die Geräte von Vega überall zuhause?
Kech: Wir fertigen hauptsächlich in Schiltach. 80 Prozent der Geräte werden jedoch außerhalb Deutschlands eingesetzt, auf den Ozeanen, am Polarkreis, in Amerika oder in Asien. Wir haben daher in über 80 Ländern eigene Vertretungen oder Niederlassungen, erst kürzlich haben wir in Indien, Indonesien, Brasilien, Mexiko und in der Türkei Tochtergesellschaften gegründet.
PROCESS: Wenn Sie auf die vergangenen Jahre zurückblicken. Wie ist Vega zu einem der aktuell bedeutendsten Hersteller von Druck- und Füllstandmesstechnik geworden?
Kech: Durch die Konzentration auf genau diese Arbeitsgebiete – Füllstand- und Druckmessung. Oder um es anders auszudrücken, wir konzentrieren uns auf das, was wir können! Weitere Faktoren sind sicherlich die Aspekte Innovation, sprich erhebliche Investitionen in die Entwicklung, und die Erschließung von Auslandsmärkten.
PROCESS: Abgesehen von der Technologie – was ist für den Anwender noch wichtig?
Kech: Letztendlich zählt in der täglichen Praxis, dass eine Technologie einfach in der Handhabung ist und der Anwender sich gut aufgehoben fühlt, also schnell eine gute Lösung bekommt. Letzteres ist natürlich angesichts der vielen Anwendungen und Branchen nicht immer einfach. Jede Branche stellt ganz spezifische Anforderungen an ihre Messtechnik. Mal müssen die Geräte unempfindlich gegen Hitze oder Kälte sein, mal müssen sie mit aggressiven Stoffen klarkommen oder heftige Erschütterungen aushalten. Hier ist uns mit der Entwicklung der Geräteplattform plics vor 16 Jahren einen Riesensprung gelungen, um schnell vielfältige Kundenwünsche erfüllen zu können. Dank plics kann für jedes Einsatzgebiet ein perfekt an die Bedingungen angepasstes Gerät zur Verfügung gestellt werden, und dies innerhalb kürzester Zeit. Auch die Tatsache, dass dank des Anzeige- und Bedienmoduls Plicscom die Bedienoberflächen auf jedem Gerät gleich sind, unabhängig vom Typ, hat viel zur Akzeptanz beigetragen. Damit wird nicht nur der Austausch eines Gerätes oder der Wechsel auf ein neues Messgerät einfach, sondern es erleichtert auch die Integration moderner Technologien, wie die Einstellung und Inbetriebnahme von Geräten über Bluetooth.
PROCESS: Gab es auch innerhalb der Messverfahren bahnbrechende Weiterentwicklungen?
Kech: Hier muss man sicherlich die Radarfüllstandmesstechnik auf 80 GHz-Basis nennen, die Anwendungen erschlossen hat, die bis dato nicht für die Radarmesstechnik geeignet waren. Hier sind wir auch längst nicht am Ende, es gibt noch jede Menge Potenzial. Es hat sich gelohnt, dass wir uns in den vergangenen Jahren klar auf die Radartechnologie fokussiert haben. Inzwischen haben wir diese so perfektioniert, dass sie preislich gegenüber anderen Messprinzipien konkurrenzfähig ist. Beispielsweise ist sie inzwischen sogar eine Alternative zur Ultraschalltechnologie, weil sie viel exakter misst, selbst bei ungünstigen Umgebungsbedingungen.
Webinar-Tipp: Erfahren Sie anhand zahlreicher Praxisbeispiele, warum sich die Füllstandmessung mit der 80 GHz-Radartechnologie für alle Branchen in der Prozessautomatisierung eignet.
PROCESS: Apropos 80 GHz-Technologie – wie wird man als mittelständisches Unternehmen zu einem Treiber eines solchen Technologiesprungs?
Kech: Durch konsequente Weiterentwicklung, basierend auf den neuesten technischen Möglichkeiten, mit fähigen, motivierten Mitarbeitern und mit der nötigen Investition in Marketing und Vertrieb. Um die Technologieführerschaft zu sichern, ist einer der wichtigsten Faktoren die langfristige Investition in unsere Produkte und unsere Marke. Dazu zählen Investitionen in eine Entwicklungsabteilung, die ausreichend Kapazitäten hat, um die bestehenden Produkte zu verbessern und sie an ein sich ständig wandelndes technisches Umfeld anzupassen, gleichzeitig aber auch immer wieder Neues zu entwickeln. Und noch etwas ist entscheidend, denn selbst die besten Geräte verkaufen sich nicht alleine. Es ist wichtig, dass die Information über neue Geräte und Möglichkeiten die Kunden auch erreicht, d.h. wir müssen auch die Prozesse der Kunden verstehen – und dies erfordert viel Know-how seitens unserer Mitarbeiter. Es gibt aber noch einen anderen Aspekt – das ist das, was wir unter unserer Vega-Kultur verstehen: Unsere Mitarbeiter haben viele Freiräume bei gleichzeitiger Sicherheit. So bleibt Raum für Ideenvielfalt.
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Meilenstein Messtechnik
Taktgeber für Füllstand- und Druckmessung
PROCESS: Industrie 4.0 und IIoT sind in aller Munde. Welche Entwicklungen treibt Vega hier voran?
Kech: Wir fahren beim Thema Industrie 4.0 unsere bewährte Strategie. Liegt eine gute Idee auf dem Tisch, die nachhaltigen Nutzen bringt, setzen wir diese einfach um. Ein Beispiel ist etwa unsere Bluetooth-Schnittstelle, damit Anwender über Smartphones oder Tablets die Sensoren drahtlos und einfach einstellen und in Betrieb nehmen können. Dies war für die Anwender eine große Arbeitserleichterung, wenn man an die vielen Sensoren denkt, die in ex-geschützten Bereichen oder extremen Umgebungen installiert sind. Aktuell arbeiten wir an vCare, einem System, um vorausschauende Wartung möglich zu machen und Stillstandszeiten von Fertigungsanlagen zu reduzieren. Weitere Geräte und Software sind Ende 2020 zu erwarten. Bei jeder Entwicklung ist jedoch entscheidend, dass man die Sache auch zu Ende denkt, sprich jede Entwicklung muss einen deutlichen Mehrwert bringen und sie muss für den Anwender einfach sein.
PROCESS: Wie wird sich die Füllstand- und Druckmesstechnik in den nächsten Jahren entwickeln? Sind einschneidende Veränderungen zu erwarten?
Kech: Alles auf der Welt ändert sich – wie schon immer. Wir wollen die Veränderung im Bereich Füllstand- und Druckmessung weiterhin maßgeblich mitgestalten.
PROCESS: Herr Kech, wir danken Ihnen für das Gespräch.
* Die Autorin ist freie Mitarbeiterin bei PROCESS.
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