China Market Insider Saudi Aramco storniert Investitionspläne in China

Von Henrik Bork

Anbieter zum Thema

Die größte Erdölfördergesellschaft der Welt, Saudi Aramco, hat sich aus einem Raffinerieprojekt in China zurückgezogen. Das Unternehmen werde sich nicht wie geplant mit 35 % an dem über zehn Milliarden Dollar teuren Raffinerie-Verbundstandort in Panjin City, Provinz Liaoning, beteiligten.

Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
Mit dem Format „China Market Insider“ berichtet PROCESS regelmäßig über den chinesischen Chemie- und Pharmamarkt.
(Bild: ©sezerozger - stock.adobe.com)

Peking/China – Die Beteiligung Saudi Aramcos an dem petrochemischen Megaprojekt sei wegen sinkender Ölpreise und drastisch eingebrochener Konzernprofite nach Gesprächen mit den chinesischen Partnern verworfen worden, berichten chinesische und internationale Medien. Das Unternehmen sei hart von der Coronakrise getroffen worden und müsse sparen.

Für das Jahr 2021 etwa plane der Konzern weltweit eine Reduzierung seiner Investitionen auf weniger als 25 Milliarden Dollar, etwa die Hälfte der ursprünglich geplanten Summe, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Nur so könne Saudi Aramco bereits versprochene Dividendenzahlungen an seine Aktienbesitzer auszahlen.

Wie PROCESS (China) anmerkt, bedeutet der Rückzug aus dem Raffinerieprojekt in Liaoning jedoch auch, „dass das Unternehmen nicht glaubt, dieses Projekt werde hinreichend gute Profite abwerfen”. Das Projekt soll 15 Millionen Tonnen Erdöl pro Jahr veredeln. Zu dem Standort gehört unter anderem auch eine neuer p-Xylol-Anlage mit einer Jahreskapazität von 1,3 Millionen Tonnen.

Die chinesischen Partner hätten verlauten lassen, dass sie das Projekt auch ohne Saudi Aramco fortsetzen wollen. Wie dies genau ablaufen soll, ist jedoch noch nicht bekannt. Schließlich hätte Saudi Aramco 70 % des Rohöls für die Raffinerie liefern sollen. Weder Norinco noch Panjin Sincen, die zwei chinesischen Joint-venture-Partner, antworten derzeit auf die Anfragen von Journalisten.

Saudi Aramco hatte erst Ende vergangenen Jahres einen Börsengang abgeschlossen, der das Unternehmen mit mehr als zwei Billionen Dollar bewertet hat und somit zum wertvollsten Unternehmen der Erde gemacht hat, noch vor Apple, Microsoft und Co. Dennoch war der nun gestoppte China-Deal für den Konzern keine Kleinigkeit. Kronprinz Mohammed bin Salmen, der saudische Herrscher, der in internationalen Medienberichten mit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi in Verbindung gebracht worden ist, war zur Vertragsunterzeichnung des Raffinerie-Joint-Ventures eigens nach Peking gereist und hatte sich mit der dortigen Staats- und Parteiführung getroffen.

Der Saudi Aramco-Präsident Amin H. Nasser hatte Berichten zufolge wiederholt erklärt, Investitionen in Asien seien eine wichtige Stütze der Konzernstrategie. Und auf einer Telekonferenz mit Analysten hatte er erst kürzlich selbst gesagt, der petrochemische Markt in China erhole sich schneller als andere Märkte, habe bereits wieder das Niveau von vor-Covid-19 erreicht.

Wenn nun sogar ein derartiges Großprojekt im Norden Chinas auf Eis gelegt werden muss, könnte dies auf ernste Probleme beim Unternehmen, aber auch eine wegen Covid-19 veränderte Risikoabschätzung für die gesamte petrochemische Industrie hinweisen. Das Investitionsrisiko in der Industrie sei wegen schwer vorhersagbarer Erdölpreise in der Folge von Covid-19 und anderer Faktoren kürzlich deutlich gestiegen, schreiben Analysten.

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

(ID:46829781)

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung