Abrupter Führungswechsel bei Linde Belloni folgt auf Büchele, um Fusion mit US-Rivalen Praxair zu schaffen

Redakteur: Gerd Kielburger |

Paukenschlag bei Linde: Linde nimmt wieder Gespräche mit Praxair über einen potenziellen Zusammenschluss unter Gleichen auf. Gleichzeitig räumt Dr. Wolfgang Büchele seinen Posten als Mitglied des Vorstands, Vorstandsvorsitzender und Arbeitsdirektor.

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Mit den Fusionsgesprächen von Linde und Praxair dreht sich beim deutschen Gase- und Engineeringunternehmen das Personalkarussell (v.l.n.r. Linde-CEO Dr. Wolfgang Büchele, Prof. Dr. Aldo Belloni, Linde- Aufsichtsratschef Prof. Dr. Wolfgang Reitzle und Praxair Chairman und CEO Steve Angel)
Mit den Fusionsgesprächen von Linde und Praxair dreht sich beim deutschen Gase- und Engineeringunternehmen das Personalkarussell (v.l.n.r. Linde-CEO Dr. Wolfgang Büchele, Prof. Dr. Aldo Belloni, Linde- Aufsichtsratschef Prof. Dr. Wolfgang Reitzle und Praxair Chairman und CEO Steve Angel)
(Bild: Linde/Praxair)

München – „Tollhaus Linde“, titelte das Handelsblatt am vergangenen Freitag und wagte eine Analyse der aktuellen Veränderungen im Konzernmanagement des deutschen Gase- und Engineeringunternehmens und der Fusionsgespräche mit dem amerikanischen Praxair-Konzern. Fakt ist: der Linde-Vorstand hat vergangene Woche nach Beratung mit dem Aufsichtsrat beschlossen auf der Basis des von der amerikanischen Praxair Inc. erhaltenen Vorschlags die Gespräche über die wesentlichen Konditionen eines potenziellen Zusammenschlusses unter Gleichen wieder aufzunehmen. Laut Linde-Pressemitteilung vom 7. Dezember unterstützten alle Mitglieder des Aufsichtsrats die Wiederaufnahme der Gespräche. Gleichzeitig hat Linde-CEO Dr. Wolfgang Büchele noch am gleichen Tag sein Mandat niedergelegt, um - wie es heißt - die Kontinuität bei den anstehenden Verhandlungen mit Praxair zu gewährleisten.

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Als neuer Vorstandsvorsitzender wurde nur einen Tag später Professor Dr. Aldo Belloni berufen. Belloni (66), der von 2000 bis 2014 Vorstandsmitglied von Linde war, ist bis Ende 2018 bestellt. Mit der Wiederaufnahme der Fusionsgespräche rückt ein Zusammenschluss von Linde und Praxair näher. Büchele hatte nach eigener Aussage bereits Weichen für die eigene Zukunft gestellt und handle mit diesem Schritt im besten Interesse des Unternehmens. Mit seiner Nachfolgeregelung sieht er die erforderliche Kontinuität für die anspruchsvollen Aufgaben der kommenden Monate ohne Unterbrechung gewährleistet. Zitat Büchele: „Ich freue mich sehr, dass die führende globale Rolle von Linde mit der Wiederaufnahme der Fusionsgespräche in greifbare Nähe rückt.“

Aufsichtsratschef Prof. Dr. Wolfgang Reitzle freut sich vor allem über die Rückkehr von Aldo Belloni, mit dem er viele Jahre im Vorstand der Linde zusammengearbeitet hat. In der neuen, alten Führungskonstellation sieht Reitzle offenbar die besten Rahmenbedingungen „in einer Zeit in der wir unsere Zukunft als global Player neu definieren“. Es gebe niemanden, so Reitzle, der besser wisse als Aldo Belloni, wie entscheidend in der Branche Größe und Wettbewerbsfähigkeit für den langfristigen Erfolg seien. Belloni bringt 34 Jahre Linde-Erfahrung mit.

Wie das Manager Magazin berichtet, habe Praxair offenbar nach dem ersten gescheiterten Anlauf ausreichend Zugeständnisse an die Münchner gemacht. Zwei Konzernzentralen in Bayern und den USA seien denkbar. Demnach könnte Praxair auch vom Engineering Know-how der Münchner profitieren und würde seine Anlagen künftig von Linde beziehen und sie nicht wie bisher am Markt kaufen müssen.

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