Grenzen in der Prozessautomatisierung überwinden 79. Namur-Hauptsitzung bietet Lösungen zur Optimierung in der globalen Prozessindustrie
Naturgemäß sind die Erwartungen an die Namur-Hauptsitzung hoch – und auch diesmal wurden sie nicht enttäuscht. Viele spannende und zukunftsweisende Vorträge und Diskussionen rund um Themen wie Remote Operation, Industrie 4.0, modularisierte Automatisierung und Plant Performance zeigten bereits am ersten Tag in welche Richtung Anwender und Ausrüster in der Prozessautomatisierung drängt. Die Branche muss Grenzen überwinden, um zu neuen Lösungen zu kommen.
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Bad Neuenahr – Volles Haus, gute Stimmung! Das sind beste Voraussetzungen, um die vielen spannenden und zukunftsweisenden Themen auf der diesjährigen Namur-Hauptsitzung zu präsentieren und diskutieren. Dies versprach Namur-Vorsitzender, Dr. Wilhelm Otten bereits in seiner Eröffnungsansprache an die rund 650 Teilnehmer. Mit der Teilnehmerzahl stieß man nicht nur an die Grenzen der örtlichen Gegebenheiten, sondern die Interessensgemeinschaft Automatisierungstechnik der Prozessindustrie forderte auch eine Öffnung der Grenzen der bisherigen Automatisierungstechnik. Dies scheint angesichts der veränderten Märkte wohl mehr denn je nötig.
Viele Stimmen zur und Impressionen von der Namur-Hauptsitzung 2016 haben wir in einer Bildergalerie für Sie zusammengestellt:
So wird es für Produzenten in der Prozessindustrie unverzichtbar, Prozesse und Abläufe global zu steuern und zu optimieren – z.B. durch die Integration unterschiedlicher Geschäftsvorgänge, die Expansion in Wachstumsmärkte und die Erweiterung der bestehenden Wertschöpfungsketten über regionale Grenzen und Branchen hinweg. In allen Vorträgen – sowohl von Anwender- als auch Ausrüsterseite – werden die Forderungen nach mehr Effizienz und Flexibilität der Produktionsbetriebe propagiert, um die steigenden Kundenanforderungen nach zunehmend spezifizierten Produkten oder ähnliches zu erfüllen.
Auch in der Namur spiegele sich steigende Dynamik, wie Otten zu berichten weiß. „Die Anzahl der Adhoc-Arbeitskreise hat spürbar zugenommen und die Arbeit wird deutlich interaktiver“. Nicht zuletzt auch durch die weiter vorangetriebene Internationalisierung, die sich die Namur auf ihre Fahnen geschrieben hat. In China ist die Namur schon einige Jahre mit einer eigenen Hauptsitzung vertreten, und die chinesischen Kollegen haben bereits zwei NE/NA hervorgebracht. In den USA gab es bisher keine vergleichbare Organisation, die die Interessen von Anwendern in der Automatisierungstechnik vertritt. Auch das konnte mit der Gründung einer Automation Working Group unter dem Dach des ACC (American Chemistry Councils) Anfang Oktober dieses Jahres in Texas umgesetzt werden. Mit dabei sind Unternehmen wie Air Liquide, BASF, Dow, Bayer, Covestro, Evonik, Exxonmobil und Invista.
Mit Innovationen komplexe Probleme lösen
Den diesjährigen Sponsor Yokogawa und Namur verbindet eine lange Zusammenarbeit. Bereits 2005 war der japanische Automatisierungskonzern als Sponsor an Bord. Es gelte heute viele Herausforderungen zu lösen, eröffnete Yokogawa-CEO Takashi Nishijima den Sponsoren-Vortrag – angefangen bei einer wachsenden Weltbevölkerung, über den Umgang mit verknappenden Ressourcen bis hin zur Klimaveränderung. „Gleichzeitig wird die Welt in unseren Produktionsanlagen zunehmend komplexer, etwa durch Vernetzung und Cyberangriffe“, so Nishijima. Diese großen Aufgaben lassen sich seiner Einschätzung nach nur mit Innovationen lösen. Sein Credo: „Yokogawa liefert Lösungen ohne Grenzen für alle Arten von Unternehmen.“ Eindrucksvoller Beleg der Automatisierungskompetenz sind rund 40.000 weltweit durchgeführte Automatisierungsprojekte.
Wie Innovationen für Anwender in der Prozessindustrie aussehen können, zeigte anschließend Dr. Andreas Helget, Geschäftsführer Yokogawa Deutschland, an vielen Beispielen auf. „Das automatisierungstechnische Herz einer Anlage ist nach wie vor das Leitsystem, und dies wird auch so bleiben“, zeigte sich Helget überzeugt, machte aber deutlich, dass Asset Management und anlagennahes AMS längst Realität sind und die Aufgabengebiete erweitert haben. Es solle niemanden verunsichern, dass die Automatisierungspyramide an ihre Grenzen stößt und sich auflöst. „Schließlich ist sie nur ein Modell“, so Helget. Eine flexible Automation, eine optimierte Produktion und Services nach Maß seien heute unabdingbare Voraussetzungen für erfolgreiche Produzenten, aber auch die gute Zusammenarbeit zwischen Betreiber und Ausrüster.
Neben der Automation Design Suite von Yokogawa stellte der Deuschland-Chef von Yokogawa daher mehrere Tools und Projekte vor, wie sich mithilfe von innovativen Ideen eine Anlage optimieren lässt, etwa mit einer modellprädiktiven Regelung, Big Data oder statistischen Verfahren. Mit letzteren gelang es beispielsweise in einem Polymeratisionsprozess bereits fünf Stunden vor einer kritischen Situation einzugreifen, statt – wie früher – die wesentlichen Informationen erst wenige Minuten vor dem Shutdown wegen überhöhter Temperaturen zu bekommen.
Ein weiteres Beispiel kommt aus der Wartung: Hier wurde Augmented Reality in einem produzierenden Unternehmen im Industriepark Höchst mit großem Erfolg erprobt. Dem Wartungspersonal wurden auf Tablets und auf dem Monitor ergänzende, nutzbringenden Informationen in die Wartungs-Software eingespielt. Helget betonte in seinem Vortrag, dass man nicht immer vollständige virtuelle Lösungen benötigt, sondern bereits mit wenig Aufwand einen großen Nutzen erzielen kann.
Yokogawas Vice President Satoru Kurosu ergänzte die Ideen und betonte den zunehmenden Stellenwert von Services im Portfolio des Automatisierungskonzerns. All dies sei jedoch nicht denkbar ohne ein hohes Maß an IT-Sicherheit. Hier sieht sich Yokogawa nicht zuletzt aufgrund seiner vielen Projekte mit Shell und Cisco in einer Vorreiterrolle.
Wie es weiterging am ersten Tag in Bad Neuenahr, u.a. mit den Herausforderungen bei der Plant Performance, lesen Sie auf der nächsten Seite.
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